UNGARISCHE FAYENCEN UND TÖPFERWAREN.
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Arbeiten der anderen Fabriken. Denn alle Fabrikate
ähneln einander so sehr, dass wenn uns nicht eine
Marke zu Hilfe kommt, wir nur in den seltensten
rollen unterscheiden können, aus welcher Fabrik ein
Stück stammt,
Die Holitscher Fabrik wurde im Jahre 1746
von Kaiser Franz gegründet, Als kaiserliche Fabrik
arbeitete sie nicht nur für den Handel, sondern auch
sehr viel für die verschiedenen kaiserlichen Schlös-
ser. Die Fabrikation war eine ziemlich bedeutende;
denn ihr jährlicher Handelsumsatz betrug mehr denn
50 000 fl. Erst in den letzten Jahren des vorigen
Jahrhnndertes wurde infolge der Kriegszeiten das
keinen zweiten Buchstaben tragen, erscheint diese Ver-
sion nicht mehr stichhaltig. Am wahrscheinlichsten
ist es, dass dieser zweite Buchstabe für die von der
kaiserlichen Hofhaltung bestellten Stücke angewen-
det wurde und die Bezeichnung des Schlosses
ist, für welches die Bestellung gemacht wurde, wo-
bei natürlich nicht aasgeschlossen bleibt, dass diese
Begünstigung auch hie und da anderen hervorragen-
den Bestellern zugestanden wurde. Auf den spä-
teren Steinzeugwaren finden wir den ganzen Namen
HOL1TSH eingeprägt.
Wie schon erwähnt, sind die Holitscher Fa-
brikate durchwegs nur Nachahmungen fremder
Fig. 29. Majolikakrug. Stampfener Arbeit, 1811.
Fig. 30.
Ungarische Kunst-Fayencen.
Fig. 32.
Von Fischer in Budapest.
Geschäft schlechter, und im Jahre 1805 scheint die
Fabrikation eingestellt, jedoch 1809 wieder aufge-
nommen worden zu sein. Die Fabrik arbeitete noch 16
Jahre, bis sie im Jahre 1825 endgültig einging. Die
Hauptfabrikation war Majolika; doch in der zweiten
Epoche der Fabrik in diesem Jahrhunderte erzeugte
sie auch Steingut. Die von dieser Fabrik verwen-
dete Marke ist entweder ein bloßes H oder ein H
in Verbindung mit einem zweiten wechselnden Buch-
staben. Bislang wurde zumeist dafür gehalten, dass
ähnlich wie in Böhmen dieser zweite Buchstabe
sich auf den Vor- oder Zunamen des Werkführers
beziehe, der für die Gegenstände verantwortlich
war. Da jedoch eine große Menge von Arbeiten,
und auch solche von allerfeinster Ausführung,
Fabrikate. Der größte Teil ist nach Alt-Wiener
Mustern gearbeitet. Jedoch finden wir auch Arbeiten
nach folgenden Mustern: Alt-Meißen, sowohl weiß mit
geblümtem Dekor, als auch gelb mit weißen Medaillons,
China, Japan, Straßburg, Ronen, Niederwiller, Mar-
seille. Einige wenige Stücke sind im Genre der ita-
lienischen Majoliken gearbeitet worden. Andere
wieder stellen Pflanzen dar in ganz naturalistischer
Weise, so z. B. kleine Butterterrinen in Form
eines Kohlkopfes oder eines Spargelbündels. Der
verwendete Thon ist rot und sehr fein. Die Glasur
ist glänzend weiß. In jüngeren Jahren sind die
Holitscher Fabrikate vielfach in Oberösterreich itni-
tirt worden. Diese Imitationen haben einen lichteren
weicheren Ton. In Figur 22—25 gebe ich die
53
Arbeiten der anderen Fabriken. Denn alle Fabrikate
ähneln einander so sehr, dass wenn uns nicht eine
Marke zu Hilfe kommt, wir nur in den seltensten
rollen unterscheiden können, aus welcher Fabrik ein
Stück stammt,
Die Holitscher Fabrik wurde im Jahre 1746
von Kaiser Franz gegründet, Als kaiserliche Fabrik
arbeitete sie nicht nur für den Handel, sondern auch
sehr viel für die verschiedenen kaiserlichen Schlös-
ser. Die Fabrikation war eine ziemlich bedeutende;
denn ihr jährlicher Handelsumsatz betrug mehr denn
50 000 fl. Erst in den letzten Jahren des vorigen
Jahrhnndertes wurde infolge der Kriegszeiten das
keinen zweiten Buchstaben tragen, erscheint diese Ver-
sion nicht mehr stichhaltig. Am wahrscheinlichsten
ist es, dass dieser zweite Buchstabe für die von der
kaiserlichen Hofhaltung bestellten Stücke angewen-
det wurde und die Bezeichnung des Schlosses
ist, für welches die Bestellung gemacht wurde, wo-
bei natürlich nicht aasgeschlossen bleibt, dass diese
Begünstigung auch hie und da anderen hervorragen-
den Bestellern zugestanden wurde. Auf den spä-
teren Steinzeugwaren finden wir den ganzen Namen
HOL1TSH eingeprägt.
Wie schon erwähnt, sind die Holitscher Fa-
brikate durchwegs nur Nachahmungen fremder
Fig. 29. Majolikakrug. Stampfener Arbeit, 1811.
Fig. 30.
Ungarische Kunst-Fayencen.
Fig. 32.
Von Fischer in Budapest.
Geschäft schlechter, und im Jahre 1805 scheint die
Fabrikation eingestellt, jedoch 1809 wieder aufge-
nommen worden zu sein. Die Fabrik arbeitete noch 16
Jahre, bis sie im Jahre 1825 endgültig einging. Die
Hauptfabrikation war Majolika; doch in der zweiten
Epoche der Fabrik in diesem Jahrhunderte erzeugte
sie auch Steingut. Die von dieser Fabrik verwen-
dete Marke ist entweder ein bloßes H oder ein H
in Verbindung mit einem zweiten wechselnden Buch-
staben. Bislang wurde zumeist dafür gehalten, dass
ähnlich wie in Böhmen dieser zweite Buchstabe
sich auf den Vor- oder Zunamen des Werkführers
beziehe, der für die Gegenstände verantwortlich
war. Da jedoch eine große Menge von Arbeiten,
und auch solche von allerfeinster Ausführung,
Fabrikate. Der größte Teil ist nach Alt-Wiener
Mustern gearbeitet. Jedoch finden wir auch Arbeiten
nach folgenden Mustern: Alt-Meißen, sowohl weiß mit
geblümtem Dekor, als auch gelb mit weißen Medaillons,
China, Japan, Straßburg, Ronen, Niederwiller, Mar-
seille. Einige wenige Stücke sind im Genre der ita-
lienischen Majoliken gearbeitet worden. Andere
wieder stellen Pflanzen dar in ganz naturalistischer
Weise, so z. B. kleine Butterterrinen in Form
eines Kohlkopfes oder eines Spargelbündels. Der
verwendete Thon ist rot und sehr fein. Die Glasur
ist glänzend weiß. In jüngeren Jahren sind die
Holitscher Fabrikate vielfach in Oberösterreich itni-
tirt worden. Diese Imitationen haben einen lichteren
weicheren Ton. In Figur 22—25 gebe ich die