Raildverzierung von einem orientalischen Eindand.
Aleine ^Nitteilungen.
Au? ZNuscen.
X. 2. Straßburg, 27. April. Am 8. ds. Mts.
ist das neugegründetc städtische Kunstgewerbe-
museum eröffnet worden, welches in der „Alten
Metzig", einem srüher als Stadtbibliothek verwendeten
Bauwerke des alten Speklin, untergebracht und der
Leitung des frühern Senatssekretärs an hiesiger Uni-
versität, vr. Schricker, anvertraut ist, dessen Verdienst
es ist, die Anstalt ins Leben gerufen und die erste
Ordnung der Sammlung mit großer Sachkunde und
Geschmack durchgeführt zu haben. Wenn irgendwo
in Deutschland, so war grade in Straßburg die Er-
richtung eines Kunstgewerbemuseums ein unabweis-
liches Bedürfnis. Die einheimischen Gewerbetreiben-
den stehen heute noch unter Bevormundung der
französischen Hauptstadt; den eingewanderten deutschen
Meistcrn und Kaufleuten aber gelingt es nur all-
mählich, deutsche Muster zur Geltung und Nach-
ahmung zu bringen, wenn auch die kunstgewerblichen
Ausstellungen in Deutschland, besonders die letzte von
Freiburg i. Br., vielfach anregend und bestimmend
gewirkt haben, wie andererseits auch die Erzeugnisse
der oberelsässischen Weberei und Zeugdruckerei, der
Töpferei in Saargemünd, der Glasbläserei in St.
Ludwig in Lothringen u. s. w. in Deutschland immer
mehr Beachtung finden. Es war daher gewiß ein
glücklicher Gedanke, in Straßburg eine Mustersamm-
lung zu errichten, welche die Verglsichung der Er-
zeugnisse des Gewerbes rechts und links des Rheincs
ermöglichen wird. Das Kunstgewerbemuseum hat es
sich daher in erster Linie zur Aufgabe gesetzt, Muster-
vorlagen und Mustersammlungen für die verschiede-
nen Handwerkszweige zu schaffen; unter letztern
nimmt die erste Stelle die von der Stadt erworbene
Lippmannsche Sammlung von Schmiede- nnd
Schlosserarbeiten ein, auf welche früher (III, S. 67)
im Kunstgewerbeblatt hingewiesen ist. Auch die
Mustersammlumg für Holz- und Flachschnitzerei wie
für Kunsttischlerei ist eine sehr reichhaltige, besonders
was Bilderrahmen betrifft. Zu den Mustersamm-
lungen sind ferner zu rechnen vollständige Zimmer-
einrichtungen im Stile der gotischen, der Re-
naiffance und der Rococo-Zeit. Zu letzterm sind
ausschließlich die von der Stadt Straßburg aus dem
Nachlasse König Ludwigs II. von Bayern erworbenen
Stücke, Wandsüllungen (spielende Amoretten nach
Boucher), Zimmerdecke, Spiegel, Bilder, Lehnstühle,
Tische u. s. w., verwandt wvrden. Das Ganze bil-
dete früher das Schlafzimmcr des KönigS in Linder-
hof. Aus dem Nachlasse des kunstsinnigen Königs
stammt ferner noch eine Reihe anderer Gegenstände
verschiedenster Art, darunter eine Reihe von Thon-
und Porzellanarbeiten, Gegenstände mannigfachster
Art aus Bronze, darunter der heilige Georg von
Halbreiter, Jeanne d'Arc von Frönier, das von
Harrach u. Sohn in München gefertigte Modell
einer Krönungskutsche des Königs, Elfenbeinschnitze-
reien, Glasarbeiten, darunter alte mit dem Diamant-
stichel gearbeitete Stücke aus Murano, alte Porzellan-
arbeitcn aus Sovres, Meißen u. s. w., Majoliken,
Limoges, Nachbildungen der verschiedensten Muster,
Waschgeräte, Schreibzeug u. s. w. Neben diesen
Prachtstücken finden wir in der Abteilung von Thon
arbeiten auch Musteriverke aus der im vorigcn Jahr-
hundert von den Marquis de Custines gegründeten
Fabrik von Niederweiler bei Saarburg. Die Samm-
lung hat auch schon verschiedene Gaben aus dem
Lande zu verzeichnen; auch der Statthalter Fürst v.
