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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0099

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KLEINE MITTEILUNGEN.

und Geroldstein hat der Verein keinen Einfluss mehr, wie er
auch keine Verbiudlichkeit hat. Im Aufsichtsrat der Dreherei
und Schmiederei in Heimbach ist der Direktor noch Mitglied.
Alle übrigen Hausindustrien oder die Anregungen dazu
werden in einer solchen Form gefördert, dass dem Verein
keinerlei Kosten hierdurch erwachsen. Die dringendste und
wichtigste Frage ist seit lange und bleibt bis zur endgültigen
Lösung die Beschaffung eines eigenen Gebäudes für die
reichen und mannigfaltigen Sammlungen, welche in unzu-
gänglichen Depoträumen untergebracht sind und dem Publi-
kum nicht nutzbar gemacht werden können; aber auch die
Räume für die Bibliothek und Verwaltung genügen den mit
der Entwicklung des Institus steigend an sie gestellten An-
forderungen absolut nicht mehr. Wir dürfen die erfreuliche
Mitteilung machen, dass der Zuschuss zum Neubau vom
Haudelsniinister beim Finanzminister zur Einstellung in den
Staatshaushalt pro 1891/92 angemeldet worden ist. Ein-
geleitet wurden die mündlichen Verhandlungen wegen des
Staatszuschusses durch eine Deputation, welche sowohl dem
Herrn Handelsminister als dem Herr Finanzminister vor-
trugen, wie dringend notwendig für den Centralgewerbe-
verein die Beschaffung eines eigenen Gebäudes ist. Infolge
der Unterredungen in Berlin wurden vom Verwaltungsrat
und der Generalversammlung unseres Vereins die Verwen-
dung von 50000 M. aus Vereinsmitteln einstimmig genehmigt,
und es beschloss der Provinzialausschuss der Rheinprovinz ein-
stimmig, dem rheinischen Provinziallandtage die Bewilligung
der bereits für den Museumsbau in Aussicht genommenen
50000 M. zu empfehlen. Ferner wurde nach vorheriger Ge-
nehmigung durch den Herrn Minister für Handel und Ge-
werbe ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
zu einem Museumsbau veranstaltet, an welchem sich 48 Be-
werber mit 49 Arbeiten beteiligten. Das Preisgericht hat
den ersten Preis dem Entwurf Con amore des Herrn Archi-
tekten Karl Hecker in Düsseldorf zuerkannt. Die Verhand-
lungen über die Ausführbarkeit des Entwurfes ergaben er-
freulicherweise, dass mit unwesentlichen Änderungen der
Grundriss und die holländische Fassade als Grundlage zur
Ausführung mit Genehmigung des Herrn Ministers für Handel
und Gewerbe vom Verwaltungsrat angenommen wurde.

P. — "Wappenschild von J. Kaffsack. (Zu der Farben-
tafel.) Am 7. September 1890 endete ein jäher Tod das
Leben des hochbegabten Bildhauers Joseph Küffsack in
Berlin. Nur eine kurze Künstlerlaufbahn war ihm vergönnt
und nicht beschieden, durch ein großes monumentales Werk
seinen Namen auf die Nachwelt zu bringen. Wohl aber hat
er in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit eine Anzahl Werke
dekorativer Plastik geschaffen, die zu den allerbesten zählen,
was unsere Zeit auf diesem so reich kultivirten Gebiete ge-
schaffen hat. Ein biographischer Aufsatz von Adolf Rosen-
berg1) würdigt in eingehender Weise die Verdienste des

l) Siehe Heft G der Zeitsohr. I. bild. Kunst. N. F. II.

Verstorbenen. Eine dem betreffenden Heft beigegebene Tafel
nach einer der letzten Arbeiten Kaffsacks schien auch zur
Wiedergabe im Kunstgewerbeblatt geeignet, um unseren
Lesern von der großen Begabung des Meisters für dekora-
tive Kunst, humorvolle Darstellungen und farbige Plastik
eine Anschauung zu gewähren. Der letzte Auftrag, den der
Künstler vollendete, waren vier in Holz geschnitzte Wappen
für das Pschorrbräuhaus in Köln. Diese vier Schilde wollen
einerseits die Hauptruhmestitel des „heiligen Köln'' verherr-
lichen, andrerseits mit liebevoller Beredsamkeit die Gleichbe-
rechtigung von Wein und Bier fröhlichen Zechern zu Gemüte
führen. Das thut schon dasjenige Wappen, das zugleich an
die Heidenzeit erinnert durch die feiste mit einem Ruder,
einem Weinbecher und einem Humpen schäumenden Bieres
bewaffnete Silensgestalt, die als Zimier aus einem Spangen-
helme emporwächst, der ein Wappenschild mit Humpen und
Weinglas krönt. Das zweite Wappen, das wir unseren
Lesern in getreuer farbiger Nachbildung vorführen, verherr-
licht den Karneval; es zeigt die Figuren der heiligen drei
Könige als Kleinode von überaus komisch aufgefassten Helmen,
die sich nichts vergeben, wenn sie einmal als die volks-
tümlichen Gestalten von Kaspar, Melchior und Balthasar er-
scheinen. Das dritte Wappen trägt im Schild die welt-
berühmte Flasche mit der Aufschrift des ersten, ältesten und
einzig echten Johann Maria Farina, dessen Haupt das Wap-
pen überhöht und zugleich als Träger eines vielästigen
Stammbaumes dient, an dessen Zweigen zwei Dutzend neue
Farina's hängen. Der Segen des kölnischen Wassers wird
uns deutlich gemacht durch zwei aus den Helmkronen des
Wappens herauswachsende Figuren: den kölnischen Bauer
in der Tracht vom Ende des 17. Jahrhunderts, der aus
langer Kalkpfeife seinen Kanaster einer Jungfrau entgegen
dampft, die mit zugehaltener Nase zu enteilen sucht. Im
vierten Schilde, dessen Feld eine Lyra mit einem aufge-
schlagenen Notenblatt enthält, wird der Kölner Männer-
gesangverein verherrlicht. Aus den Kronen der drei den
Schild überhöhenden Helme wachsen drei Gestalten in
schwarzen Fräcken heraus: die mittlere mit einem Lorbeer-
kranze auf dem bloßen Haupte, die beiden anderen mit Cy-
linderhüten bedeckt. In dem Kontrast der feierlichen Ritter-
helme mit den drei schwarzen Gestalten modernster Prägung
hat der Künstler eine überaus humoristische Wirkung er-
zielt. „Wenn auch", so schließt Rosenbergs Aufsatz, „das
Leben des Künstlers in einen tragischen Akkord ausgeklun-
gen ist, so hat sein Schaffen in diesen Werken einen har-
monischen Abschluss gefunden. Er hat noch einmal mit
überzeugender Beredsamkeit dargethan, für welches Material
und für welche Zwecke die Polychromie in der Plastik am
besten geeignet ist, und er hat zugleich gezeigt, was unserer
Bildnerei trotz der enormen Fortschritte der neuesten Zeit
immer noch not thut: größere Beweglichkeit, stärkere Ent-
schlossenheit und eine kräftigere Mitgift von Humor, der seit
Jahrhunderten nicht mehr als Begleiter der plastischen Kunst
geduldet worden war.
 
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