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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Czihak, Eugen von: Die schlesische Glasindustrie früherer Zeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0071

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DIE SCHLESISCHE GLASINDUSTRIE FRÜHERER ZEITEN.

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zogthum Sagan gelegene. Sie wurde 1657 oder 1677
durch den Besitzer der Herrschaft, den Fürsten Wenzel
Busebius von Lobkowitx gegründet. Ihre Glanzperiode
lallt in die Mitte des 18. Jahrhunderts, wo sie die in
ihren Leistungen zurückgehenden Hütten des Riesen-
gebirges bedeutend überflügelte. Noch gegenwärtig
ist der Ort der Sitz einer bedeutenden Glasfabrikation.
Während diese Hütte vollständig im Flachlande,
in den heidenartigen, waldreichen Bezirken nahe der
märkischen Grenze gelegen ist, blieben die übrigen
scnlesischen Waldgebirge mit Neuanlagen nicht

belegenen Teilen Schlesiens angesiedelt. Wir finden
um jene Zeit eine Hütte in der Nähe der heute in Neu-
mittelwalde umgetauften Stadt Medzibor, später auch
nach Koüowsky benannt, dem Herzog von Württem-
berg -Oels gehörig; ferner eine solche Tscheschener
Halt (Sklarka Czeszynka). Auch in Oberschlesien
müssen in jener Zeit die ersten Hütten entstanden
sein; wir keimen ihre Namen nicht, wissen jedoch,
dass sie zum Gebiete der Herrschaften Ratibor und
Pless gehörten. Einen sehr starken, allerdings nur
vorübergehenden Aufschwung nahm die s'chlesische

Fig. 5. Kuttrolf.
(Altertumsmuseum zu Görlitz.;

zurück. In der Grafschaft Glatz entstand 1656 oder
1663 die Hütte zu Kaiserswalde, im Thale der schnellen
Adler oder Erlitz. Die heute noch bestehende Hütte
gehört zu den bedeutendsten der Grafschaft. Im Alt-
vatergebirge wurde 1636 zu Einsiedd bei Würben-
thal (Osterreichisch-Schlesien) mit Bewilligung des
Bischofs Karl Ferdinand von Breslau eine Glashütte
erbaut. Diese bestand mit wechselnden Schicksalen
etwa hundert Jahre und hat während dieser Zeit wohl
den größten Teil des Glasbedarfes für das Bischofs-
liind, Neiße und Umgegend geliefert.

Um das Ende des 17. Jahrhunderts hat sich die
Glasmacherkunst in den östlichen, nach Polen zu

)fr§f*§!.,

Fig. 0. Schlesisclies Fadeiiglas.
(Mus. scliles. Altert.)

Glasindustrie in jenem waldreichen Landesteile im
Laufe des 18. Jahrhunderts, zumal nach dem Über-
gange an Preußen. Zeitweilig haben in Oberschlesien
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegen
25 Hütten bestanden. Erschwert werden die Unter-
suchungen über die oberschlesischen Hütten dadurch
dass sie bei den durch die Abnahme des Waldes be-
dingten Ortsveränderungen vielfach auch den Namen
wechselten, so dass es zuweilen nicht leicht ist unter
den verschiedenen Benennungen dieselbe Hütte zu
erkennen. Die Gzarnowanxer Glashütte zum Beispiel
führt außer dem Namen des in ihrem Besitz be-
findlichen Frauenklosters Czarnowanz noch die Namen
 
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