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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0165
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KLEINE MITTEILUNGEN

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götterung eines Helden diktiert. Die Illustrationen, die
sich in jeder Beziehung auf der Höhe der Zeit befinden,
veranschaulichen besonders reich das Interesse der
Jahre um 1730—1750 für lebenswahre, flotte Tier-
darstellungen, bei denen vor allem Rücksicht genommen
worden ist auf die Herstellung eines leichten Über-
blicks über die technische Entwickelung des Künstlers.
— Die äussere Ausstattung des Foliobandes ist eine
überaus würdige und reiche. —

F E. Köhler-Haussen.

Carl Hettwig1. Praktische Dekorationsvorlagen von
einfachen und geschmackvollen Gardinen und Por-
tieren-Arrangements für Zimmereinrichtungen jeder
Art. Lieferung 1—4. Darmstadt, Karl Koch-Krauss.
Ein bescheidenes Werkchen, das auch nur vom
bescheidensten Standpunkt beurteilt werden kann. Der
Verfasser ist in der Fachlitteratur wohlbekannt; er
weiss sich den Bedürfnissen des kleinen Handwerkers
anzupassen, dem er in seinem »Journal für Tapezierer
und Dekorateure« und seinen verschiedenen anderen
Vorlagenwerken Muster für den täglichen Bedarf in
einer von neuen Dekorations - Gedanken noch nicht
infizierten Kundschaft bietet. Darum möchten wir
an dem Werke auch kaum etwas beanstanden, als
die letzten drei Worte des Titels. »Zimmereinrich-
tungen jeder Art« lassen sich mit den auf 24 Tafeln
vorgeführten Mustervorhängen nicht bestreiten, zum
mindesten nicht das neuzeitliche Zimmer, von dessen
Fenstern man wieder Licht und Luft verlangt. Ausnahms-
los bewegen sich die hier gebotenen Vorhänge in jenen
weichlichen, schweren Stoffdrapierungen, wie sie sich
seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ausgebildet
haben. Man wird gern anerkennen, dass sie alle
nach bekannten Schnittmustern leicht auszuführen
sind dank einer, wenn auch befangenen und absolut
unkünstlerischen so doch klaren Darstellungsweise,
deren bescheidene Technik ihre Erklärung in dem
billigen Preis des Werkchens findet.

Seit dem alten Bertuch'schen Mode-Journal haben
sich diese Motive in immerwährenden Variationen
wiederholt und wir würden die alten Bekannten noch
lieber sehen, wenn nicht hier und da Gedankenlosigkeiten
unterliefen, die auch die mildeste Kritik heute nicht
mehr übersehen kann. So, wenn (Tafel 8 und 15)
über den schweren Lambrequin unmittelbar an die
zum Aufhängen bestimmte Stange leichte Passemen-
terien angehängt werden, oder wenn (Tafel 22) auf
den glatten Lambrequin, der in der Sprache des Tape-
zierers »Renaissance« andeutet, leichte Stoffguirlanden
aus dem Empirestil aufgehängt werden, oder wenn
(Tafel 21) in der leichten Fransenendigung des Über-
falls der Aufhängungspunkt für ein schweres hand-
tuchartiges Motiv gewonnen wird, das sich dann
malerisch unsymmetrisch über die Galerie wirft.

Wir wollen im Interesse des Verlegers hoffen,
dass sich die Auflage dieser Hefte bald verkauft: sehr
weit ins zwanzigste Jahrhundert wird ihre Anwend-
barkeit nicht reichen. L.

Von Larisch. 1) Über Zierschriften im Dienste der
Kirnst. München, Verlag Albert, 189g. 2) Beispiele

künstlerischer Schrift. Wien, Verlag Schroll & Co.,
1900.

Dass die Zierschriften, wie sie bisher gang und
gäbe waren, ihrem Namen Ehre gemacht hätten, kann
man füglich nicht behaupten; und ebenso unbestreit-
bar ist es andrerseits, dass es mit einem blossen
»Andersmachen«, wie es manchen unserer neueren
Künstler beliebt, auch nicht gethan ist. Etwas weniger
Willkür und mehr Versenken in die Grundbedingungen
der Schrift überhaupt! Die angezeigten Bücher von
Larisch scheinen mir recht geeignet, Klarheit für
unser Gebiet zu schaffen. Zwei Elementarfehler
machen die bisherigen Zierschriften so unerfreulich:
1) Der mangelhaft gezeichnete Umriss des Buchstabens
selbst und 2) die fehlerhafte Stellung der Buchstaben
zu einander. Bezüglich des ersten Punktes darf man
in Anbetracht der Verschiedenheit des Geschmackes
die Grenzen nicht zu eng ziehen; eins aber ist stets
zu verlangen: Leserlichkeit. In zweiter, wichtigerer
Hinsicht handelt es sich um das Problem einer orna-
mentalen Massenverteilung im gegebenen Raum. In
einem Wort müssen die Buchstaben gleichweit von-
einander entfernt erscheinen; das ist der Fall, wenn
die zwischen ihnen liegenden Flächen einander gleich-
wertig sind. Die bisherige Lehre aber verlangte
Gleichheit der Abstände vom Ende des einen bis
zum Anfange des nächsten Buchstabens und Hess die
Verschiedenwertigkeit der einzelnen Zeichen ganz
ausser acht. Ein Vergleich der vom Verfasser ge-
gebenen »Mustersammlung« solcher sog. Zierschriften
mit den nach den besprochenen Grundsätzen gezeich-
neten Worten spricht eine eindringliche Sprache. So
wäre es also ganz einfach, Zierschriften zu entwerfen?
Doch nicht! Die Hauptregeln zwar stehen fest; aber
unser Auge ist kein mathematischer Apparat, es ver-
langt Täuschungen und grade die Lösung dieser
Fragen und das Schaffen der Formen selber ver-
langen das, was keine Regel ersetzen kann, künst-
lerisches Feingefühl. - - In dem zweiten Werke giebt
Larisch Proben von Zierschriften, die ihm von Künst-
lern wie Crane, Eckmann, Lechter, Moser, Olbrich
und anderen zur Verfügung gestellt wurden. Alles
in allem viel Gutes, aber auch manches sehr Uner-
freuliche. Wir sind durchaus geneigt, dann und wann
zu gunsten der ornamentalen Gesamtwirkung auf die
»brutale Leserlichkeit« zu verzichten; aber die Beiträge
von Fischel (Wien) z. B., die sowohl Schrift wie
auch Ornament sein wollen, sind keines von beiden.
Diese aneinander gereihten Hufeisen verraten nichts
als brutale Unleserlichkeit. Doch das sind geringe
Ausnahmen; und mit ihrer Erwähnung soll dem Ver-
dienste des Verfassers und Herausgebers kein Abbruch
gethan werden. Wh.

Walter Crane. Von der dekorativen Illustration des
Buches in alter und neuer Zeit. Aus dem Eng-
lischen von L(ina) und K(onrad) Burger. Autori-
sierte Ausgabe. Leipzig 1901, Hermann Seemann
Nachfolger.
Der künstlerische Aufschwung des Buchgewerbes

hat in England seinen Anfang genommen; und unter
 
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