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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Rücklin, Rudolf: Die moderne Schmuckkunst im Lichte der Weltausstellung in St. Louis
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0163
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i56 DIE MODERNE SCHMUCKKUNST IM LICHTE DER WELTAUSSTELLUNG IN ST. LOUIS

lung zu finden, die, diese bei-
den Koeffizienten zusammen be-
trachtet, bessere Arbeiten auf-
gewiesen hätte als die Pforz-
heimer. Wir haben in Deutsch-
land allerdings eines nicht, was
in Frankreich einen so außer-
ordentlich günstigen Einfluß
ausübt: wir haben keine Stadt,
die das zahlungsfähige Publikum
aus der ganzen Welt so anzu-
ziehen wüßte, wie Paris das tut,
und infolgedessen fehlen uns
die Bedingungen für die Ent-
wicklung der Juwelierkunst wie
Paris sie hat. Wir haben drei
bedeutende Industriezentren,
Pforzheim, Hanau und Gmünd,
die speziell in Schmucksachen
Außerordentliches leisten. Ich
brauche nur das eine anzuführen,
daß Pforzheim gegenwärtig
22000 Arbeiter in der Schmuck-
industrie beschäftigt, um Ihnen
eine Andeutung zu geben von
der Ausdehnung derselben.
Die Vertretung Deutsch-
lands auf der Ausstellung
war, wie die aller Länder
außer Frankreich, eine ver-
hältnismäßig sehr kleine.
Von den Industriestädten
hatte nur Hanau eine
sehr würdige und schöne
Kollektivausstellung zu-
sammengebracht, Pforz-
heim hatte die Beteiligung
einerseitsderhohen Kosten,
andererseits des hohen
Zolles wegen, der Ge-
schäftsanknüpfungen fast
aussichtslos machte, ab-
gelehnt. Dagegen hatten
sich einzelne Firmen und

mehrere Lehrer der Pforzheimer
Kunstgewerbeschule eingefun-
den. Unsere kleinen Schmuck-
abteilungen krankten an dem
Übelstand, daß sie nicht ge-
schlossen beieinander aufgestellt
waren, daß die einzelnen Firmen,
je nach der Zeit, in der sie an-
gemeldet worden waren, irgend-
wo noch einen Platz bekommen
hatten, während die meisten
Plätze schon vergeben waren.
Die glänzendste Vertretung
des deutschen Schmuckgewerbes
war im deutschen Hause instal-
liert. Hier hatten die Gebrüder
Friedländer-Berlin ihre kostbaren,
nach Entwürfen und unter Mit-
wirkung des Malers L. v. Cra-
nach ausgeführten Schmuck-
stücke zur Schau gestellt, welche
durch ihre Ausstellung in Ber-
lin (Jubiläumsausstellung des
Vereins für deutsches Kunst-
gewerbe) bei uns schon bekannt
geworden sind, und die
sich mit Ehren neben den
Arbeiten der besten Pariser
Juweliere behaupten konn-
ten.

Mit Juwelenarbeiten ist
noch Hanau vertreten, das
in einer sehr gediegenen
Kollektivausstellung einer
Anzahl Fabrikanten seine
Spezialität, Schmuckarbei-
ten in sorgfältiger, kunst-
handwerklicher Hand-
arbeit, zur Schau brachte.
Daß in dem gleichen
Schaukasten auch noch
die Kgl. Zeichenakademie
zu Hanau mit Arbeiten
aus seiner Montierwerk-

PLAKETTEN VON

PROFESSOR AD. SCHMID

PFORZHEIM
 
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