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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Schulze, Otto: Das Museo Artistico Industriale zu Rom, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0103

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DAS MUSEO ARTISTICO INDUSTRIALE ZU ROM.

II

3. Dekorationsplastik für Metallkunst, Modellir-
übungeu in Wachs, Ciseliren, Stechen, Nielliren,
Emailliren u. s. w.

Schließlich werden die Schüler auch mit der
Geometrie und den Grundbegriffen der Architektur be-
kannt gemacht. Die Anzahl der Schüler betrug im
Anfangsjahr 1875/76 im ganzen 26, im Jahre 1884
deren schon 116, wobei natürlich die Mal- und Zei-
chenklasse die am zahlreichsten besuchte ist.

In Italien, wo jede Stadt des Landes, selbst schon
ein großes und oft recht prächtiges
Museum, noch ihre eigene Sammlung
hat, jede kleine Kommune zusammen-
sucht, was sich an Wertvollem im
Umkreise findet und damit in ihrem
Kommunalpalast ein Museum formirt,
deren jedes wohl seine Bedeutung hat,
aber nicht die Kraft, die Industrie des
Landes zu heben noch guten Geschmack
in ausgedehnterem Maße zu verbreiten,
wie ein eifriger und verständiger Ver-
fechter künstlerischer Interessen, der
Deputirte Fürst Baldassare Odescalchi
in einer Kammersitzung des Jahres 1884
bemerkte, sind, wie schon erwähnt, die
Subsidien, die das Ministerium bisher
den einschläglichen Museen und Schulen
jährlich gespendet, gegenüber dem, was
etwa in England, Frank-
reich und Deutschland
zur Hebung des Kunst-
gewerbes geschieht,
noch sehr mäßige zu
nennen. Sie haben bis
1884 nicht viel über
200000 Lire im ganzen
betragen, dürften wohl
aber heut schon reich-
licher fließen.

Man muss in unser ^^^^^^^^^^^^^^^^
Museum in S. Giovanni

a Capo le Case denn auch mit bescheidenen An-
sprüchen eintreten. Die Municipal- und sonstigen
Paläste kleinerer Städte, die zugleich Museen bergen,
bringen für sich schon oft ein gewisse Fülle des
Schmuckes an Wand und Decke mit, an Bildern
und Täfelungen, die dem Ganzen von vornherein
ein künstlerisches Gepräge aufdrücken und Behag-
lichkeit verbreiten.

Hier lässt schon das sehr bescheidene Äußere
einer schmucklosen vierfenstrigen Front von drei nie

Tischglocke. Museo artistico industriale zu Eora

deren Stockwerken kaum große Schlüsse auf etwaige

Pracht der Ausstattung im Innern zu; wir steigen
zum hochgelegenen Parterre auf einer versteckten
Treppe auf und finden uns, durch die Eingangsthür
tretend, auf einem kleinen, einfachen Vorplatz, den
eine kleine Sammlung von Gipsen und Marmor-
wappen füllt, darunter die Sammlung von Abgüssen
nach den seinerzeit die Kollektion des Marchese
Campana ausmachenden gräco-italischen Terrakotta-
Originalen, deren größter Teil sich wohl heut im
Louvremuseum befindet, bietet indessen so viel Treff-
liches, dass man bei dessen Betrachtung
gern manche Unbequemlichkeit und
anderes übersieht. Das Museum ver-
dankt dem Fürsten Ladislao Odescalchi
das Geschenk der Formen, die noch
glücklich genommen wurden, ehe die
den Nekropolen Etruriens, den Ruinen
Latiums und Roms entstammenden
Originale ins Ausland wanderten. Es
führte zu weit, wollte ich weiter auf
all' die leider nur zu wenig günstiw
hier placirten Vorbilder eingehen. Wir
drängeln drängend durchs Gedränge
zurück und steigen links einige Staffeln
aufwärts zu einer räumlich sehr be-
scheidenen Treppenruhe. Hat uns unten
manchen Genuss die Schenkung des
Fürsten Ladislao Odescalchi verschafft,
so behauptet hier oben
dessen fürstlicher Bru-
der, der kunstverständige
Parlamentarier Fürst
Baldassare Odescalchi
das Feld durch die Über-
lassung trefflicher Eisen-
arbeiten, wie sie im
kunstsinnigen Mittel-
alter die Fronten stolzer
Paläste und selbst die
^^^^^^^^^^^^^^ bescheidensten Behau-
sungen oft von unten
bis hoch oben hinauf zierten, jene ferri da finestra
da stender panni, die uncini, torcieri, anelli, battenti
u. s. w., wie wir sie, den ganzen Apparat, noch
heut an so manchem alten Gemäuer in Siena Flo-
renz und den oft durch ihre Lage, wie nicht minder
durch ihre architektonischen Schätze so überraschen-
den Bergnestern des gesegneten Toskana, in Vico-
varo, Velletri pp. der römischen Umgegend und sonst
wo im unbekannten Piemont an Ort und Stelle
geborgen finden. Jene mit reichen Rosen und
Wappenhlumen, mit maulsperrigen, wilden Dracheu-

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