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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0097

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86

LITTERARISCHE NOTIZEN.

Gefäßen aus dem Beginn des 16. Jahrh. gefunden,
die nicht nur in den Farben und Ornamenten ver-
ziert sind, die für Caffagiolo als charakteristisch
gelten, sondern auch zum Teil eine Marke tragen,
die der von Caffagiolo — einer Verschränkung von
P und S — sehr ähnlich ist. Die Scherben sind
teilweise im Ofen verdorben, können also nicht
von Importware herrühren. Auch das Mediciwappen
kommt vor.

Alle diese Gründe sind absolut unbestreitbar;
wer die von Argnani abgebildeten Faentiner Frag-
mente gesehen hat, wird zugeben müssen, dass eine
Zuweisung von Gefäßen dieser Art an eine der
beiden Fabriken nur noch auf Grund ausführlicher
Bezeichnung möglich ist. Dass heißt, man wird der
Toskaner Fabrik in Zukunft nur noch diejenigen
Stücke überlassen können, die den Namen derselben
tragen.

Malagola und Argnani haben auch für die häufige
ausführliche Signirung: „fato in Chaffagiolo" [die
wechselnde Schreibart des Namens ist bei dem Mangel
jeglicher Orthographie im 16. Jahrh. völlig in-
different] eine Erklärung in ihrem Sinne gefunden.
In Urkunden hat sich der Name eines Faentiner
Töpfers Fagioli oder Faxolus im Beginn des 16. Jahrh.
nachweisen lassen. Caffagiolo ist ihnen also nur eine
Kürzung für den Namen einer.Fabrik: „Casa Fagioli."
Als Analogie wird eine Schüssel mit der Signatur:
fate in. fae. ioxef in ca. pirote. 1525 angeführt. Dazu
habe ich aber zu bemerken, dass diese Kürzung
meines Wissens nur dieses eine Mal bei Majoliken
aus Casa Pirota verkommt. Außerdem fehlt der
notwendige Kürzungspunkt und die Worttrennung
nicht. Dagegen lässt sich kein Beispiel anführen,
wo der Name Caffagiolo getrennt geschrieben wäre,
obwohl Arsmani und Malagola in ihrem Drucke dies

regelmäßig thun. Noch weniger ist jemals wirklich
Casa Fagioli ausgeschrieben. Eine derartige Zu-
sammenziehung zweier Worte ohne jedes Kürzungs-
zeiclten widerspricht durchaus dem Schreibgebrauche
einer Zeit, in welcher das mittelalterliche Abbrevia-
turensystem noch völlig in Übung war. Ich erinnere,
um der Keramik ein Beispiel zu entnehmen, nur an die
zahlreichen regelrecht gekürzten Signaturen des Xanto
Avelli. Auch das doppelte F in Caffagiolo, das
zwar nicht Regel ist, wäre bei einer Kombination
mit dem Namen Fagioli sinnlos. Ferner: der Namen
Caffagiolo trägt keiner der in Faenza gefundenen
Scherben. Dagegen wurden in Caffagiolo selbst
Fragmente mit Dekoration alla porcellana gefunden;
sie sind bei A. Tafel XVI. abgebildet. Diese tragen
die bekannte aus P. u. S. bestehende Marke; ein
ganz verwandtes Stück in der Coli. Salting in London
(South Kens. Museum) hat außerdem die volle
Signatur Caffagiolo. Es ist ferner urkundlich fest-
gestellt, dass in Caffagiolo Majoliken gemacht
wurden; ein Brief vom J. 1521 der dies beweist, ist
bei Malagola abgedruckt.

Ich kann mich daher der Ansicht nicht an-
schließen, dass es eine Casa Fagioli in Faenza gab.
Eine Erklärung für die unbestreitbare Verwandtschaft
zwischen sicheren Faentiner und bezeichneten Tos-
kaner Waren sowie dafür, dass die Marke P u. S
auch in Faenza vorkommt, kann ich nur darin finden,
dass der mit P u. S zeichnende Majolikamaler einer
Faentiner Werkstatt entstammt und sich dann, wohl
einem Rufe der Medici folgend, in Caffagiolo nieder-
gelassen hat. Beispiele für ein derartiges Auswandern
von Faentiner Töpfern sind uns zu häufig bekannt,
als dass ich nötig hätte, welche zusammenzustellen.

OTTO v. FALKE.

LITTERARISCHE NOTIZEN.

O. S. Ein ganz eigenartiges Werkchen ist es, mit wel-
chem es in J. Matthias Anleitung zum Einlegen der Metalle
in Holz nach einer indischen Kunstweise. [8°. mit 42 Tafeln,
Leipzig 1889, E. Zehls Verlag] wir zu thun haben, und
welchem ein möglichst weitgehendes Bekanntwerden zu
wünschen wäre. Trifft nun auch die Meinung des Herrn
Verfassers wohl nicht ganz zu, dass die sogenannte indische
Metalleinlage in Holz imstande sei, einen ,.schicklichen"
Ersatz für Boulearheiten zu bieten — denn beide Techniken
haben in Hantirung so wenig als in Wirkung durchaus
nichts miteinander gemein, im Gegenteil, sie sind grundver-
schieden — so ist doch der hohe Wert der eigenartigen

Technik immerhin ein fühlbarer. — Die Technik selbst er-
fordert weniger Kopfzerbrechen als vielmehr geschickte Fin-
ger und sorgfältiges Arbeiten. Schmale Metallstreifen von
1 '/j bis 2 mm Breite und 0,4 bis 1 mm Dicke, welche
messerförmig an einer Seite zugeschärft sind, werden mit
dieser in die in Holz vorgerissenen und durch Stechbeitel
und Hohleisen vertieften Linienzüge von vorwiegend geo-
metrischen Ornamenten durch leichte Hammerschläge und
Nachsetzen von Punzen eingetrieben. Die Geschicklichkeit
der Finger eventuell Biogezange giebt den Streifen bei ge-
bogenen etc. Linien vor dem Eintreiben die entsprechenden
Bewegungen. Eine Pincette kommt der Führung und der
 
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