Hohenlohe hat der Sammlnng Geschenke zugewandt;
insbesondere die in Freiburg erworbenen Porzellane
in dcn verlorengegangenen Lustrefarben, deren Wie
derfindung das Verdienst von Kornhaas in Villingen
ist. Ein von vr. Schricker verfaßter „Führer durch
das Knnstgewerbemuseum in Straßburg" zeigt, daß
die Leitung ihre besondere Aufmerksamkeit der Vor-
lagensammlung zuwendet; denn auf Benutzung dieser
durch eine gut gewählte Bibliothek und Zeitschriften
unterstützten Sammlung ist in erster Linie der Zweck
des Kunstgewerbemuseums gerichtet.
Au^stellungcn.
Reichenberg. Jm Nordböhmischen Gewerbe-
Museum findet in der zweiten Hälfte Mai und im
Anfang Juni eine Ausstellung einer größern An-
zahl gewerblicher Fachschulen des Handelskammer-
bezirkes Reichenberg statt. An derselben beteiligen sich
in hervorragendem Maße die k. k. kunstgewerbliche
Fachschule für Quincaillerie und Glasindustrie in Gab-
lonz, die k. k. kunstgetverbliche Fachschule für Glas-
und Metallindustrie in Steinschönau, die k. k. kunst-
gewerbliche Fachschule für Glasindustrie in Haida,
die k. k. Fachschulen für Weberei in Numburg und
Schluckenau, die k. k. Fachschulen für Thonindustrie
in Teplitz und Tetschen, die k. k. Fachschule für
Edelsteinbearbeitung in Turnau und die k k. Fach
schule sür Kunstschlosserei in Königgrätz. Die her-
vorragende Bedeutung, welche das industrielle
Aleine ^Nitteilungen.
Au? ZNuscen.
X. 2. Straßburg, 27. April. Am 8. ds. Mts.
ist das neugegründetc städtische Kunstgewerbe-
museum eröffnet worden, welches in der „Alten
Metzig", einem srüher als Stadtbibliothek verwendeten
Bauwerke des alten Speklin, untergebracht und der
Leitung des frühern Senatssekretärs an hiesiger Uni-
versität, vr. Schricker, anvertraut ist, dessen Verdienst
es ist, die Anstalt ins Leben gerufen und die erste
Ordnung der Sammlung mit großer Sachkunde und
Geschmack durchgeführt zu haben. Wenn irgendwo
in Deutschland, so war grade in Straßburg die Er-
richtung eines Kunstgewerbemuseums ein unabweis-
liches Bedürfnis. Die einheimischen Gewerbetreiben-
den stehen heute noch unter Bevormundung der
französischen Hauptstadt; den eingewanderten deutschen
Meistcrn und Kaufleuten aber gelingt es nur all-
mählich, deutsche Muster zur Geltung und Nach-
ahmung zu bringen, wenn auch die kunstgewerblichen
Ausstellungen in Deutschland, besonders die letzte von
Freiburg i. Br., vielfach anregend und bestimmend
gewirkt haben, wie andererseits auch die Erzeugnisse
der oberelsässischen Weberei und Zeugdruckerei, der
Töpferei in Saargemünd, der Glasbläserei in St.
