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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 7
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Pabst, Arthur: Die deutsch-nationale Kunstgewerbeausstellung in München 1888, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0112
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Auiistgcwcrl'eblcitt. 5. Jahrgaiig.

No. 7.

Füllung vom Porlal des GlMNasiumS zu Koblenz.

Die deutsch-nationale Kunstgewerbeausstellung
in ^lünchen ^888.

Von Arthur j)abst.

(F-ortsetzung.)

Durch den nblehnenden Beschluß des Ver-
bcindes keramischer Gewerbe Deutschlands,
die Münchcner Ausstellung nicht als Verband
zu beschicken, war von vornherein die Hoss-
nung abgeschnitten, die deutsche Knnsttöpferei,
Vvn deren gewaltiger Ausdehnung nnd Be-
deutnng der Laie sich nur schwer einen Be-
griff zn machen vermag, einigermaßen über-
sichtlich vertretcn zu sehen. Nm so crfreulicher
war es, daß einc Anzahl der ersten Firnien
sich doch bereit gefunden hatte, selbständig
auszustellen; gaben diese Gruppen auch kein
Bild von dem Umsang des keramischen Be-
triebes in Deutschland, so zeigten sie doch die
höchsten Leistnngen auf diesem Gebiete.

Jn erster Linie ist hicr die königl. Por-
zellanmanusaktnr zu Berlin zu nennen,
deren Leistungen geradezn verbliiffend wirkten.
Wir haben schon srühcr (Kunstgewerbeblatt II.
S. 118) auf die stetigen sicheren und beden-
tenden Fortschritte dieser viel angeseindcten
Anstalt hingewicsen, deren höchste künstlerische
Leistungsfahigkeit sreilich erst hier zu Tage
trat. Nach jeder Richtnng hin stellten sich
die Erzeugnisse der Anstalt als vollendet dar:
Modclliruiig, Malerci, tcchnische Vollendung
alter und nener Verfahrungsweisen, alles stand
aus der höchsten Höhe. Meisterhast war auch
die Anfstellung arrangirt, wozu der überaus
günstige Platz wesentlich beitrug. Es war
denn auch nur eine Stimme des Lobes und

ikunftgewerbeblatl. v.

freudiger Überraschung, in welche selbst heim-
liche nnd offene Gegner einzustimmen genötigt
waren. Dagegen trat die Ausstellung der
Meißener Mannfaktur allerdings zurück;
schon das Arrangement war wenig glücklich. Die
Anstalt läßt es zwar an mannigfachen An-
strengungen nicht fehlen — so waren recht ge-
lungene Arbeiten in dcr „püto sur pLts"-Technik
ausgestellt — doch drückt der ausgesprochene
Zweck — Geld zu verdienen nnd Überschüsse
abzuwerfen — ihren Arbeiten den Stempel
auf. Die vortrefflichen alten Modelle sind frei-
lich unverwüstlich, werdcn iinmer wicdcrholt und
mit Recht bewnndert; was an neuen zu sehen war,
war teilweise rccht ungeschickt, mehr in Metall-
charakter gefertigt; auch hinsichtlich der Malerei
konnte man schwere Bcdcnlen nicht unterdrücken.
Man darf und muß bei den großen Staats-
manufakturen und ihren Leistnngen einen stren-
geren Maßstab der Beurteilung anlegen als bei
Privatanstalten: nnr wenn sie wirklich die Füh-
rung haben und sich auf der Höhe halten, ist
ihrc Existenz bcrechtigt. Stehen sie aber auf
solchcr Höhe wie Berlin, dann sollte billiger-
weise — wir wiederholen hier einen öfter aus-
gesprochenen Wunsch — weniger als bisher für
den Verkauf und mehr zum Zwecke der Aus-
stattung öffentlicher Gebäude gearbestet werden.
Beweist doch das mächtige Fliesentnbleau nach
Kips' Entwurf, daß die Manufaktnr wohl in
der Lage wäre, einmal eine ganze Fassade mit

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