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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Czihak, Eugen von: Die schlesische Glasindustrie früherer Zeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0068

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58

DIE SCHLBSISCHB GLASINDUSTRIE FRÜHERER ZEITEN.

Es erklärt sich hierdurch, dass alte schlesische
Gläser sich fast nur in Schlesien finden. Eine große
Glassammlung besitzt das Museum schlesischer Alter-
tümer zu Breslau, mehreres findet sich noch im Be-
sitz einzelner schlesischer Städte, z. B. auf dem
Rathaus zu Neiße und im Altertumsmuseum zu
Görlitz, sowie in einigen einheimischen Privatsamm-
lungen.

Wie in allen waldreichen Gegenden Deutschlands,
so entstanden auch in Schlesien, wo die natürlichen
Vorbedingungen für die Glasbereitung in hohem
Grade vorhanden waren, Glashütten einfacher und
ursprünglicher Art, welche ein
grünes, stark verunreinigtes Glas
erzeugten und es zu Scheiben und
gewöhnlichen Trinkgefäßen ver-
arbeiteten.

Diese gemeine Glas wäre (vitrum
süvestre, montanum) finden wir als
gangbaren Marktartikel schon im
Anfang des 14. Jahrhunderts 1317
und 1328 zu Liegnitz in Urkunden
Herzog Boleslaus III.1) Durchsich-
tige Scheiben und kunstvolle Trink-
gläser für die Tafel der Bemit-
telteren bezog man jedoch aus
Venedig {vitra veneciania, venecialia,
fenestrae ytaneac). Beide Sorten
werden gleichzeitig in den Bau-
rechnungen des St. Adalberts-
Klosters zu Breslau vom Ende des
15. und Anfang des 16. Jahrhunderts
genannt.2) Auch das frühe Vor-
kommen von Glasmalereien setzt
das Vorhandensein einer einheimi-
schen Glasindustrie voraus. Im
Konvent der Augustiner zu Sagan
werden 1333 Glasfenster erwähnt; 1374 kommt ein
Conradus glaser, alias moler de Legnicz vor. 1394
bestellen die Mönche von Brieg bei dem Maler
Konrad 12 Tafeln Glasewerks.s) Bezeichnend für

ist in Schlesien das Bestehen von Glashütten urkund-
lich bezeugt. 1360 finden wir bereits den Verkauf
der ältesten Hütte, zu Schreiberhau im Riesengebirge
in den Landbüchern beurkundet'). Die nächste Kunde
erhalten wir durch italienische Gold- und Edelstein-
sucher, welche während des Mittelalters vielfach die
deutschen Gebirge durchstreiften. Wie im Böhmer-
wald, den Tiroler und steirischen Bergen, so werden
auch in Schlesien die Venedigermännlein oder Walen
mit den Glasbrennern in Verbindung gebracht. Einer
derselben, welcher sieb als reicher Kaufmann in
Breslau niederließ und daselbst Bürgerrecht erwarb,
der aus Florenz gebürtige Antonius
von Medici, gewöhnlich als Anton
Wale bezeichnet, hat eine um die
Mitte des 15. Jahrhunderts verfasste
Anweisung zur Schatzgräberei im
Gebirge hinterlassen, welche sich

— in einem Chrysopoeie betitelten
Sammelbande — auf der Breslauer
Stadtbibliothek befindet.2) In diesem
Manuskript werden außer der bei
Schreiberhau im Zackenthaie befind-
lichen3), bereits erwähnten Hütte
im Riesengebirge noch zwei Hütten
im östlichen Teil der Sudeten, dem
Reichensteiner und Altvatergebirge

— jetzt zu Osterreichisch-Schlesien
gehörig — erwähnt4). In diesem,
seit uralten Zeiten den Bischöfen
von Breslau gehörigen Landstrich
wurde auch in der Folge die Glas-

1509 gestattet

die Technik der damaligen Glasgemälde heißt ein
Glasmaler in Breslau 1496 Maler oder Glasesetzer
ebenso 1511 in Görlitz.

Früher als kaum irgendwo in deutschen Landen

macherei betrieben.

Bischof Johannes Thurzo dem Hans

Flessig die Anlage einer Glashütte
Fig. l. zu Jungferndorf^). 1536 und 1557

werden Verkäufe einer Glashütte zu
Gurschdorf bestätigt").

Auch in der Grafschaft Qlatz müssen sich um
die Wende des 15. Jahrhunderts Glashütten befunden
haben, denn wir hören von Zahlungen an die „Herren
von Glatz" für Glas, welches zum Adalbertskloster
geliefert worden war7).

1) Sehirrmacher, Urkundenbuch d. St. Liegnitz. 1860.
S. 38.

2) Luchs, Baurechnungen d. ehem. Dominikaner-Con-
vents zu St. Adalbert in Breslau. Ztschr. d. Ver. f. Gesell.
u. Altert. Schlesiens II (1859). S. 245, 286, 305, 322, 328.

3) A. ScMdtx, Urkundl. Gesch. d. Breslauer Maler-
innung in d. Jahren 1345—1526. Bresl. 1866.

1) Bresl. Staats-Archiv. Landb. Sehweidnitz-Jauer A f. 7 b.

2) Hs. R. 454.

3) Daselbst Pgtbl. 2 b.

4) Ebenda 4. Pgtbl. 6.

5) Bresl. Staatsarchiv. Neißer Lagerbuch F. Neiße. DI.
21. L. 1506-18. S. 176.

6) Bresl. Domarchiv. Lit. H. Gursdorf. 8—14. Desgl.
Staasarchiv. Neißer Lagerbuch III. 21. 21. 21. 587.

7) Luchs, Baurech. d. St Adalbertskl. a. a, O. „domini
de Glotz".
 
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