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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Schricker, August: Strassburger Fayence und Porzellan und die Familie Hannong: 1710-1780
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0138

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STRASSBURGER FAYENCE UND PORZELLAN.

Frankentkai ist die eines ungemeinen künstlerischen
und kommerziellen Erfolges, und die Ergebnisse mit
den Marken des springenden Pfalzer Löwen und dem
P. H. gehörten mit Recht zu den geschätztesten des
vorigen Jahrhunderts. Sie stehen den besten Arbeiten
von Meißen und Sevres gleich. In den Figuren über-
treffen sie beide.

Paul Anton starb im Jahre 1760 in Straß-
burg, wo unterdessen durch seine Söhne Josef Adam
und Peter Anton die Fayencefabriken mit der von
Hagenau fortgeführt worden waren. Noch vor seinem
Tode übertrug er die Werke von Frankenthal an

Sevres die Fabrikationsgeheimnisse verkauft und zwar
für 6000 livres bar und 3000 liv. Leibrente. Was
sich nun unmittelbar darauf ereignet hat, kann
ich aktenmäßig noch nicht feststellen, wahrschein-
lich ist, dass die Herren von Sevres, als sie in den
Besitz des Geheimbuches gelangt waren, erkannt
haben, dass, um die Rezepte fruchtbar zu machen,
nichts weiter nötig sei, als die Hauptsache, nämlich
Porzellanerde. Über diese konnten sie aber nicht
verfügen. Wahrscheinlich ist auch eine gerichtliche
Einrede des älteren Bruders. Denn nach 1764 werden
Verhandlungen geführt, zu denen Josef Adam selbst

Asien und Afrika. Fayencestatuetten, Höhe 26 cm.

seinen Sohn Josef Adam. Sie waren ihm in seinem
Heiratskontrakt zu rund 125000liv. angesetzt wrorden.
Ein Unglück war, dass beim Tode des Paul Anton
die Bücher mit den Fabrikationsgeheimnissen für
einige Zeit in die Hände seines Schwagers Acker und
seines zweiten Sohnes Peter Anton kamen. Dieser riss
einzelne Seiten heraus und kopirte das Ganze. Wohl
verpflichtete er sich in einem Familienrat voni
31. Dezember 1760 die Abschriften nicht ohne Ge-
nehmigung seines älteren Bruders zu verkaufen bei
einer Strafe von 10000 liv. — Am 29. Juli des
folgenden Jahres aber finden wir ihn, der in Bezug
auf Geld einem durchlöcherten Korb geglichen zu
haben scheint, in der Schreibstube des Notars Vivien
zu Paris, wo er an Rene Boileau, den Direktor von

nach Paris geht. In der Zwischenzeit 1760 oder
1761 hatte Josef Adam H. die Werke von Frankenthal
an den Kurfürsten Karl Theodor um die Summe von
50000 Gulden verkauft.

Die Privilegien für Sevres und die gehässige
Ausbeutung derselben hatten einen solchen Sturm
der Entrüstung wachgerufen, dass der Hof einlenken
musste. Durch Verfügung vom 27. Februar 1760
war den Unternehmern der schon bestehenden Por-
zellanfabriken erlaubt worden, ihre Arbeit fortzu-
setzen und das Chinablau zu verwenden. Von dieser
Zeit an wurde in Straßburg wieder fleißig gearbeitet;
wir schließen dies aus der ungemeinen Zunahme des
Porzellanhandels (von 1762—1765 werden sechs neue
Porzellanhandlungen errichtet), wir schließen dies
 
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