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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0105

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FAYENCEN VON PROFESSOR M. LÄUOER, KARLSRUHE (GESETZLICH GESCHÜTZT).

KLEINE MITTEILUNGEN

AUSSTELLUNGEN

FRANKFURT AM MAIN. Wenn auch im all-
gemeinen die heutigen Keramiker, angeregt
durch die japanischen Töpfereien, Bahnen ein-
geschlagen haben, die auf ganz anderen technischen
und künstlerischen Voraussetzungen beruhen als die
italienische Majolika, so lockt dennoch das unver-
gleichliche Kunsterbe der Renaissancezeit immer wieder
von neuem zu Versuchen einer Wiederbelebung
dieses so hochgeschätzten Kunstzweiges. Gegenwärtig
ist durch eine Ausstellung im hiesigen Kunstgewerbe-
museum ein keramisches Atelier zum erstenmal vor
die Öffentlichkeit getreten, das im Jahre 1898 in
Cronberg i. T. durch den verstorbenen Ingenieur
Carl Vogel und den Maler Wilhelm Säs gegründet
wurde und in der Technik der alten Majoliken Neues
und künstlerisch Selbständiges zu schaffen sucht. Das
meiste ist nach Entwürfen von W. Süs, einiges auch
nach solchen von Hans Thoma gearbeitet. Ausgestellt
sind Teller, Schüsseln, Vasen, zum Teil Kopien alter
Stücke als Studienarbeiten, zumeist aber eigene Ent-

Kunstgewerbeblatt. N. F. XII. H. 5.

würfe, stilvoll in dem Sinne, dass der Schmuck in
Farbe und Zeichnung durchaus den Bedingungen des
Material es und der Technik entspricht. Von be-
sonderer Wichtigkeit ist aber der Umstand, dass Süs
seine Arbeiten auch auf das Baugewerbe ausdehnt.
Er hat eine Reihe von Plattenbildern hergestellt, die
zur Wandverzierung dienen sollen, eine heilige Cae-
cilia, einen heiligen Christoph, einen Johannes, einen
Kinderfries u. a. Alles in vortrefflicher Zeichnung
und den Anforderungen eines Flächenstils ganz ent-
sprechend. Einige ausgestellte Studien zeigen, wie
sich Süs die Verwendung der Majolika zur Dekoration
von Innenräumen denkt und beweisen zugleich, dass
sich der Künstler auch modernen Bestrebungen nicht
verschliesst. Auf der Pariser Weltausstellung war
eine Verbindung zwischen moderner Keramik und
Baugewerbe mehrfach zu beobachten und es wäre
nur zu wünschen, dass auch die deutschen Architekten
ihr Augenmerk auf das Streben eines jungen Künst-
lers richten würden, dessen Arbeiten ihnen ein neues
und künstlerisch wertvolles Dekorationsmittel an die
Hand giebt.

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