Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

DOI Artikel:
Plehn, Anna L.: Die Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZEICHNUNO VON MALER J. GOLLER, DRESDEN

DIE AUSSTELLUNG DER KÜNSTLER-KOLONIE

DARMSTADT

DIE Künstlerkolonie in Darmstadt ist seit der
kurzen Zeit ihres Bestehens sehr freigebig
gewesen mit grossen Worten. Selbst der Ka-
talog geberdet sich, als stehe noch nicht das fertige
Werk neben ihm. Er fliesst über von der Ver-
sicherung der besten Vorsätze. Nur einzelne Ab-
schnitte darin zeichnen sich durch bescheidene Trocken-
heit aus. So sind aus Anlass des »Hauses Behrens«
alle philosophirenden Absichtserklärungen vermieden,
während sie bei »Haus Olbrich« überreich ausgeteilt
sind und sich für Christiansens »Villa in Rosen« zum
Dithyrambenstil steigern. Es kann bezweifelt werden,
ob derjenige Teil des Publikums, welcher der Be-
lehrung bedarf, derselben in dieser anspruchsvollen
Form zugänglich sein wird, während die Orientierten
wieder, für den Augenblick stutzig gemacht, sich erst
durch den Augenschein versöhnen lassen müssen.
Sie werden dann zu der Ansicht neigen, dass wer

Kunstgewerbeblatt. N. F. XII. H. 11.

leistet, was diese kleine Künstlerkolonie in so kurzer
Zeit in die Welt stellte, sich aller Worte sehr wohl
enthalten dürfte.

Nicht dass dort auf der Mathildenhöhe am äussersten
Rande der kleinen Residenz das ganze Werk einfach
aus dem Nichts geschaffen worden sei. Es ist viel-
mehr ein Weiterbilden, das der gesamten deutschen
Dekoration zum Heil gereichen wird. Die wackere
Vorarbeit in München, Dresden und im Ausland war das
Kapital, das hier mit Zinsen zurückgezahlt wird. Aber
an keinem anderen Platze konnte entstehen, was die
glücklichen Umstände, welche sich dort zur Über-
raschung von ganz Deutschland zusammenfanden, dem
tapferen Künstlerwillen dieser für ihre Sache be-
geisterten Sieben gelingen liess. Dazu bedurfte es
der verständnisvollen und grossmütigen Förderung
durch den Protektor, Grossherzog Ernst Ludwig, der
kräftigen Unterstützung durch weitsichtige Kapitalisten

31
 
Annotationen