No. 6. Genähle Spitze aus roler Seide.
2lus der ^pitzensammlung des Kunstgewerbelnuseulns
zu Berlnl.
Von Mar Heiden.
Mit Illustrationen.
?luf den Umfang der Spitzensammlung des
Berlincr Kunstgewerbemusenms ist bereits ge-
legentlich einer kleinen SonderaussteNnng der-
selben in der Knnstchronik, Jahrgang 1884 85,
Nr. 13 hingewiesen worden; den Vvn verschie-
denen Seiten ausgesprochenen Wünschen ent-
gegenkommend, lassen wir zur weiteren
Ergänznng cinige Abbildnngen mit kurzen Er-
läuternngcn folgen.
Diese Erläuterungen sollen nicht etwa eine
„Geschichte der Spitzen" gebcn, sondern an der
Hand der Technik eine Einteilnng der Spitzen
nach diesen Gesichtspunkten versuchen.
Als Spitze bezeichnet man eine dnrch ver-
schiedenartigc Verschlingungen von Fäden her-
gestellte dnrchbrochene Arbeit: speziell versteht
man darunter den Besatz, die zackige Kante einer
Decke oder eines Gewandes. Je nach der Ver-
fertigung nnterscheidet man zwei Hauptgruppen
von Spitzen: Nadelarbeiteu und Klöppel-
arbeiten.
Bevor man aber auf die durch Nadel und
Klöppel hergestellte kunstvolle Verschlingnng vou
Fäden kam, erfuhr das einsache Netz, welches
bis zuin gewissen Grade alleu Spitzeu der
frühesten Zeit zur Grundlage dient, eine
weitere Ausbildung und es entstanden zuerst
aus der Handflechterei die mit Zuhilfenahme
verschiedener Werkzeuge gefertigten Maschen-
werke: Filetarbeit, Strickerei und Häkelei.
Man kann daher diese Arbciten als die Vor-
läuser der Spitze bezeichneu.
Eiu netzartiger Grund ist auch durch das
Ausziehen von Fäden Herzustellen, es ist dies
eine uralte, jedoch erst später zur Ausbilduug
gelangte Technik, welche im 16. Jahrhundert
in Jtalien unter dem Namen i>unta tiiata zu
großer künstlerischeu Entfaltung kam.
Znr Herstellnng des Filets, ein netzartiges
Geflecht mit Knoten an den Kreuzungspunkten,
bedient man sich eines Stabes und einer an
den Enden geteilteu langen Nadel, auf welche
der Arbeitsfaden aufgewickelt ist. Die Stärke
des Stabes bedingt die Weite der Mascheu.
Da die Aufertignng eines Filetnetzes der
eigentlichen Strickerei sehr uahe kommt, spricht
man auch von einer Filetstrickerei.
Uuter Stricken versteht man nach einer im
Jahre 1804 in Leipzig von Netto und Leh-
mann herausgegebenen „Anweisung alle, so-
wohl gewöhnliche als anch künstliche Arteu von
Strickerei nach Zeichnungen zu verfertigen,"
„die Herstellung jenes künstlichen Geflechtes aus
einem Faden, der vermittelst zweier Nadeln
abwechselnd so lange durch die aus sich selbst
gebildeten Schlingen gezogen und wieder in
neue Schlingen verwandelt wird, bis dadurch
ein Zeug entsteht, das dem Gewebe, das durch
mehrere Fädeu, — durch Kette und Einschlag,
— gebildet wird, im Gebrauch nud Ausehen
nahe kommt."
Natürlich entstehen auch durchbrochene Kan-
ten, also Spitzen, durch Strickerei, uud es ist
uicht uuwahrschcinlich, daß diese mühsame Art
der Strickerei als der Vorläuser der geklöppelten
Spitzen angesehen werden kaun, zumal jene
Technik eine uralte ist.
Für die spätere Entwickelung der Strickerei
2lus der ^pitzensammlung des Kunstgewerbelnuseulns
zu Berlnl.
Von Mar Heiden.
Mit Illustrationen.
?luf den Umfang der Spitzensammlung des
Berlincr Kunstgewerbemusenms ist bereits ge-
legentlich einer kleinen SonderaussteNnng der-
selben in der Knnstchronik, Jahrgang 1884 85,
Nr. 13 hingewiesen worden; den Vvn verschie-
denen Seiten ausgesprochenen Wünschen ent-
gegenkommend, lassen wir zur weiteren
Ergänznng cinige Abbildnngen mit kurzen Er-
läuternngcn folgen.
Diese Erläuterungen sollen nicht etwa eine
„Geschichte der Spitzen" gebcn, sondern an der
Hand der Technik eine Einteilnng der Spitzen
nach diesen Gesichtspunkten versuchen.
Als Spitze bezeichnet man eine dnrch ver-
schiedenartigc Verschlingungen von Fäden her-
gestellte dnrchbrochene Arbeit: speziell versteht
man darunter den Besatz, die zackige Kante einer
Decke oder eines Gewandes. Je nach der Ver-
fertigung nnterscheidet man zwei Hauptgruppen
von Spitzen: Nadelarbeiteu und Klöppel-
arbeiten.
Bevor man aber auf die durch Nadel und
Klöppel hergestellte kunstvolle Verschlingnng vou
Fäden kam, erfuhr das einsache Netz, welches
bis zuin gewissen Grade alleu Spitzeu der
frühesten Zeit zur Grundlage dient, eine
weitere Ausbildung und es entstanden zuerst
aus der Handflechterei die mit Zuhilfenahme
verschiedener Werkzeuge gefertigten Maschen-
werke: Filetarbeit, Strickerei und Häkelei.
Man kann daher diese Arbciten als die Vor-
läuser der Spitze bezeichneu.
Eiu netzartiger Grund ist auch durch das
Ausziehen von Fäden Herzustellen, es ist dies
eine uralte, jedoch erst später zur Ausbilduug
gelangte Technik, welche im 16. Jahrhundert
in Jtalien unter dem Namen i>unta tiiata zu
großer künstlerischeu Entfaltung kam.
Znr Herstellnng des Filets, ein netzartiges
Geflecht mit Knoten an den Kreuzungspunkten,
bedient man sich eines Stabes und einer an
den Enden geteilteu langen Nadel, auf welche
der Arbeitsfaden aufgewickelt ist. Die Stärke
des Stabes bedingt die Weite der Mascheu.
Da die Aufertignng eines Filetnetzes der
eigentlichen Strickerei sehr uahe kommt, spricht
man auch von einer Filetstrickerei.
Uuter Stricken versteht man nach einer im
Jahre 1804 in Leipzig von Netto und Leh-
mann herausgegebenen „Anweisung alle, so-
wohl gewöhnliche als anch künstliche Arteu von
Strickerei nach Zeichnungen zu verfertigen,"
„die Herstellung jenes künstlichen Geflechtes aus
einem Faden, der vermittelst zweier Nadeln
abwechselnd so lange durch die aus sich selbst
gebildeten Schlingen gezogen und wieder in
neue Schlingen verwandelt wird, bis dadurch
ein Zeug entsteht, das dem Gewebe, das durch
mehrere Fädeu, — durch Kette und Einschlag,
— gebildet wird, im Gebrauch nud Ausehen
nahe kommt."
Natürlich entstehen auch durchbrochene Kan-
ten, also Spitzen, durch Strickerei, uud es ist
uicht uuwahrschcinlich, daß diese mühsame Art
der Strickerei als der Vorläuser der geklöppelten
Spitzen angesehen werden kaun, zumal jene
Technik eine uralte ist.
Für die spätere Entwickelung der Strickerei