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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0057
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KLEINE MITTEILUNGEN

WELTAUSSTELLUNG ST. LOUIS 1904, MUSIKRAUM VON PROFESSOR H. BILLINO, KARLSRUHE,
QUERWAND MIT WANDBILD VON PROFESSOR H. OROH, KARLSRUHE

Bedingungen es nur geschehen kann, wird stets je-
mand zur Stelle sein, der die erforderliche Erlaubnis
erteilen kann und was soll ein auf Reisen befindlicher
Kunstgewerbler tun, der die an der Reiselinie gelegenen
Museen besucht und dabei sein Skizzenbuch mit
brauchbarem Material füllen möchte? Soll er etwa
seine Weiterfahrt, der einzuholenden Erlaubnis wegen,
um einen halben Tag aufschieben zugunsten einiger,
vielleicht nur wenig Zeit erfordernden Zeichnungen?
Man mache im Gegenteil die Tore kunstgewerblicher
Sammlungen für den Kunstgewerbler weit auf, auch
in den Stunden, in denen sie für das große Publikum
geschlossen sind, denn seine Aufgabe ist keine leichte
zwischen der Industrie einerseits und dem immer noch
viel zu wünschen übrig lassenden Geschmacke seines
Publikums andererseits.

Vielleicht genügen diese Zeilen, um die bean-
standeten Schranken aus dem Wege zu räumen,
andernfalls wäre es Sache der Kunstgewerbevereine
und der zuständigen Behörden, hier reformatorisch
einzugreifen.

Hierzu erhalten wir von einem Museumsleiter
nachstehende Erwiderung:

So verschiedenartig auch der Zweck der einzelnen
Museen und die Auffassung ihrer Leiter ist — über
den einen wichtigsten Punkt herrscht meines Wissens
in allen Ländern und verwandten Anstalten völlige
Übereinstimmung: daß nämlich ein Museum nicht
bloß für seinen Direktor da ist, sondern auch für die
Besucher. Gerade die maßgebenden Leiter sind ja
im Laufe der letzten Jahre mehr denn je dazu ent-
schlossen, ihre Schätze den sogenannten breiten
Schichten zu offenbaren. Gewiß nicht bloß, um eine
vorübergehende Schaulust neugieriger Bummler zu
befriedigen.

Daß insbesondere Kunstgewerbemuseen, auch die
historischen mit reichen kunstgewerblichen Abteilungen,
dem Fachmann mehr als eine kurze Augenweide bieten
sollen, ist so selbstverständlich, daß darüber kaum ein
Wort zu verlieren ist. Der Kunstgewerbler aber wie
der Architekt kann nur mit dem Bleistift in der Hand
denken. Er faßt und sieht nicht, ohne das Gesehene
 
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