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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0107

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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sind dem Hoben Reichstag und der Reichsregierung wie den
einzelnen Bundesregierungen und Landtagen zu tiefem Danke
verpflichtet für die zum Schutze der künstlerischen Eigen-
tums wie der nationalen Arbeit ergangenen Gesetze und
Maßnahmen, für die Förderung durch Unterricht jeder Art.
aber Schutz und Lehre allein thun es noch nicht. Das Bei-
spiel der Geschichte des eigenen Vaterlandes, Frankreichs
und Italiens lehrt uns, dass es vor allem die praktischen
Aufgaben sind, welche das Kunstgewerbe in allen seinen
Zweigen fördern. Daran wird die Kraft zu neuen Leistungen
gewonnen, dadurch weite Kreise des Inlandes, die Staats-
i'egierungen, die Kirchen, die Gemeinden und Privaten, wie
das Ausland zu Auftrügen veranlasst. Die Aufgaben, welche
m vergangenen Zeiten dem Kunstgewerbe Deutschlands,
Italiens und Frankreichs gestellt wurden, und nicht die
Schulen haben es groß gemacht, die Aufgaben, die es noch
heute vor allem in Frankreich zu lösen aufgefordert wird,
sind die Grundlage für die Stellung des französischen Kunst-
gewerbes im Inlande wie auf dein Weltmärkte. Auch der
nationale Gedanke in Deutschland ist Jahrzehnte hindurch
nicht zum wenigsten lebendig erhalten und gestärkt worden
durch den Anblick der Werke deutscher Architektur, deut-
scher Kunst und deutschen Kunstfleißes.

Wir glauben daher als die Vertreter von Tausenden
deutscher Kunstgewerbetreibender an den Hohen Reichstag
die gehorsamste Bitte richten zu dürfen:

Der Hohe Reichstag wolle dafür sorgen, dass die zum
würdigen, dem ursprünglichen Plan gemäßen inneren Aus-
bau und zur entsprechenden Ausstattung des Reichstags-
gebäudes erforderlichen Geldmittel nachträglich verfügbar
werden. — Unterschriften: Der Gewerbeverein für Aachen,
Burtscheid und Umgegend (kunstgewerbl. Abteilung) zu Aachen.
Der Kunstgewerbeverein zu Altenburg. DerVerein für deutsches
Kunstgewerbe zu Berlin. Der deutsche Graveurverein zu
Berlin. Der Kunstgewerbeverein zu Breslau. Der Verein
zur Förderung des Kunstgewerbes zu Braunschweig. Der
Dresdener Kunstgewerbeverein zu Dresden. Der Mittel-
deutsche Kunstgewerbeverein zu Frankfurt a. M. Der Kunst-
gewerbeverein zu Halle a. S. Der Kunstgewerbeverein zu
Hamburg. Der Gewerbeverein (Abteilung für Kunstgewerbe)
zu Hannover. Der Kunstgewerbe verein zu Hannover. Der
Badische Kunstgewerbeverein zu Karlsruhe. Das Kunst-
gewerbemuseum zu Leipzig. Der Kunstgewerbeverein zu
Magdeburg. Der Bayerische Kunstgewerbeverein zu München.
Der Kunstgewerbeverein zu Oldenburg. Der Kunstgewerbe-
verein zu Pforzheim. Der Kunstgewerbeverein zu Quedlinburg.
Der Württembergische Kunstgewerbeverein zu Stuttgart.

— Berlin. Der in der Generalversammlung des Vereins
für deutsches Kunstgewerbe am 14. Januar erstattete Jahres-
bericht, zeigt den Verein in erfreulichster Entwicklung be-
griffen, wenn auch die Zahl der Mitglieder nur in geringem
Umfang sich vermehrt hat und mit 484 abschließt. Die Zahl
der Vereinsversammlungen betrug achtzehn, und zwar fanden
sieben Hauptversammlungen, sechs zwanglose Sitzungen
eine Generalversammlung und vier außerordentliche Ver-
sammlungen statt. Es sprachen im verflossenen Jahre die
Herren: Direktor Baumert: Über Pressluftwerkzeuge; Alex.
Meyer-Cohn: Über das neue Museum für Volkstrachten; Dr.
v. Falke: Über japanische Kunsttöpferei. Dr. C. Gurliti:
Über die Geschichte der Musterzeichnerei; Regierungsbau-
meister Jafte: Über die Gartenbauausstellung und — ge-
legentlich des Besuches im Stadtschlosse zu Potsdam —,
über die Baugeschichte desselben. Dr. P. Jessen, über das
Thema: Der Gartenbau als Kunst; Maler Franz Kühn über

