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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Koelitz, Karl: Die Fächerausstellung in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0178

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DIE FÄCHERAÜSSTELLUNG IN KARLSRÜHE.

und Ludwig Dettmann (Berlin) mit Putten'und Schmet-
terlingen, Heinrich Kley (Karlsruhe) mit einer „Siesta",
Hans Koberstein (Berlin) mit seinem Sommernachts-
traum, Prof. Rössler in Wien mit Tanzscenen, Karl
Gehrts (Düsseldorf) mit Putten und Zwergen, Otto
Dannenberg (Berlin) mit seinem Flötenspieler, — fer-
ner aus der Sammlung Rosenberg gemalte Fächer-
blätter, wie die vorhin genannten von Heinrich
Lossow (München) mit Amor und Psyche, F. Simmer
desgl. „Verschiedene Auffassung", Ferd. Keller (Karls-
ruhe) „Engel mit Bild der Königin Luise",
Koppay (Berlin) „ Puttennest", Edm. Kanoldt
(Karlsruhe) Zopflandschaft, G. Papperitz
(München), „derTraum",F. Hein(Karlsruhe)
„Aschenbrödel", L. Schmutzler (München)
„Pierrot in Nöten", schließlich Frau Meyer-
Kayeneck (Karlsruhe) mit einer ganzen
Kollektion stilvoller Darstellungen, da-
runter eine vom Hofjuwelier Paar (Karlsruhe)
geschmackvoll montirt, und hundert andere
teils ebenso meisterhafte und mustergül-
tige figurale, ornamentale Fächerkompo-
sitionen renommirter Künstler, wie die
vorgenannten, die alle einzeln aufzuzählen
der Raum mangeln würde.

Mit Blumenmalerei, der Domäne der
kunstübenden Frauen, geschmückte Fächer
und Fächerblätter haben in reichster und
schönster Auswahl u. a. ausgestellt die
Damen N. Nikitin, M. Höpfel (München),
H. Zographo (Baden-Baden), Th. Laudien,
Krause (Wutsdorf), Begas-Parmentier, M.
Peiler (Berlin), R. Borgmann, J. Braun,
H. v. Weech, H. Stromeyer, M. Hormuth-
Kallmorgen, Sofie Ley, M. Hesse (Karls-
ruhe), Th. Hövet (Hamburg) etc. Im allge-
meinen macht sich auch hier, wie bei den
Fächerblättern mit figuralen Darstellungen,
ja sogar noch weit stärker die Wahrneh-
mung geltend, dass das strenge, architek-
tonisch oder ornamental gegliederte Kom-
positionsschema der früheren Fächerdeko-
ration, wie es z. B. die von Dr. Rosen-
berg ausgestellten Kupferstichentwürfe für Fächer
von Abraham Bosse (1610—1678), N. Loire (1624
bis 1679) und Dan. Chodowiecki (Ende vorigen
Jahrhunderts) am prägnantsten zeigen, zu Gunsten
einer freieren, rein naturalistischen Auffassung fast
ganz aufgegeben wird, wie dies ja überhaupt auf
allen Kunstgebieten im Zuge unserer Gegenwart liegt.

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Fächer aus Sansibar.

bestimmten Werken der Malerei sind die der künst-
lerisch befriedigenden Stickerei nur ziemlich spär-
lich vertreten. Als unbedingt vollendetste sind hier
die Arbeiten der Kunststickereischule des badischen
Frauenvereins nach Entwürfen von Professor Bär,
zu nennen, ihnen schließen sich gute Exemplare von
E. Bender (Berlin), K. Baumann (Straßburg), K. Fehl
(Speier) und Geschwister Engels in Köln (letzteres
Häkelarbeiten) an, während wir von Oberlehrer Claus in
Schneeberg mustergültige Entwürfe zu verschieden-
artigen Fächern ausgestellt
finden. Die an Zahl sehr
reichhaltigen, an künstleri-
schem Werth aber ziemlich
geringfügigen Kollektionen
unserer Fächerfabrikanten, die
uns zum größten Teile die
gangbaren Pariser Marktwaren,
mit ihren meist süßlich koket-
ten und konventionellen aber
dabei routinirt gemachten Dar-
stellungen, vorführen, dürfen
wir hier billig übergehen, doch
haben namentlich Fr. Bios
(Karlsruhe), C. Sauerwald, H. Donath und Reichardt
und Co. in Berlin auch einzelne gute, geschmackvolle
Arbeiten ausgestellt, die uns eine verständnisvolle
Mithilfe unserer Fächerindustriellen und Händler an
dem so notwendigen Werke der Reform des Ge-
schmacks in Bezug auf die künstlerische Dekoration
des Fächers, wie es unsere Ausstellung in erster
Linie bezweckt, erhoffen lassen.

Audi die Montirung, das Gestell des Fächers
bietet der Kunstindustrie, speziell der Elfenbein- und
Perlmutterschnitzerei lohnende Aufgaben, die von
Diessl (München) u. a. in ansprechender Weise gelöst
wurden. Ganz besonders haben sich aber auf diesem
Gebiete der Fächerdekoration unsere Goldschmiede
.und Juweliere hervorgethan, die wie Schürmann u.
Hesseberg in Frankfurt a. M., Rothmüller in München,
Friedlaender in Berlin, Elymeyer in Dresden, Paar
in Karlsruhe und Knoll u. Pregizer in Pforzheim
(letzterer mit Verwendung des Aluminiums) ge-
radezu mustergültige und höchst vornehme ausschließ-
lich im Stil des Rokoko gehaltene Arbeiten ihres
Fachs uns vorführen, die mit Recht einen vielbe-
wunderten und begehrten Glanzpunkt unserer Aus-
stellung bilden.

Es bleibt uns nun noch übrig, nachdem wir die
in reichster und mannigfaltigster Auswahl vorhan-

Gegenüber den genannten für die Fächerdekoration denen ethnographischen Fächer im Vorhergehenden
 
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