2Züchers ch a u.
i.
Zais, Lrnst, Die Kurmainzische Pvrzellan-
manufaktur zu Höchst. Ein Beitrag znr
Geschichte des deutschen Kunstgewerbes. Mit
3 Tafeln uud 18 Abbildungen im Text. 4".
Mainz, I. Diemer. Preis 20 Mark.
k. — Ein lange erwartetes und sorg-
fältig borbereitetes Buch liegt endlich vollendet
vor. Es war seit Jahren bekannt, daß E. Zais
an einer Geschichte der Höchster Manufaktur
arbeite, auch war es wohl seine Absicht, in
der Anlage des Ganzen und durch die Methode
seiner Forschnug zn zeigen, wie derartige Ar-
beiten zu behandeln seien. Wir können ihm in
allem nur völlig beistimmen. Jn umfassender
Weise ist zunächst das urkundliche Material,
wie es die Archive zu Wie», Wiesbaden und
Würzburg boten, zu Rate gezogen, die wichtigsten
Urkunden sind sogar wörtlich abgedruckt, ein Ver-
fahren, welches wohl nur in den selteneren
analogen Fällen möglich sein wird, in denen
der Verfasser nicht auf Honorar sieht. Durch
diese Ausnutzung der llrkunden hat allerdings
die Geschichte der Manufaktur ein ganz anderes
Aussehen bekommen, als sie bisher hatte; frei-
lich beruhten die bisherigen Darstellungen zum
größten Teil auf mehr oder minder kühnen
Hypothesen und gänzlich erdichteten Fakte».
Zais bringt in den Anmerkungeu einige Belege
dafür bei, welche zwar für Eingeweihte nicht
neu, aber von neuem einen interessanten Ein-
blick gewähren, wie die jetzt noch verbreitetsten
Handbücher der Keramik „gemacht" worden sind.
Die Fabrik zu Höchst wurde von drei
Privatunternehmern durch kurfürstliches Privi-
leg 1746 gegründet — hat sich nicht aus einer
Faieucefabrik entwickelt. Schon bald nach der
Eröffnung bracheu zwischen deu Besitzern
Zwistigkeiten aller Art aus, namentlich sollte
einer derselben, Löwenfinken, ein Ofenmodell,
Maße, Fvrmen uud Farben eutwcndet uud au
eine andere Fabrik ausgeliefert resp. den Ver-
such dazu gemacht haben. Er schied iufolge-
dessen aus der Fabrik aus. Auch dem folgen-
den Direktor Baugraf beschuldigte der jetzt
alleinige Besitzer Göltz, er habe das „Arca-
num" an den Herzog von Braunschweig be-
huss Gründuug einer Fabrik verraten wollen.
Es liegt auf der Hand, daß unter solchen Ver-
hältnissen das Unternehmen uicht gedeihen
konnte. Schon Ende 1756 war nicht nur nichts
verdient, sondern über 2500 Thaler Vvrge-
schosseu. Nach Göltz' Tode (ch 1757) wurdc dic
Fabrik öffentlich zum Verkauf ausgeboten; da
sich kein Unternehmer fand, führte man sie auf
kurfürstliche Kosten weiter, griff um Waren
abzusetzen zum Mittel der Auktioneu rc. und gc-
laugtc endlich nach verschiedeucu weiteren Ver-
suchen, das Unternehmen auf gesunden Grund-
lagen neu zu fundiren, zu einer Aktiengesellschaft,
an welcher der Kursürst selbst, die höchsten
Würdenträger des Kurstaates, sodann viel
holländisches Kapital beteiligt waren. Abcr
auch dieser Ausweg vermochte finanzielle
Schwierigkeiten aller Art nicht zu hindern.
Man griff, wie übrigens auch anderwärts, zu
Lotterien (ohne Nieten!), doch mußte der Kur-
fürst wiederholt mit barem Geld dem Uuter-
nehmen beispringen, um es überhaupt zu halten,
und war eudlich gezwuugen die Fabrik ans
i.
