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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0225
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KLEINE MITTEILUNGEN

Entwurf zu einer Fayence-Platte von Maler H. Haase - Hamburg.

an diesen Haken werden die Haare der Besitzerin hängen
bleiben, was immerhin ein nur massiges Vergnügen ist.
Derselbe Vorwurf lässt sich den Gürtelschnallen, den
Broschen, den Ohrringen u. s. w. machen, die Lalique
ausgestellt hat. Fast alle anderen Künstler, die sich mit
Schmucksachen befassen, sind mehr oder weniger von
Lalique inspiriert. Rene Foy, Colonna, Fouquet, Gneyton,
Descamps, Beaudouin, und wie sie alle heissen, haben wenig
Originalität und müssen zu den Nachahmern Lalique's ge-
zählt werden. Der einzige, der eine eigene Persönlichkeit
besitzt, ist Henry Nocq. Seine Arbeiten sind vielleicht nicht
so zierlich und elegant wie die Lalique's, aber dafür eignen
sie sich weit besser zum wirklichen Gebrauch — und sind
ausserdem nicht so schwer zu erschwingen wie die aus dem
teuersten Material hergestellten Werke Lalique's. Nocq be-
sitzt guten Geschmack, originelle Ideen und grosse tech-
nische Geschicklichkeit. Seine Arbeiten sind robuster und

kräftiger als die der anderen Aussteller, ohne deshalb weniger
geschmackvoll und hübsch zu sein. Auch Carabin, dessen
Tänzerinnen bereits oben erwähnt wurden, ist mit einer sehr
hübschen Silberbrosche vertreten, eine aus der offenen Blume
des Stiefmütterchens steigende Sylphe darstellend. Von
Möbeln sind zu nennen eine Zimmereinrichtung von
Serrurier, die elegant, bequem, vornehm und einfach ge-
halten ist und allen Ansprüchen gerecht wird, die man an
die modernen Kunsthandwerker stellt. Bei Carabin tritt
immer wieder der Bildhauer in den Vordergrund, und so
hat er diesmal an seinen Arbeitstisch ein nacktes Mädchen
angefügt, welches die zur Aufnahme von Zeitungen u. s. w.
bestimmte Mappe in den Händen hält. Jean Baffier hat
ebenfalls die Skulptur mit der Tischlerei verbunden und
zwei Schränke geschaffen, die eigentlich nur als Postament
für die daraufstehenden Büsten dienen. Von demselben
Künstler sind auch in diesem Jahre wieder einige ausge-
zeichnete Zinngefässe vorhanden, eine Weinkanne, worauf
eine Weinlese dargestellt ist, und vier Becher, bei denen in
glücklichster Weise kelternde und traubenpflückende und
-naschende Knaben und Mädchen sowie Weintrauben und
Blätter als Ornament an Henkeln u. s. w. verwendet sind.
Diese Zinngeschirre Baffier's erfüllen in vollendeter Weise
die wahre Bestimmung der kunstgewerblichen Arbeiten: sie
verbinden das Schöne mit dem Nützlichen und stellen ein
prächtiges Stück Hausrat dar, welches man nicht nur zur
Schau in den Glasschrank stellen kann, sondern welches für
den Gebrauch bestimmt ist. Auch die schmiedeeisernen
Arbeiten von Emile Robert sind hübsch und brauchbar. Wie
die meisten modernen Kunsthandwerker sucht Robert seine
Motive in der Natur: seine Lampe wird von einer Distel-
staude getragen, deren Blätter und Köpfe von alters her ein
beliebtes Ornament geliefert haben, zu seinen Leuchtern hat
er die Wasserlilie gewählt, deren breites Blatt zur Aufnahme
der Streichhölzer und der abfallenden Stearintropfen dient;
und sein kleines Gartenthor stellt sich als ein Rankenwerk
von dreiteiligen Blättern dar. Die Wandtäfelung und die
Tapete von Jaques Drogue zeugen von gutem Geschmack
und von richtigem Verständnis des Wesens einer solchen
Arbeit, die zugleich dekorativ wirken und doch unaufdring-
lich und ruhig bleiben soll. Von den Lederarbeiten sind
zu nennen die Bucheinbände von Victor Prouve, Robert
Kastor und Ruban, von Edelzinn ausser den schon ge-
nannten vortrefflichen Arbeiten Baffier's die Schalen von
Ledru, die sich trotz aller gefälligen Anmut weder an Schön-
heit noch gar an Zweckmässigkeit mit Baffier's Humpen
vergleichen können, und von Tapeten, die zum Teil sehr
hübschen Muster von Henri Oillet und Cornelius de Moor.
Auf die gesamte kunstgewerbliche Abteilung zurückschauend,
können wir nur die schon oben gemachte Bemerkung wieder-
holen, dass uns der heurige Salon zwar viel Gutes und
Schönes, aber wenig oder nichts Neues auf dem Gebiete
des Kunsthandwerks gebracht hat.

KARL EUGEN SCHMIDT.

BERLIN. Auf einer Versammlung Berliner Maler und
Zeichner wurde einstimmig beschlossen, die Perma-
nente Deutsche Plakat-Ausstellung in eine „Künstler-
genossenschaft" umzuwandeln, der das Bestreben zu Grunde
liegen soll, den An- und Verkauf gewerblicher Kunsterzeug-
nisse zwischen Künstlern und Konsumenten zu erleichtern.
Die Plakat-Ausstellung soll die Centralstelle werden, in der
alles zur Reproduktion Bestimmte, namentlich alles für
Reklamezwecke, ausgestellt, verkauft und reproduziert wer-
den kann. -u-
 
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