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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Schmidt, Karl Eugen: Charles André Boulle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0188

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KOPFLEISTE, GEZEICHNET VON A. BRUNNER, BAD AIBLING

CHARLES ANDRE BOULLE

Von Kakl Eugen Schmidt (Paris)

ls die Stadt Paris im Jahre 1886 beschloss, eine K.unstgewerbe-
schule zu gründen, worin vor allem die Herstellung von Mö-
beln gelehrt werden sollte, verlieh sie der neuen Anstalt den
Namen Ecole Boulle nach dem in Paris und ganz Frankreich
üblichen Brauche, die öffentlichen Lehranstalten nach be-
deutenden Personen zu nennen, die irgendwie im Zusammen-
hang mit dem Zwecke und den Absichten der betreffenden
Anstalt stehen oder gestanden haben. Bei der Benennung der
Kunstgewerbeschule hatten die Leiter der neuen Grün-
dung weder Wahl noch Qual, denn neben Boulle
giebt es überhaupt keinen französischen Namen, der
so wie dieser gleichsam als Etikette des französischen
Kunsthandwerks genannt werden könnte. Riesener,
der nächstbedeutende Kunsthandwerker, der sich in
Frankreich bekannt gemacht hat, steht erst in zweiter
Linie und konnte bei dieser Gelegenheit schon aus
dem sehr triftigen Grunde nicht in Betracht kommen,
weil er ein Deutscher war. In der Geschichte des
französischen Kunsthandwerks ist überhaupt nichts so
auffallend wie die übergrosse Rolle, welche dabei die
Ausländer und zwar vorzugsweise die Deutschen und
Vlämen gespielt haben. Der erste französische Hof-
schreiner, der eine Wohnung im königlichen Palast
des Louvre inne hatte, hiess Lorenz Staber, nach
ihm kam van Opstal, und schon fünfzig Jahre früher
war der Kölner Hans Kraus an den französischen
Hof berufen worden, um die^daselbst projektierten Holzmosaikarbeiten (Marketerie) auszuführen. Auch einige
Italiener werden uns als Kunsthandwerker in Frankreich genannt, aber im allgemeinen kann man sagen, dass
das Kunsthandwerk auf französischem Boden vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur unter
deutschem und vlämischem Einfluss gestanden hat, sondern ganz unmittelbar von Deutschen und Nieder-

Kunstgewerbeblatt. N. F. XII. H. 10. 23

INITIAL, GEZEICHNET VON A. BRUNNER,
BAD AIBLING
 
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