B ü ch e r s ch a u.
x.
Deutsche Renaissance in Osterreich. Heraus-
gegeben von A. Ortwein, R. Bakalo-
witz, W. Schulmeister, M. Bischof
und Franz Pankert. II. Band: Oberöster-
reich, Salzkammergnt und Tirol. Leipzig,
E. A. Seemann.
Das Lob, das dem ersten Bande dieses
Werkes an dieser Stelle (I, 31—35) hinsicht-
lich seiner Ausstattnng gespendet wurde, trifft
mit nicht minderem Rechte auch diesen ab-
schließenden Band. Dieselben Kräfte begrüßen
wir bei der Arbeit, dieselbe Sachkenntnis hat
die Gegenstände gesammelt, dieselbe Sorgfalt
ihre Darstcllung geleitet.
Es sind vorwiegend kunstgewerbliche
Erzeugnisse deutscher Renaissance, welche in
deni Werke vereinigt wurden: und das nimmt
"icht wunder, wenn man bedenkt, daß die
monumentale Renaissance Österreichs keines-
wegs eine der deutschen annähernde Selbständig-
keit erlangt hat. Jtalienischer Einfluß hat in
den traditionsarmen halbslawischen Landen und
den mit Jtalien eng verknüpsten südlichen Land-
schaften den Werken der Baukunst ein entschei-
dendes Gepräge aufgedrückt. Jn den Kreisen
er Handwerker aber, in den österreichischen
^ ivenländern so gut wic in Deutsch-Böhmen,
Ichlug djx deutsch-nationale Ader am vernehm-
'chsten, und so sehr sie auch italienischer Weise
berpflichwt sind, dcutsche Art haben sie nicht
dmleugnet. Am deutlichsten tritt sie hervor
im Schmiedewerk, im Mobiliar und Geräte.
Namentlich Oberösterreich ist reich an Kunst-
schmiedearbeiten. Zum großen Teile frei-
lich gehören sie dem 17. Jahrhundert an.
Schmiedeeiserne Grabkreuze mit charakteristi-
schen Überdachungen, Gitter in Ort, in Goisern,
vor allem in Lambach, dann in Salzburg (s.
Abbild.) sind von hohem vorbildlichen Wert.
Mannigfaltigste Anregung wird der Möbel-
tischler und Schreiner in der ungemein großen
Menge herrlicher Täfelungen (Thüren, Wand-
verkleidungen) und Schränke finden. Wenige
dieser Werke entstammen der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts, die meisten sind später,
alle also aus einer Zeit, da die naive An-
wendung italienisirender Formen einer mehr
verständigen oder bewußt willkürlichen Weise
Platz gemacht hat. Besonderen Reiz verleihen
den Werken der klare architektonische Aufban
und die gefällige Belebung der Flächen mit
eingelegten Holzarbeiten. Auch das Beschlag-
wcrk bricht sich breite Bahn, die Hauptkosten
des Möbelschmuckes aber bestreitet die wech-
selnde Anwendung farbiger Hölzer und die
Füllungen mit zierlich gemusterten Jntarsien
(zuweilen in oontrs-partio, als „Mannl und
Weibl"). Jn den meisten Fällen genügte dem
Möbelschreiner der Kontrast einer hellen und
einer dunklen Holzart — wie auf der Truhe,
welche wir oben verkleinert wiedergeben —;
nur ausnahmsweise griff der Marqueteur zu
reicheren Mitteln und setzt aus verschieden ge-
14»
x.
Deutsche Renaissance in Osterreich. Heraus-
gegeben von A. Ortwein, R. Bakalo-
witz, W. Schulmeister, M. Bischof
und Franz Pankert. II. Band: Oberöster-
reich, Salzkammergnt und Tirol. Leipzig,
E. A. Seemann.
Das Lob, das dem ersten Bande dieses
Werkes an dieser Stelle (I, 31—35) hinsicht-
lich seiner Ausstattnng gespendet wurde, trifft
mit nicht minderem Rechte auch diesen ab-
schließenden Band. Dieselben Kräfte begrüßen
wir bei der Arbeit, dieselbe Sachkenntnis hat
die Gegenstände gesammelt, dieselbe Sorgfalt
ihre Darstcllung geleitet.
Es sind vorwiegend kunstgewerbliche
Erzeugnisse deutscher Renaissance, welche in
deni Werke vereinigt wurden: und das nimmt
"icht wunder, wenn man bedenkt, daß die
monumentale Renaissance Österreichs keines-
wegs eine der deutschen annähernde Selbständig-
keit erlangt hat. Jtalienischer Einfluß hat in
den traditionsarmen halbslawischen Landen und
den mit Jtalien eng verknüpsten südlichen Land-
schaften den Werken der Baukunst ein entschei-
dendes Gepräge aufgedrückt. Jn den Kreisen
er Handwerker aber, in den österreichischen
^ ivenländern so gut wic in Deutsch-Böhmen,
Ichlug djx deutsch-nationale Ader am vernehm-
'chsten, und so sehr sie auch italienischer Weise
berpflichwt sind, dcutsche Art haben sie nicht
dmleugnet. Am deutlichsten tritt sie hervor
im Schmiedewerk, im Mobiliar und Geräte.
Namentlich Oberösterreich ist reich an Kunst-
schmiedearbeiten. Zum großen Teile frei-
lich gehören sie dem 17. Jahrhundert an.
Schmiedeeiserne Grabkreuze mit charakteristi-
schen Überdachungen, Gitter in Ort, in Goisern,
vor allem in Lambach, dann in Salzburg (s.
Abbild.) sind von hohem vorbildlichen Wert.
Mannigfaltigste Anregung wird der Möbel-
tischler und Schreiner in der ungemein großen
Menge herrlicher Täfelungen (Thüren, Wand-
verkleidungen) und Schränke finden. Wenige
dieser Werke entstammen der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts, die meisten sind später,
alle also aus einer Zeit, da die naive An-
wendung italienisirender Formen einer mehr
verständigen oder bewußt willkürlichen Weise
Platz gemacht hat. Besonderen Reiz verleihen
den Werken der klare architektonische Aufban
und die gefällige Belebung der Flächen mit
eingelegten Holzarbeiten. Auch das Beschlag-
wcrk bricht sich breite Bahn, die Hauptkosten
des Möbelschmuckes aber bestreitet die wech-
selnde Anwendung farbiger Hölzer und die
Füllungen mit zierlich gemusterten Jntarsien
(zuweilen in oontrs-partio, als „Mannl und
Weibl"). Jn den meisten Fällen genügte dem
Möbelschreiner der Kontrast einer hellen und
einer dunklen Holzart — wie auf der Truhe,
welche wir oben verkleinert wiedergeben —;
nur ausnahmsweise griff der Marqueteur zu
reicheren Mitteln und setzt aus verschieden ge-
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