Zais, Lrnst, Die Kurmainzische Pvrzellan-
manufaktur zu Höchst. Ein Beitrag znr
Geschichte des deutschen Kunstgewerbes. Mit
3 Tafeln uud 18 Abbildungen im Text. 4".
Mainz, I. Diemer. Preis 20 Mark.
k. — Ein lange erwartetes und sorg-
fältig borbereitetes Buch liegt endlich vollendet
vor. Es war seit Jahren bekannt, daß E. Zais
an einer Geschichte der Höchster Manufaktur
arbeite, auch war es wohl seine Absicht, in
der Anlage des Ganzen und durch die Methode
seiner Forschnug zn zeigen, wie derartige Ar-
beiten zu behandeln seien. Wir können ihm in
allem nur völlig beistimmen. Jn umfassender
Weise ist zunächst das urkundliche Material,
wie es die Archive zu Wie», Wiesbaden und
Würzburg boten, zu Rate gezogen, die wichtigsten
Urkunden sind sogar wörtlich abgedruckt, ein Ver-
fahren, welches wohl nur in den selteneren
analogen Fällen möglich sein wird, in denen
der Verfasser nicht auf Honorar sieht. Durch
diese Ausnutzung der llrkunden hat allerdings
die Geschichte der Manufaktur ein ganz anderes
Aussehen bekommen, als sie bisher hatte; frei-
lich beruhten die bisherigen Darstellungen zum
größten Teil auf mehr oder minder kühnen
Hypothesen und gänzlich erdichteten Fakte».
Zais bringt in den Anmerkungeu einige Belege
dafür bei, welche zwar für Eingeweihte nicht
neu, aber von neuem einen interessanten Ein-
blick gewähren, wie die jetzt noch verbreitetsten
Handbücher der Keramik „gemacht" worden sind.
Die Fabrik zu Höchst wurde von drei
Privatunternehmern durch kurfürstliches Privi-
leg 1746 gegründet — hat sich nicht aus einer
Faieucefabrik entwickelt. Schon bald nach der
Eröffnung bracheu zwischen deu Besitzern
Zwistigkeiten aller Art aus, namentlich sollte
einer derselben, Löwenfinken, ein Ofenmodell,
Maße, Fvrmen uud Farben eutwcndet uud au
eine andere Fabrik ausgeliefert resp. den Ver-
such dazu gemacht haben. Er schied iufolge-
dessen aus der Fabrik aus. Auch dem folgen-
den Direktor Baugraf beschuldigte der jetzt
alleinige Besitzer Göltz, er habe das „Arca-
num" an den Herzog von Braunschweig be-
huss Gründuug einer Fabrik verraten wollen.
Es liegt auf der Hand, daß unter solchen Ver-
hältnissen das Unternehmen uicht gedeihen
konnte. Schon Ende 1756 war nicht nur nichts
verdient, sondern über 2500 Thaler Vvrge-
schosseu. Nach Göltz' Tode (ch 1757) wurdc dic
Fabrik öffentlich zum Verkauf ausgeboten; da
sich kein Unternehmer fand, führte man sie auf
kurfürstliche Kosten weiter, griff um Waren
abzusetzen zum Mittel der Auktioneu rc. und gc-
laugtc endlich nach verschiedeucu weiteren Ver-
suchen, das Unternehmen auf gesunden Grund-
lagen neu zu fundiren, zu einer Aktiengesellschaft,
an welcher der Kursürst selbst, die höchsten
Würdenträger des Kurstaates, sodann viel
holländisches Kapital beteiligt waren. Abcr
auch dieser Ausweg vermochte finanzielle
Schwierigkeiten aller Art nicht zu hindern.
Man griff, wie übrigens auch anderwärts, zu
Lotterien (ohne Nieten!), doch mußte der Kur-
fürst wiederholt mit barem Geld dem Uuter-
nehmen beispringen, um es überhaupt zu halten,
und war eudlich gezwuugen die Fabrik ans