neue Verbesserungen auf dem Gebiete der Photographie.
Geheimrat Reuleaux gab Erläuterungen zu mehreren von
ihm ausgestellten Glasgemälden; Maler A. Schoppmeyer
sprach über Initialen und Miniaturen des Mittelalters; Prof.
Vogel über Farbenharmonie. Außerdem wurden in den
zwanglosen Sitzungen zwanzig Vorlegungen besprochen. Die
Vereinszeitschrift erschien in elf Nummern mit dreizehn
Kunstbeilagen und schloss in ihrer älteren Form mit Nr. 11
ab, um seither in Verbindung mit dem Kunstgewerbeblatt
in größerem Umfange und in reicherer Ausstattung herge-
stellt zu werden. Nachdem die in dem letztjährigen Kassen-
berichte genannte Kommission ermittelt hatte, dass in den
früheren Jahren die Vereinsrechnungen mit Unterbilanzen
abschlössen, ordnete der Vorstand auf Antrag des Schatz-
meisters die Aufstellung eines Voranschlags an. Die Aus-
gaben wurden demgemäß in fünfzehn verschiedenen Kontos
geordnet und nach Maßgabe der früheren Aufwendungen
festgestellt', ohne die Zwecke des Vereins zu beschränken.
Dieser Voranschlag für 1880 schloss mit einer Unterbilanz
von 1839 M. 60 Pf. Der Voranschlag für 1890 musste eben-
falls noch mit einer Unterbilanz von 1270 M. genehmigt
werden. Nichtsdestoweniger konnte dem Verein die freudige
überraschende Mitteilung gemacht werden, dass das Defizit
versehmtnden ist. Der vorliegende Rcchnungsabschluss deckt
sich in Einnahme und Ausgabe mit 7011 M. 00 Pf. Die
Rechnung schließt ohne Schulden, im Gegenteil mit einem
Guthaben im Betrage von 34 M. 50 Pf. Der Reservefonds hat
den rechnungsmäßigen Zuwachs, der Vereinsbannerfonds leider
nur die Spende von 30 M. aufzuweisen. Diese Erfolge werden
einer Beihilfe seitens des Herrn Handelsministers verdankt.

__ Be; der Neuwahl des Vorstandes wurden die bewährten

Leiter des Vereins wiedergewählt; derselbe besteht danach aus
den Herren Geheimrat Lüders, Vorsitzender, O. Schultz und
Schröer dessen Stellvertreter, Prof. Hildebrandt Schriftführer,
Dr. Jessen und Thiele, dessen Stellvertreter, L. P. Mitterdorf er,
Schatzmeister.

P. Frankfurt a. M. — Ober „die ersten zehn Jahre
unserer knnstgeiccrbliehen Fachschtde" erstattet das Kura-
torium einen eingehenden Bericht, welcher einen anschau-
lichen Einblick in das allmähliche Heranwachsen und in die
Thätigkcit dieses blühenden Instituts gewährt. 1880 mit
drei Klassen —Gerätklasse, Malklasse, Modellirklasse—be-
gründet, wurde sie 1884 um die Ciselirklasse, 1887 um die
Holzbildhauerklasse erweitert, Diese fünf Klassen wurden
während der 10 Jahre von insgesamt 179 Schülern besucht
(26 bis 32 im Durchschnitt pro Jahr), worunter 67 Maler und
40 Bildhauer waren; davon bezogen 69 Stipendien, welche
zum Teil von der Staatsregierung und dem Kommunalland-
ta°- der Provinz Nassau gewährt wurden. Auch nach dem
Verlassen der Schule wurden einzelne besonders befähigte
Schüler durch Gewährung von Geldern zu Studienreisen
oder weiterer Ausbildung an anderen Anstalten gefördert.
Studienreisen größerer Gruppen von Schülern unter Leitung
einzelner Lehrer waren nicht bloß den Schülern, sondern auch
der Anstalt zu Nutzen, indem sie in den dabei gemachten
Aufnahmen der Schule ein wertvolles Unterrichtsmaterial
zuführten. Mit Genugthuung stellt der Bericht zuletzt fest,
dass die Mehrzahl der früheren Schüler, auf welche der
Schule eine längere Einwirkung vergönnt war, heute in ge-
achteten, zum Teil hervorragenden Stellungen sich befinden.
Nur vier von 179 Schülern gingen zur Akademie über, was
um so mehr hervorzuheben ist, als die Schule ihren Lehr-
gang als abgeschlossen betrachtet und sich in keiner Weise
etwa als Vorschule für die Akademie ansieht. In dem Be-
richt hat der Direktor sich selbst erklärlicherweise nicht
 
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