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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Diner, Joseph: Ungarische Fayencen und Töpferwaren, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0064

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54

UNGARISCHE FAYENCEN UND TÖPFERWAREN.

Zeichnung von vier Holitscher Fayencen aus der
Sammlung des Kunstgewerbemuseums.

In der künstlerischen Ausführung am nächsten
steht der Holitscher Fabrik jene von fotis (Tata).
Diese wurde in den siebziger Jahren des vorigen
Jahrhundertes von Johann Georg Schlegl gegründet,
kam dann in den Besitz der bekannten keramischen
Familie Fischer und ist noch heute in Betrieb.

Ziemlich Bedeutendes leistete auch die Stampfener
Fabrik in der Nähe von Pressburg. Diese wurde
im Anfang dieses Jahrhundertes von Josef Putz ge-
gründet. Die Stampfener Arbeiten so wie die Ta-
taer Arbeiten unterscheiden sich kaum von den Ho-
litscher. Tata hatte eine Spezialität, nämlich sehr
feine Gefäße im Stile Ludwigs XVI. Bei den Stam-
pfener Arbeiten ist die Glasur nicht so glänzend
weiß, das verwendete Rot etwas lichter. Unter
Figur 26—29 gebe ich einige interessante Stampfener
Arbeiten aus dem Besitze des Professors Pefcrik.

Figur 26 zeigt ein in allen ungarischen Fabriken
außerordentlich häufiges Motiv: einen Weihwasser-
behälter in der Gestalt der heiligen Veronika mit
dem Schweißtuche. Das Kleid ist lichtblau. Das
Tuch auf der rechten Schulter rot. Der Körper ist
fleischfarben.

Figur 27 zeigt neben-
stehende Marke.

I P

182 r.

Schüssel und Krug Figur 27 und
28 zeigen naturalistisches Blumen-
dekor und machen ganz den Ein-
druck von Porzellanmalerei, als ob die
Farben über der Glasur wären.

Fig. 29 zeigt in ähnlicher Technik einen Krug,
darauf die heilige Apollonia ganz in Blau, mit einem
gelben Glorienscheine.

Außer diesen' Fabriken kennen wir noch eine
große Reihe, von denen ich nur folgende nennen
will. Pongyelok: Marke P (wahrscheinlich), Gäcs:
Marke unbekannt, Giralt: Marke unbekannt. Kis-Bir:
Marke unbekannt.

Überdies haben in diesem Jahrhunderte noch
eine große Reihe von Fabriken Steinzeug, sog. eng-
lische Irdenware in sehr guten Qualitäten erzeugt.
Es waren dies teils Majolikafabriken, teils Por-
zellanfabriken gewesen, die aber als solche mit dem
billigen englischen und böhmischen Fabrikaten nicht

konkurriren konnten und deshalb sich der Steinzeug-
fabrikation zuwandten.

Den ersten Rang nimmt Kaschau ein. In
Kaschau gab es zwei Fabriken, von denen die eine
von einem Italiener, Namens Pivarotti, gegründet
wurde, etwa um das Jahr 1800. Darauf bezieht sich
auch die Kaschau betreffende Notiz in Jaennikes
Grundriss der Keramik. Als Marke ist der Voll-
name eingedruckt. In Folgendem will ich noch die
Marken einiger Fabriken mitteilen.

Ofen: OF. oder OFEN, Kremnitz: Marke

KR

/7\

aber

C. I

im-

oder KREMNITZ in neuester Zeit



^: Varoslöd: Marke

VARQSLOV

&

Papa: Marke Wu/ Iglo: Marke

Miskolz: Marke

Kronstadt: Marke

Mi$thboh

älterer Art

t2#

2
KÄMT

später

3.$.

KRONSTADT

oder blos

Eine Reihe anderer neuerer Fabriken hat ein-
fach ihren Namen ausgedruckt als Marke.

Aus dem Bisherigen wird wohl ersichtlich ge-
worden sein, dass die ältere ungarische Fayence-
industrie genug des Interessanten und künstlerisch
Wertvollen bietet. Aber trotzdem muss eingestanden
werden, dass sie nicht jenes hohe Niveau erreicht
hat, wie die westeuropäische Fayenceindustrie. Ganz
anders aber zeigt sich uns das Bild, wenn wir die
modernen ungarischen Fayencearbeiten betrachten.
Die moderne ungarische Fayenceindustrie ist — so-
wohl in technischer als künstlerischer Beziehung —
 
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