DIE SCHLESISOHE GLASINDUSTRIE FRÜHERER ZEITEN.
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Flaschen und Kimlein" und anderem „zwey gemahle-
lete gläserne Jägerhömer oben mit xdenernem Deckel
und Schrauben. Das Inventar der Herzogin Barbara
Agnes, Gemahlin des in die Wallenstein-Katastrophe
verwickelten und durch sein tragisches Ende bekann-
ten Generals Hans Ulrich von Schaffgotsch von 1631
—1636 enthält unter den vielen Glassachen1) u. a.:
„Ein paar gleßerne Hendichen".
Die Glasveredelung am Schmelzofen scheint in
Schlesien nicht jene Richtung genommen zu haben,
welche sich in dem Besetzen der Gefäße mit Knöpfen,
Dagegen finden sich Zeugnisse über eine andere,
im übrigen Deutschland wenig oder gar nicht ge-
übte Veredelungstechnik im Glasofen: das Faden-
oder Mligranglas, jene von den Venetianern mit
unnachahmlichem Geschick angewandte Verzierungs-
form. (Latticinio, vetro di trina, Petinetgläser).
Friedrich hat zuerst auf eine Stelle in des Matthesius
Predigt vom Glasmachen hingewiesen, in welcher
von der Anfertigung solcher Gläser in Schlesien
gesprochen wird*). Mit ihm bin ich der Ansicht,
dass diese Stelle von dem vorhergehenden Satze, in
Fig. 7. Bemaltes sclilesisches Fadeilglas.
(Vorderseite.) (Mus. schles. Altert.)
Perlen, Warzen und Steinen äußert und für welche
Matthesius die bezeichnende Erklärung abgibt, dass
sie für volle und ungeschickte Leute erfunden worden
sei, damit diese die Gläser besser fassen und in den
Händen behalten konnten 2j. Wenigstens haben sich
verhältnismäßig sehr wenige Stücke dieser Gattung
"i den schlesischen Sammlungen erhalten.
1) Ebenda: Signatur L. B. W. I, 2Sb.
2) a. a. 0. Aber es hat sich die kunst endtlich müssen
nach dem Lande richten, daher man allerley knöpf, steyn
vnd ringlein an die gleser gesetzet, damit die gleser etwas
fester vnd bestendiger, vnd von vollen und ungeschickten
leuten desto leichter köndten inn feusten behalten werden,
daher die starken knortzigten vnd knöfflichten gleser inn
brauch kommen sein.
Kunstgewerbeblatt. N. F. II.
Fig. 8. Bemaltes sclilesisches Fadenglas.
(Rückseite).
welchem von Kirchenfenstern gesprochen wird, zu
trennen ist und lediglich durch ein typographisches
Versehen — Mangel eines Absatzes — mit diesem
zusammenhängt. In Venedig sollen Fadengläser erst
nach der Mitte des 16. Jahrhunderts gefertigt worden
sein; als berühmtester Meister dieser Kunst wird
Scarpaggiato genannt, welchem seine Geschicklich-
keit übrigens auch eine Berufung nach Deutschland
eintrug. Friedrich will, gestützt auf jene Stelle des
Matthesius, diesen in Schlesien gefertigten Faden-
gläsern ein höheres Alter als den venetianischen
1) a. a. 0. „Jetzt werden die weyssen gleser gemein,
darauf gleich weysse feden von weyssen Farben getragen,'
die man in der Slesing machen solle".
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Flaschen und Kimlein" und anderem „zwey gemahle-
lete gläserne Jägerhömer oben mit xdenernem Deckel
und Schrauben. Das Inventar der Herzogin Barbara
Agnes, Gemahlin des in die Wallenstein-Katastrophe
verwickelten und durch sein tragisches Ende bekann-
ten Generals Hans Ulrich von Schaffgotsch von 1631
—1636 enthält unter den vielen Glassachen1) u. a.:
„Ein paar gleßerne Hendichen".
Die Glasveredelung am Schmelzofen scheint in
Schlesien nicht jene Richtung genommen zu haben,
welche sich in dem Besetzen der Gefäße mit Knöpfen,
Dagegen finden sich Zeugnisse über eine andere,
im übrigen Deutschland wenig oder gar nicht ge-
übte Veredelungstechnik im Glasofen: das Faden-
oder Mligranglas, jene von den Venetianern mit
unnachahmlichem Geschick angewandte Verzierungs-
form. (Latticinio, vetro di trina, Petinetgläser).
Friedrich hat zuerst auf eine Stelle in des Matthesius
Predigt vom Glasmachen hingewiesen, in welcher
von der Anfertigung solcher Gläser in Schlesien
gesprochen wird*). Mit ihm bin ich der Ansicht,
dass diese Stelle von dem vorhergehenden Satze, in
Fig. 7. Bemaltes sclilesisches Fadeilglas.
(Vorderseite.) (Mus. schles. Altert.)
Perlen, Warzen und Steinen äußert und für welche
Matthesius die bezeichnende Erklärung abgibt, dass
sie für volle und ungeschickte Leute erfunden worden
sei, damit diese die Gläser besser fassen und in den
Händen behalten konnten 2j. Wenigstens haben sich
verhältnismäßig sehr wenige Stücke dieser Gattung
"i den schlesischen Sammlungen erhalten.
1) Ebenda: Signatur L. B. W. I, 2Sb.
2) a. a. 0. Aber es hat sich die kunst endtlich müssen
nach dem Lande richten, daher man allerley knöpf, steyn
vnd ringlein an die gleser gesetzet, damit die gleser etwas
fester vnd bestendiger, vnd von vollen und ungeschickten
leuten desto leichter köndten inn feusten behalten werden,
daher die starken knortzigten vnd knöfflichten gleser inn
brauch kommen sein.
Kunstgewerbeblatt. N. F. II.
Fig. 8. Bemaltes sclilesisches Fadenglas.
(Rückseite).
welchem von Kirchenfenstern gesprochen wird, zu
trennen ist und lediglich durch ein typographisches
Versehen — Mangel eines Absatzes — mit diesem
zusammenhängt. In Venedig sollen Fadengläser erst
nach der Mitte des 16. Jahrhunderts gefertigt worden
sein; als berühmtester Meister dieser Kunst wird
Scarpaggiato genannt, welchem seine Geschicklich-
keit übrigens auch eine Berufung nach Deutschland
eintrug. Friedrich will, gestützt auf jene Stelle des
Matthesius, diesen in Schlesien gefertigten Faden-
gläsern ein höheres Alter als den venetianischen
1) a. a. 0. „Jetzt werden die weyssen gleser gemein,
darauf gleich weysse feden von weyssen Farben getragen,'
die man in der Slesing machen solle".