DAS HOCHZEITSGESCHENK BADISCHER STÄDTE UND GEMEINDEN.
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ist ein glänzendes Zeugnis für den hohen Stand der
Silberschmiedekunst und die Vortrefflichkeit und
großartige Organisation des kunstgewerblichen Unter-
richts in Baden, dass man
alle Arbeiten im Lande und
zwar nicht bloß in der
Hauptstadt, sondern auch in
kleineren Städten vergeben
konnte. Freilich erschwerte
dies dem genialen Erfinder
des Ganzen und Leiter der
Arbeiten, dem Meister Her-
mann Götz die Arbeit in
verschiedener Hinsicht: aber
heute wo das Ganze voll-
endet und bewundert da-
steht, aus einem Gusse wie
aus einer Werkstatt hervor-
gegangen, darf er versichert
sein, dass seine Arbeit unter
die ersten kunstgewerblichen
Erzeugnisse der modernen
Zeit dauernd gezählt werden
wird. Freilich, Götz hatte
seine Leute gut geschult,
dank der großartigen Frei-
gebigkeit, die S. K. H. der
Großherzog von Baden zur
Förderung derEdelsehnriede-
kunst seit Jahren bewährte.
Wer die bekannte Mappe mit
den nach Entwürfen von Götz
ausgeführten Ehrenpreisen
für die Rennen in Baden
durchblättert, wird staunen
an welchen Arbeiten die Ba-
dener Werkstätten ihre Kunst
zu erproben, ihre Leute her-
anzubilden, ihr Können zu
steigern vermochten. Diese
wohl organisirten Werk-
stätten ziehen wiederum ihr
Personal aus den Kunst-
gewerbeschulen des Landes.
Die vorliegende Aufgabe
gab außerdem Anlass, an
der Kunstgewerbeschule in
Karlsruhe eine Fachklasse
für Ciselir- und Metalltechnik zu errichten und da-
für die bewährte Kraft Rudolf Mayers zu gewinnen.
Dieser Klasse ist ohne Frage der Löwenanteil an der
&/ i-W Ȁi
Bekrönung des kleinen Tafelaufsatzes
aus dem Silbergesehenk uadischer Städte und Gemeinden
Entworfen von Direktor H. Götz in Karlsruhe.
Ausführung des Geschenkes zugefallen, die Ciseli-
run^en sind über alles Lob erhaben, namentlich die
o-enial entworfenen figürlichen Partien zu hoher Voll-
endung gebracht.
Nach dreijähriger Thä-
tigkeit war die Arbeit 1888
vollendet. Sie wurde als-
dann der deutschnationalen
Kunstgewerbeausstellung in
München überlassen und
fand als Mittelpunkt der
badischen Abteilung bei
dieser Gelegenheit allseitige
Anerkennung. Das Ganze
besteht aus einem großen
und zwei kleineren Aufsätzen,
zwei Girandolen und einer
Widmungsurkunde, die sich
in einer in Silber gefassten
Lederkapsel befindet. Das
Mittelstück der Gesamt-
gruppe bildet der etwa
180 cm hohe Hauptaufsatz,
ein Prunkstück reichster
Komposition und prächtig-
ster Durchbildung. Der
Aufsatz ruht auf einem
Ebenholzsockel, an dessen
Silberfriesen die Wappen
von Baden und Nassau, so-
wie die Widmungsinschrif-
ten angebracht sind. Auf
diesem Sockel entwickelt
sich der figurenreiche mit
zwei Muscheln und zwei
Nischengruppen ausgebildete
Fuß. Die fein modellirten
Figurengruppen veranschau-
lichen die Jagd, die Land-
wirtschaft, den Rhein und
die Donau. Aus diesem
Fuße hebt sich der archi-
tektonische Unterbau hervor,
auf dem eine flott bewegte
Bacchanten gruppe die große
Fruchtschale trägt. Diese ist
mit Spangen, Kartuschen,
Muscheln und Festons aus-
gestattet und mit einem anmutigen Ornamentfries
versehen. Aus der Schale entwickelt sich die Fort-
setzung des Schaftes mit vier Masken, deren Em-
il*
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ist ein glänzendes Zeugnis für den hohen Stand der
Silberschmiedekunst und die Vortrefflichkeit und
großartige Organisation des kunstgewerblichen Unter-
richts in Baden, dass man
alle Arbeiten im Lande und
zwar nicht bloß in der
Hauptstadt, sondern auch in
kleineren Städten vergeben
konnte. Freilich erschwerte
dies dem genialen Erfinder
des Ganzen und Leiter der
Arbeiten, dem Meister Her-
mann Götz die Arbeit in
verschiedener Hinsicht: aber
heute wo das Ganze voll-
endet und bewundert da-
steht, aus einem Gusse wie
aus einer Werkstatt hervor-
gegangen, darf er versichert
sein, dass seine Arbeit unter
die ersten kunstgewerblichen
Erzeugnisse der modernen
Zeit dauernd gezählt werden
wird. Freilich, Götz hatte
seine Leute gut geschult,
dank der großartigen Frei-
gebigkeit, die S. K. H. der
Großherzog von Baden zur
Förderung derEdelsehnriede-
kunst seit Jahren bewährte.
