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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Luthmer, Ferdinand: Möbel und Zimmereinrichtungen auf der Pariser Ausstellung
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0164

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KLEINE MITTEILUNGEN

haben drei Maler zusammengearbeitet: die von
E. Gaillard gezeichneten Möbel des Speisesaals litten
teilweise an Übertreibung der Holzstärken und Häu-
fung der Motive; feiner war sein Schlafzimmer.
Der von E. Colonna gezeichnete Salon, sowie das
Boudoir und die Toilette von G. de Feure zeigten
die vortrefflichen Eigenschaften, welche wie wir oben
andeuteten, die Franzosen auch dem modernen Stil

gegenüber nicht verleugnen: vornehmes Masshalten,
das sich nie ganz ausgiebt, und eine grosse Fein-
fühligkeit in Formen und Farben. Das Toiletten-
zimmer, hell Ahorn, die Bezüge von resedafarbenem
Tuch mit diskreter Stickerei neben überaus zarter
Behandlung der Wandbespannungen und Vorhänge
war wohl das vornehmste Interieur der Ausstellung.

F. LUTHMER.

KLEINE MITTEILUNGEN

BÜCHERSCHAU

Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker,

von Geh. Hofrat Professor Dr. Karl Woermann.
Die schwierige Aufgabe eines für weite Kreise
bestimmten kunstgeschichtlichen Handbuches: in ge-
meinverständlicher Form die von der Spezialforschung
festgestellten und anerkannten Thatsachen übersichtlich
zusammenzustellen, hat der bekannte Verfasser, wie
nicht anders zu erwarten war, in überaus glücklicher
Weise gelöst. Über die nach Gebühr hervorgehobenen
grössten und höchsten Schöpfungen der Kunst sind

— zum erstenmale in einer allgemeinen Kunstgeschichte

— nicht die Leistungen der niederen Kulturstufen
vergessen. Unsere Kenntnis vom Zusammenhange
des Kunstschaffens der verschiedenen Länder und
Zeiten ist ja leider noch sehr lückenhaft, doch wie
konnte man zu einem Ergebnis kommen, solange
man allein die nächstliegenden Gebiete einer eingehenden
Untersuchung für würdig erachtete, solange man nicht
als Stufen auf dem mühevollen Wege zur Kunsthöhe
auch die vielleicht unscheinbaren Kunstthaten primi-
tiver Menschen als entwicklungsgeschichtlich gleich-
wertige Faktoren mitrechnete. Soweit es nach dem
Stande der bisherigen Forschung überhaupt möglich
ist/j^wird ein vollständiges Bild gegeben von den
künstlerischen Arbeiten der Urbewohner Europas,
den ältesten bewunderungswürdigen Kunstschöpfungen
überhaupt, und ausführlich wird auch berichtet von
der Kunstthätigkeit der so gern und offenbar zumeist
mit ebensoviel Unrecht zu »Wilden« gestempelten
Völkerschaften Australiens, Afrikas, Amerikas und der
Polargebiete. Wahre Offenbarungen sind der Kunst-
wissenschaft in den letzten Jahren ja gerade auf
diesen zu lange missachteten Gebieten zu teil gewor-
den. Erinnert sei hier zum Beispiel an die in Bronze-
guss ausgeführten Werke, die im 16. Jahrhundert von
den westafrikanischen Beninnegern geschaffen wurden,
und unter denen sich Einzelarbeiten von geradezu
klassischer Grösse befinden. Ausführliche Kapitel sind
natürlich auch der Kunst des Islam, Indiens und be-
sonders Chinas und Japans gewidmet. Dankbar wird
es überall aufgenommen werden, dass der Verfasser

den schwierigen Versuch gewagt hat, die Kunst
Ostasiens, die doch mehr als irgend etwas Anderes
das Schaffen unserer Zeit beeinflusst hat, in ihrem
Entwicklungsgange vorzuführen. Den weitesten Raum
des vorliegenden ersten Bandes füllt die Geschichte
der Kunst in den grossen Kulturländern des Alter-
tums: Ägyptens, Griechenlands und Italiens. Dass auch
hier die jüngsten Forschungen die Grundlage der Dar-
stellung gebildet haben, bedarf kaum noch der Her-
vorhebung. Besonders erfreulich ist es, mit welchem
Nachdruck der Verfasser überall bestrebt gewesen ist,
das Entwicklungsmoment, die gleichartig immer wieder-
kehrenden Wandlungserscheinungen im Kunstschaffen
hervorzuheben, wie er die oft trockenen Thatsachen
durch ein geistiges Band zu verknüpfen sucht, so
dass sie zu leben beginnen auch in der Vorstellung
des Laien. Die ungewöhnlich grosse Zahl von über
600 zumeist vortrefflichen, je nach Bedürfnis in Holz-
schnitt oder Zinkotypie hergestellten Textabbildungen,
weitere 35 Tafeln in Holzschnitt und Tonätzung und
15 Tafeln in Farbendruck vervollständigen den Wert
des vortrefflichen Werkes. Man darf sagen, dass
einem wirklichen Bedürfnis damit abgeholfen ist,
und es ist zweifellos, dass es überall die gebührende
Anerkennung finden wird H. L.

Jean Louis Sponsel. Kabinettstücke der Meissner

Porzellan- Manufaktur von Johann Joachim Kandier.

Leipzig, Hermann Seemann Nachfolger.
Eine Firma, die sich zum erstenmal gleich zu
Beginn ihrer Thätigkeit mit einem Werke, wie das
vorliegende ist, setzt sich immer grossen Gefahren
aus, denn es pflegt ihr die Erfahrung zu fehlen, wie
im richtigen Verhältnis wissenschaftlicher Forschergeist
mit künstlerischer Darstellung zu verbinden seien.
Diese Gefahren sind in diesem Buche der jungen
Firma Hermann Seemann Nachfolger siegreich über-
wunden. Der Text des als Kunstkenners und Kunst-
forschers hinreichend bekannten Verfassers ist bei
aller wissenschaftlichen Strenge und Genauigkeit
fesselnd und künstlerisch vollendet geschrieben; er
ist bei aller Begeisterung für den geistvollen und formen-
freudigen Begründer der plastischen Entwickelung im
Meissner Porzellan nicht etwa von einer kritiklosen Ver-
 
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