ELEKTRISCHE BELEUCHTUNGSKÖRPER.
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einem natürlich entsprechend hohen Rokoko-Salon
eine große Zahl einzelner Glühlichter hinter frei
vortretendes Ornament und Muschelwerk im Decken-
stuck zu verbergen, so dass der Plafond wie von
innen heraus leuchtend erscheint. Es ist die höchste
Wahrscheinlichkeit, dass unser Bauherr uns einladen
wird, solche Experimente bei jemand anderem zu
machen, und ihm seinen großmiichtigen Lüster ins
Zimmer zu hängen.
Nach dem bisher Gesagten
darf es nicht wunder nehmen,
wenn ein großer Teil der Be-
leuchtungskörper, welche auf der
elektrotechnischen Ausstellung
vorgeführt werden, fast unmerk-
liche Variationen dieses altge-
wohnten Gaslüsters und seiner
Begleiter der Wandarme sind.
Es soll nicht geleugnet werden;
dass sich auch darunter man-
ches Anerkennenswerte befindet.
Kramme (Berlin) hat hübsche
Leistungen in Schmiedeeisen auf-
zuweisen, auch ein japanisirender
Lüster in verschieden gefärbter
Bronze wirkt sehr hübsch. Von
besonders origineller Erfindung
ist bei ihm eine Wandlaterne
ln getriebenem und oxydirtem
Messing.
Zwei mitteldeutsche Firmen,
Zulauf & Co. in Höchst a,M.
und das Gasapparat- und Guss-
werk in Mainz haben sich aner-
kennenswerte Mühe gegeben, auf
der Ausstellung stattlich vertreten
zu sein. Ein großer Rokoko-
Lüster und ein hübscher Versuch
ln Schmiedeeisen, der ersteren
*irnia, zwei große, teilweise mit
Majolikateilen dekorirte Kande-
er,em etwas berlinisch-architektonisch aussehender
uster in Goldbronze, gute Speisezimmer-Suspensions
imd zierliche einflammige Deckenbeleuchtungen der
Mainzer Firma lialj.en g-ch ftnf eJner durchaus an_
endigen Höhe. Aber originelle Lösungen der uns
beschäftigenden Frage dürfen wir bei ihnen ebenso-
wenig suchen wie bei Schäffer & Walker (Berlin).
m glücklichsten lösen noch die Anhänger des
Alten ihre Aufgabe, wenn sie die ganz aus Krystall-
pnsmen gebildete Krone, wie sie Ende vorigen Jahr-
Montirte Ampel.
(Wurzener Bronzewavenfalnik.)
hunderts aufkam, zum Ausgangspunkt nehmen.
Nicht umsonst hat sich diese graziöse, körperlose Art
immer der Vorliebe unserer feineren Dekorateure
zu erfreuen gehabt; wenn sie in das derbe Fortissimo
unserer deutschen Renaissance nicht hineinpasste
und einige Jahrzehnte hindurch zurücktrat, so können
wir ihre Wiederaufnahme, wie sie uns Riedinger,
Schäffer & Walker u. a. vorführen, nur mit Beifall
begrüßen.
Ist es ein Zufall, wenn wir
unter denjenigen Versuchen für
elektrische Beleuchtungskörper,
denen wir eine größere Selbstän-
digkeit zugestehen müssen, auf-
fallend häufig der sogenannten
„montirten Arbeit" begegnen; also
im Gegensatz zu den mehr ins
Architektonische weisenden Guss-
ornamenten, jenen halb- oder
ganznaturalistischen Formen, die
aus getriebenem Messingblech
freihändig zusammengesetzt wer-
den. Das Beste darin zeigt uns
Prof. Halbreiter (München) in
einem von Gassner ausgestell-
ten Arbeitskabinett: geistvolle
Weiterbildungen seiner früheren,
schon durch die Münchener Zeit-
schrift bekannten Versuche, denen
im allgemeinen die Dürersche
Ornamentik zu Grunde liegt In
ähnlichem Sinne hat auch Rie-
dinger einen schönen, vielleicht
noch nicht in allen Teilen har-
monischen Kronleuchter durch-
geführt. Aber wir begegnen
ähnlichen Versuchen überall: in
einem bis an die Grenze des Ge-
schmackvollen gehenden Natura-
lismus in den Blumenguirlanden
von Calm und Bender (Berlin),
diese Grenze überschreitend bei E. Jacoby (Berlin),
aufs glücklichste verwendet in den noch weiter zu
berührenden Arbeiten der sächsischen Bronzewaren-
fabrik (vormals P. A. Seifert) Würzen, bei Lussmann
(Frankfurt) und bei den bisher genannten Ausstellern.