Wer die bekannte Mappe mit
den nach Entwürfen von Götz
ausgeführten Ehrenpreisen
für die Rennen in Baden
durchblättert, wird staunen
an welchen Arbeiten die Ba-
dener Werkstätten ihre Kunst
zu erproben, ihre Leute her-
anzubilden, ihr Können zu
steigern vermochten. Diese
wohl organisirten Werk-
stätten ziehen wiederum ihr
Personal aus den Kunst-
gewerbeschulen des Landes.
Die vorliegende Aufgabe
gab außerdem Anlass, an
der Kunstgewerbeschule in
Karlsruhe eine Fachklasse
für Ciselir- und Metalltechnik zu errichten und da-
für die bewährte Kraft Rudolf Mayers zu gewinnen.
Dieser Klasse ist ohne Frage der Löwenanteil an der
&/ i-W Ȁi
Bekrönung des kleinen Tafelaufsatzes
aus dem Silbergesehenk uadischer Städte und Gemeinden
Entworfen von Direktor H. Götz in Karlsruhe.
Ausführung des Geschenkes zugefallen, die Ciseli-
run^en sind über alles Lob erhaben, namentlich die
o-enial entworfenen figürlichen Partien zu hoher Voll-
endung gebracht.
Nach dreijähriger Thä-
tigkeit war die Arbeit 1888
vollendet. Sie wurde als-
dann der deutschnationalen
Kunstgewerbeausstellung in
München überlassen und
fand als Mittelpunkt der
badischen Abteilung bei
dieser Gelegenheit allseitige
Anerkennung. Das Ganze
besteht aus einem großen
und zwei kleineren Aufsätzen,
zwei Girandolen und einer
Widmungsurkunde, die sich
in einer in Silber gefassten
Lederkapsel befindet. Das
Mittelstück der Gesamt-
gruppe bildet der etwa
180 cm hohe Hauptaufsatz,
ein Prunkstück reichster
Komposition und prächtig-
ster Durchbildung. Der
Aufsatz ruht auf einem
Ebenholzsockel, an dessen
Silberfriesen die Wappen
von Baden und Nassau, so-
wie die Widmungsinschrif-
ten angebracht sind. Auf
diesem Sockel entwickelt
sich der figurenreiche mit
zwei Muscheln und zwei
Nischengruppen ausgebildete
Fuß. Die fein modellirten
Figurengruppen veranschau-
lichen die Jagd, die Land-
wirtschaft, den Rhein und
die Donau. Aus diesem
Fuße hebt sich der archi-
tektonische Unterbau hervor,
auf dem eine flott bewegte
Bacchanten gruppe die große
Fruchtschale trägt. Diese ist
mit Spangen, Kartuschen,
Muscheln und Festons aus-
gestattet und mit einem anmutigen Ornamentfries
versehen. Aus der Schale entwickelt sich die Fort-
setzung des Schaftes mit vier Masken, deren Em-
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