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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Pabst, Arthur: Aus dem Kunstgewerbemuseum zu Köln, 2: Lederarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0026

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18

AUS DEM KUNSTGEWERBEMUSEUM ZU KÖLN.

Lächeln. Wird den deutschen Buchbindern in unserer
Zeit, wo das Buch erkaufen noch nicht oder nicht
mehr Mode ist, selten Gelegenheit geboten, ihre
Leistungsfähigkeit an wirklich künstlerischen Ein-
bänden darzuthun, so ist ihnen neben dem Studium der
alten Einbände die Kenntnisnahme guter moderner
französischer Einbände nicht dringend genug zu em-
pfehlen. Ein Museum sollte daher auch von den
Arbeiten der französischen Meister dieses Jahrhun-
derts:' den Beltz-Niedre, Trauze-Bossonnet, David,
Lortic, Chambolle-Duru u. a. einige Exemplare er-
werben. Zeigt man einem Buchbinder eine derartige
Arbeit, so kann er das auch — nur „es bestellt nie-
mand solch einen Einband".
Das letztere ohne weiteres zu-
gegeben: in den meisten Fällen
kann er es aber, wenn ein sol-
cher Einband bestellt wird,
doch nicht. Denn wenn man
französische und deutsche Bände
dieser Art vergleicht, wird der
Unterschied sofort klar. Von
der Stärke des Kartons an, bis
zu den feinen Strichen auf den
Kanten der Deckel zeugt alles von
dem überlegenen Verständnis
und Geschmack der Franzosen.
Eine neue Anregung zum
Schmuck der Handarbeit boten
die orientalischen Einbände. Die
genaue Kenntnis derselben
verdanken wir der grossen
Sammlung derartiger Arbeiten
welche Dr. Bock im Orient zu-
sammengebracht und dem Mu-
seum in Düsseldorf verkauft hat.
Seitdem sind auch die übrigen
deutschen Museen aus glei-
cher Quelle in Besitz z. T. sehr
talischer Einbände gelangt, so

Einband, Hattendruck mit Vergoldung. Lyon, Mitte
IG. Jahrh. Kunstgewerbemuseum, Köln.

kostbarer orien-
dass die Form
und Technik .im allgemeinen bekannt sind. Das
Kunstgewerbeblatt brachte gleich nach Aufstellung
der Düsseldorfer Sammlung einen Artikel von be-
rufener Hand (Bd. IV, S. 63). Und welchen Nutzen
das Studium dieser Kollection schon gestiftet hat,
das beweisen eine Anzahl Einbände und Adressen,
die aus Adams Werkstatt li.ervorgegangen sind.
Wesentlich sind solche Erfolge dem Studium der
alten Arbeiten zu danken, der vielfachen Anregung,
die sie in künstlerischer und technischer Hinsicht
gewähren.

Als eine besondere Gruppe von Einbänden sind
die grösstenteils in Köln entstandenen Stockdruckein-
bändezu nennen; es sind Schaf lederbände, aufweiche
die in Holz- und Hornplatten geschnittenen Muster
gedruckt sind. Mehrfach kommen Ornamente vor,
meist aber figürliche Darstellungen aus der heiligen
Geschichte; in den Umschriften nennt sich oft der
Künstler, kölnische Meister öfter auch ein geist-
licher Bruder in Wesel. Das Kölner Museum be-
sitzt mehrere gute und schöne Exemplare derart,
andere die Stadtbibliothek. Einige ausgezeichnete
Einbände dieser Art sind, was nur wenig bekannt
sein dürfte, in Lempertz „Bildei-heften" in Abbildung
wiedergegeben.

Nur wenige öffentlichen
Sammlungen können sich des
Besitzes grösserer Gruppen älte-
rer Lederarbeiten rühmen, die
wir heute als Kartonagearbeiten
zu bezeichnen pflegen. Ausser
dem Germanischen Museum
kommt kaum eine Sammlung
in Betracht. Leder ist eben
„alle geworden", verbraucht,
verkommen: denn Verwendung
fand es in früheren Zeiten in
ausserordentlich reichem Masse,
viel mehr als in unserer Zeit,
da es jenen manches heute ver-
wendete andere Material ersetzen
musste. Die Hoffnung, noch
viel auf diesem Gebiete zusam-
menzubringen, ist heute gering.
Dafür besitzt aber Köln in sei-
nen Privatsammlungen noch eine
überraschende Menge ausge-
zeichneter kleinerer Lederarbei-
ten: wie Kästchen mit Verzie-
rungen in Lederschnitt, z. T. mit Bemalung und
trefflichen Eisenbeschlägen, kleine Futterale, deren
einige kürzlich bei Schnütgen (Zeitchr. für christl.
Kunst II) veröffentlicht sind, u. a. mehr.

Ein hervorragendes Prachtwerk ist ein gotischer
Kasten des 15. Jahrhunderts, wohl französische Arbeit,
mit Eisenbeschlag und eingeritzten Ornamenten und
Spruchbändern, im Besitz des Baron von Oppen-
heim. Diese alten Lederschnittarbeiten sind nament-
lich auch dem Studium aller derer zu empfehlen,
die sich heute dilettantisch mit dieser hübschen
Verzierungsart beschäftigen. Man geht viel zu weit
in dem, was man dem Leder zumutet, namentlich
 
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