Bon H. Grosch.
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und der angeborene Geschmack der dortigen Be-
volkerung, der sich auch auf anderen Gebieten
geltend gemacht, die reichsten und schönsten
Formen zu entwickeln und zu bewahren ge-
wußt hat.
Übrigens leidet gewiß unsere Kenntnis
der nationalen Schmuckarbeit an vielen Lücken,
die zum großen Teil nie ausgefüllt werden
können. Was sich nämlich jetzt an Schmuck-
sachen im Lande vorfindet, ist nur ein kleiner,
stets in Abnahme begrifsener Rest wesentlich
neuerer Arbeiten. Das ganze Jahrhundert
hindurch sind diese Sachen massenhaft verkauft
und eingeschmolzen, während gleichzeitig die
fortgesetzte Thätigkeit auf diesem Gebiet mehr
und mehr abgenommen. Wie nach und nach die
Nationaltrachten abgelegt wurden, verschwanden
auch die zu denselben benutzten Schmucksachen,
und so gab es schließlich nur ganz ver-
einzelt bei den Bauern Silberschmiede, welche
noch die Traditionen bewahrten und im stande
waren, einigermaßen befriedigende Arbeit zu
liefern. Die nationale Schmuckarbeit zeigte der-
art nur schwache Lebenszeichen, als es der
handwerksmäßigen Goldschmiedekunst durch Auf-
uahme der Technik und Fornien gelang, das
sortgcsetzte Bestehen derselben zu sichern. Die
Ehre, m dieser Richtung die Bahn gebrochen
zu haben, gebührt dem Goldschmied I. To-
strup in Christiania, welcher mit offenem
Auge sür den reichen Schatz guter und brauch-
barer Motive, der hier verborgen lag, versuchte,
sich mit den angewandten, schon halb vergesse-
nen Arbeitsarten und der eigentümlichen Form-
sprache vertraut zu machen. Seine Bestrebungen
wurden von Erfolg gekrönt und gewannen der-
art den Beifall des Publikums, daß man bald
die Freude hatte, der Schmuckarbeit der Jetztzeit
ein neues und nationales Element hinzugefügt
zu sehen. Man kann es nur billigen, daß er sich
in der ersten Zeit wesentlich darauf beschränkte,
die alten Formen nachzuahmen, und erst nach
und nach begann, neue zu entwickeln. Zu To-
strups Lob muß gesagt werden, daß er hierbei
mit Geschmack und Verständnis vorgegangen
ist, nur vorsichtig hat er Veränderungen an
den traditionellen Formen vorgenommen uud
nur selten ist er über die hier vorgeschriebenen
Grenzen hinausgegangen.
Mit der sortschreitenden Entwickelung
wird sich gewiß das Verständnis und Jnteresse
für Norwegens nationale Schmucksachen schnell
vermehren und uns in den Stand setzen, die
Erbschast unserer Väter auf diesem Gebiete in
vollem Maße auszunutzen.
Fig. <1. Spangc mil gcgoiscne» Vcrzicniilgc».
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und der angeborene Geschmack der dortigen Be-
volkerung, der sich auch auf anderen Gebieten
geltend gemacht, die reichsten und schönsten
Formen zu entwickeln und zu bewahren ge-
wußt hat.
Übrigens leidet gewiß unsere Kenntnis
der nationalen Schmuckarbeit an vielen Lücken,
die zum großen Teil nie ausgefüllt werden
können. Was sich nämlich jetzt an Schmuck-
sachen im Lande vorfindet, ist nur ein kleiner,
stets in Abnahme begrifsener Rest wesentlich
neuerer Arbeiten. Das ganze Jahrhundert
hindurch sind diese Sachen massenhaft verkauft
und eingeschmolzen, während gleichzeitig die
fortgesetzte Thätigkeit auf diesem Gebiet mehr
und mehr abgenommen. Wie nach und nach die
Nationaltrachten abgelegt wurden, verschwanden
auch die zu denselben benutzten Schmucksachen,
und so gab es schließlich nur ganz ver-
einzelt bei den Bauern Silberschmiede, welche
noch die Traditionen bewahrten und im stande
waren, einigermaßen befriedigende Arbeit zu
liefern. Die nationale Schmuckarbeit zeigte der-
art nur schwache Lebenszeichen, als es der
handwerksmäßigen Goldschmiedekunst durch Auf-
uahme der Technik und Fornien gelang, das
sortgcsetzte Bestehen derselben zu sichern. Die
Ehre, m dieser Richtung die Bahn gebrochen
zu haben, gebührt dem Goldschmied I. To-
strup in Christiania, welcher mit offenem
Auge sür den reichen Schatz guter und brauch-
barer Motive, der hier verborgen lag, versuchte,
sich mit den angewandten, schon halb vergesse-
nen Arbeitsarten und der eigentümlichen Form-
sprache vertraut zu machen. Seine Bestrebungen
wurden von Erfolg gekrönt und gewannen der-
art den Beifall des Publikums, daß man bald
die Freude hatte, der Schmuckarbeit der Jetztzeit
ein neues und nationales Element hinzugefügt
zu sehen. Man kann es nur billigen, daß er sich
in der ersten Zeit wesentlich darauf beschränkte,
die alten Formen nachzuahmen, und erst nach
und nach begann, neue zu entwickeln. Zu To-
strups Lob muß gesagt werden, daß er hierbei
mit Geschmack und Verständnis vorgegangen
ist, nur vorsichtig hat er Veränderungen an
den traditionellen Formen vorgenommen uud
nur selten ist er über die hier vorgeschriebenen
Grenzen hinausgegangen.
Mit der sortschreitenden Entwickelung
wird sich gewiß das Verständnis und Jnteresse
für Norwegens nationale Schmucksachen schnell
vermehren und uns in den Stand setzen, die
Erbschast unserer Väter auf diesem Gebiete in
vollem Maße auszunutzen.
Fig. <1. Spangc mil gcgoiscne» Vcrzicniilgc».