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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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AuS: Fröhlich, „Ncilc Bordclliililftcr sür Stickcrci llild Wcberei", <Vcrgl. S. 182.>

B ü chers ch a u.

XIV.

L- A. von Drach, Ältere Silberarbeiten
in den königl. Sammlnngen zuKassel.
Mit urkundlichen Nachrichten und einem
Anhang: der Hessen-Kasselsche Silberschatz
zu Anfang des 17. Jahrhnnderts und seine
späteren Schicksale. VIII. und 46 S. Text
nebst 21 Tafeln in Lichtdrnck. Jn 250
Exemplaren gedruckt. Marburg, N. G.
Elwertsche Verlagshandlung. Prachtaus-
gabe 60 Mk. Gewöhnliche Ausgabe 42
resp. 36 Mk.

X. L. Kassels Name ist in aller Mnnde,
wenn von uiederländischer Malerei die Rede
ist; so selten die Eingeborenen das Galerie-
gebäude betretcn, so besucht ist es von Fremden.
Uber den Schätzen im Obergeschosse und ihrem
Weltruf sind die Kunstwerke, welche im „Unter-
stock" eine (recht bescheidene) Aufstellnng gefnn-
den haben, fast vergessen, wenn sie heute auch
besser zur Geltung kommen als früher in den
vden Hallen des Museum Fridericianum. Nur
der Kunstfreund, den Beruf oder Neigung zu
eingehenderem Studium der Werke alter Klein-
knnst nach Kassel führt, weiß, welche Schätze
das Galeriegebäude außer den Gemälden birgt.
Diese geringe Bekanntschast der Kasseler Samm-
lung hat ihren Grund zum Teil wohl darin,
daß von Kassel aus niemals etwas geschehen
ist, die Sammlung bekannter zu machen. Der
kleine „Führer" von Lenz ist ein recht branch-
bares Buch bei Besichtignng der Sammlung,
außerhalb derselben kann man wenig damit
anfangen. Auch sind vor einer Reihe von
Jahren eine Anzahl Gegenstände photographirt
worden, doch scheint bei der Auswahl mehr der

Geschmack der Photographen als der Beamten
gewaltet zu haben: Vvn den wichtigen Stücken
sind nur eine verschwindende Anzahl in diese
übrigens wenig verbreitete Photographienaus-
gabe aufgenommen.

llnd doch hätte dicse Abteilung der Kasse-
ler Sammlungen eine würdige Publikation längst
verdient, nicht bloß wegen der Kostbarkeit der
Stücke und ihrer Verwendbarkeit als Vorbilder
in unseren Tagen, sondern auch aus dem Grund,
weil über den früheren nnd jetzigen Bestand
weit zurückgehende nrkundliche Nachrichten vor-
handen sind. Nur wenige Sammlungen können
sich dessen rühmen: so das Dresdener historische
Musenm und Grüne Gewölbe, sowie die kaiser-
lichen Sammlungen zu Wien. Es bedarf keines
Hinweises auf den Wert derartiger alten Jn-
ventare für die Geschichte der betreffenden
Sammlungen, der Herkunft der Stücke rc.; sie
enthalten aber auch weiter wichtige Beiträge
zur Kulturgeschichte, haben uns Namen unb
Zweck manches Gerätes aufbewahrt, geben Auf-
schlnß über Sitten und Gewohnheiten vergan-
gener Zeiten — kurz enthalten ein nach allen
Richtungen hin lehrreiches nnd wcrtvolles Ma-
terial.

v. Drach druckt zwei solchcr Jnventarc des
Hessen-Kasselschen Silberschatzes ab: das des
Landgrasen Moritz 1613 und seiner zweiten
Gemahlin Juliane von 1607. Beide sind
neue Beweise von der für unsere heutigen Be-
griffe ganz unerhörten Fülle von altem Silber-
gerät, welche ein Fürstenhaus vor dem dreißig-
jährigen Krieg zu besitzen Pstegte. Mochte auch
ein Teil eigentliches Tafelgerät, also ohne
künstlerischen Wert, ja geradezu eine Art Fami-
 
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