Ludwig in Lothringen u. s. w. in Deutschland immer
mehr Beachtung finden. Es war daher gewiß ein
glücklicher Gedanke, in Straßburg eine Mustersamm-
lung zu errichten, welche die Verglsichung der Er-
zeugnisse des Gewerbes rechts und links des Rheincs
ermöglichen wird. Das Kunstgewerbemuseum hat es
sich daher in erster Linie zur Aufgabe gesetzt, Muster-
vorlagen und Mustersammlungen für die verschiede-
nen Handwerkszweige zu schaffen; unter letztern
nimmt die erste Stelle die von der Stadt erworbene
Lippmannsche Sammlung von Schmiede- nnd
Schlosserarbeiten ein, auf welche früher (III, S. 67)
im Kunstgewerbeblatt hingewiesen ist. Auch die
Mustersammlumg für Holz- und Flachschnitzerei wie
für Kunsttischlerei ist eine sehr reichhaltige, besonders
was Bilderrahmen betrifft. Zu den Mustersamm-
lungen sind ferner zu rechnen vollständige Zimmer-
einrichtungen im Stile der gotischen, der Re-
naiffance und der Rococo-Zeit. Zu letzterm sind
ausschließlich die von der Stadt Straßburg aus dem
Nachlasse König Ludwigs II. von Bayern erworbenen
Stücke, Wandsüllungen (spielende Amoretten nach
Boucher), Zimmerdecke, Spiegel, Bilder, Lehnstühle,
Tische u. s. w., verwandt wvrden. Das Ganze bil-
dete früher das Schlafzimmcr des KönigS in Linder-
hof. Aus dem Nachlasse des kunstsinnigen Königs
stammt ferner noch eine Reihe anderer Gegenstände
verschiedenster Art, darunter eine Reihe von Thon-
und Porzellanarbeiten, Gegenstände mannigfachster
Art aus Bronze, darunter der heilige Georg von
Halbreiter, Jeanne d'Arc von Frönier, das von
Harrach u. Sohn in München gefertigte Modell
einer Krönungskutsche des Königs, Elfenbeinschnitze-
reien, Glasarbeiten, darunter alte mit dem Diamant-
stichel gearbeitete Stücke aus Murano, alte Porzellan-
arbeitcn aus Sovres, Meißen u. s. w., Majoliken,
Limoges, Nachbildungen der verschiedensten Muster,
Waschgeräte, Schreibzeug u. s. w. Neben diesen
Prachtstücken finden wir in der Abteilung von Thon
arbeiten auch Musteriverke aus der im vorigcn Jahr-
hundert von den Marquis de Custines gegründeten
Fabrik von Niederweiler bei Saarburg. Die Samm-
lung hat auch schon verschiedene Gaben aus dem
Lande zu verzeichnen; auch der Statthalter Fürst v.
Hohenlohe hat der Sammlnng Geschenke zugewandt;
insbesondere die in Freiburg erworbenen Porzellane
in dcn verlorengegangenen Lustrefarben, deren Wie
derfindung das Verdienst von Kornhaas in Villingen
ist. Ein von vr. Schricker verfaßter „Führer durch
das Knnstgewerbemuseum in Straßburg" zeigt, daß
die Leitung ihre besondere Aufmerksamkeit der Vor-
lagensammlung zuwendet; denn auf Benutzung dieser
durch eine gut gewählte Bibliothek und Zeitschriften
unterstützten Sammlung ist in erster Linie der Zweck
des Kunstgewerbemuseums gerichtet.
Au^stellungcn.
Reichenberg. Jm Nordböhmischen Gewerbe-
Museum findet in der zweiten Hälfte Mai und im
Anfang Juni eine Ausstellung einer größern An-
zahl gewerblicher Fachschulen des Handelskammer-
bezirkes Reichenberg statt. An derselben beteiligen sich
in hervorragendem Maße die k. k. kunstgewerbliche
Fachschule für Quincaillerie und Glasindustrie in Gab-
lonz, die k. k. kunstgetverbliche Fachschule für Glas-
und Metallindustrie in Steinschönau, die k. k. kunst-
gewerbliche Fachschule für Glasindustrie in Haida,
die k. k. Fachschulen für Weberei in Numburg und
Schluckenau, die k. k. Fachschulen für Thonindustrie
in Teplitz und Tetschen, die k. k. Fachschule für
Edelsteinbearbeitung in Turnau und die k k. Fach
schule sür Kunstschlosserei in Königgrätz. Die her-
vorragende Bedeutung, welche das industrielle