Es will uns fast bedünken, als ob die allgemeine
Hinneigung zu dieser Handarbeit mit dem suchen-
den, tastenden Charakter zusammenhinge, den die
neue Aufgabe ihren Lösungen aufdrückt. Man will
sich noch nicht in große Kosten für Modelle hinein-
18*
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einem natürlich entsprechend hohen Rokoko-Salon
eine große Zahl einzelner Glühlichter hinter frei
vortretendes Ornament und Muschelwerk im Decken-
stuck zu verbergen, so dass der Plafond wie von
innen heraus leuchtend erscheint. Es ist die höchste
Wahrscheinlichkeit, dass unser Bauherr uns einladen
wird, solche Experimente bei jemand anderem zu
machen, und ihm seinen großmiichtigen Lüster ins
Zimmer zu hängen.
Nach dem bisher Gesagten
darf es nicht wunder nehmen,
wenn ein großer Teil der Be-
leuchtungskörper, welche auf der
elektrotechnischen Ausstellung
vorgeführt werden, fast unmerk-
liche Variationen dieses altge-
wohnten Gaslüsters und seiner
Begleiter der Wandarme sind.
Es soll nicht geleugnet werden;
dass sich auch darunter man-
ches Anerkennenswerte befindet.
Kramme (Berlin) hat hübsche
Leistungen in Schmiedeeisen auf-
zuweisen, auch ein japanisirender
Lüster in verschieden gefärbter
Bronze wirkt sehr hübsch. Von
besonders origineller Erfindung
ist bei ihm eine Wandlaterne
ln getriebenem und oxydirtem
Messing.
Zwei mitteldeutsche Firmen,
Zulauf & Co. in Höchst a,M.
und das Gasapparat- und Guss-
werk in Mainz haben sich aner-
kennenswerte Mühe gegeben, auf
der Ausstellung stattlich vertreten
zu sein. Ein großer Rokoko-
Lüster und ein hübscher Versuch
ln Schmiedeeisen, der ersteren
*irnia, zwei große, teilweise mit
Majolikateilen dekorirte Kande-
er,em etwas berlinisch-architektonisch aussehender
uster in Goldbronze, gute Speisezimmer-Suspensions
imd zierliche einflammige Deckenbeleuchtungen der
Mainzer Firma lialj.en g-ch ftnf eJner durchaus an_
endigen Höhe. Aber originelle Lösungen der uns
beschäftigenden Frage dürfen wir bei ihnen ebenso-
wenig suchen wie bei Schäffer & Walker (Berlin).
m glücklichsten lösen noch die Anhänger des
Alten ihre Aufgabe, wenn sie die ganz aus Krystall-
pnsmen gebildete Krone, wie sie Ende vorigen Jahr-
Montirte Ampel.
(Wurzener Bronzewavenfalnik.)
hunderts aufkam, zum Ausgangspunkt nehmen.
Nicht umsonst hat sich diese graziöse, körperlose Art
immer der Vorliebe unserer feineren Dekorateure
zu erfreuen gehabt; wenn sie in das derbe Fortissimo
unserer deutschen Renaissance nicht hineinpasste
und einige Jahrzehnte hindurch zurücktrat, so können
wir ihre Wiederaufnahme, wie sie uns Riedinger,
Schäffer & Walker u. a. vorführen, nur mit Beifall
begrüßen.
Ist es ein Zufall, wenn wir
unter denjenigen Versuchen für
elektrische Beleuchtungskörper,
denen wir eine größere Selbstän-
digkeit zugestehen müssen, auf-
fallend häufig der sogenannten
„montirten Arbeit" begegnen; also
im Gegensatz zu den mehr ins
Architektonische weisenden Guss-
ornamenten, jenen halb- oder
ganznaturalistischen Formen, die
aus getriebenem Messingblech
freihändig zusammengesetzt wer-
den. Das Beste darin zeigt uns
Prof. Halbreiter (München) in
einem von Gassner ausgestell-
ten Arbeitskabinett: geistvolle
Weiterbildungen seiner früheren,
schon durch die Münchener Zeit-
schrift bekannten Versuche, denen
im allgemeinen die Dürersche
Ornamentik zu Grunde liegt In
ähnlichem Sinne hat auch Rie-
dinger einen schönen, vielleicht
noch nicht in allen Teilen har-
monischen Kronleuchter durch-
geführt. Aber wir begegnen
ähnlichen Versuchen überall: in
einem bis an die Grenze des Ge-
schmackvollen gehenden Natura-
lismus in den Blumenguirlanden
von Calm und Bender (Berlin),
diese Grenze überschreitend bei E. Jacoby (Berlin),
aufs glücklichste verwendet in den noch weiter zu
berührenden Arbeiten der sächsischen Bronzewaren-
fabrik (vormals P. A. Seifert) Würzen, bei Lussmann
(Frankfurt) und bei den bisher genannten Ausstellern.
Es will uns fast bedünken, als ob die allgemeine
Hinneigung zu dieser Handarbeit mit dem suchen-
den, tastenden Charakter zusammenhinge, den die
neue Aufgabe ihren Lösungen aufdrückt. Man will
sich noch nicht in große Kosten für Modelle hinein-
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