DIE MODERNE SCHMUCKKUNST IM LICHTE DER WELTAUSSTELLUNG IN ST. LOUIS 157
PROFESSOR
JUL.
MÜLLER-
SALEM,
[PFORZHEIM,
KASSETTE IN
SCHMIEDE-
EISEN MIT
GRUBEN-
EMAIL, AUS-
GEFÜHRT/VON
F. KÄRCHER
stätte, sowie mit Schmucksachen, die nach Entwürfen
dortiger Lehrer ausgeführt waren, erschien, vermochte
ein eindringliches Bild zu geben von der in Hanau
bestehenden gegenseitigen Befruchtung von Schule
und Industrie.
"^ München war mit zwei Kollektivausstellungen von
Schmuck vertreten: Mit dem bayrischen Kunstge-
werbeverein hatten eine Anzahl Juweliere, mit den
Vereinigten Werkstätten eine Anzahl Künstler ausge-
stellt. Unsere moderne deutsche Schmuckspezialität,
der plastisch behandelte Silberschmuck, spielte hier
eine Hauptrolle. Es sind Arbeiten guter deutscher
Goldschmiedekunst, die das, was ihnen an Reichtum
und Raffinement der Materialbehandlung abgeht, durch
Reinheit der Zeichnung
und Originalität der
Komposition reichlich
ersetzen.
Pforzheim hatte in
zweierlei Arten ausge-
stellt: Einige Fabrikanten
und Kunstgewerbelehrer
in dem Raum des badi-
schen Kunstgewerbe-
vereins, — hochkünst-
lerische, streng moderne
Schmuckarbeiten in Gold
und Silber; und eine
Anzahl Fabrikationsfir-
men, deren Ausstellungen
ohne Zusammenhang
miteinander zustande ge-
kommen waren. Um
so erfreulicher war es
zu sehen, welch ein ge-
meinsamer Zug nach
straffer schlichter For-
mengebung durch alle diese Silberschmucke hin-
durchging.
Außerdem hatte Pforzheim noch eine Anzahl von
Kettenkollektionen in Gold, Silber und Double aus-
gestellt, ferner eine größere Anzahl künstlerischer
Silberschmucksachen. Endlich hat die Leitung der
ostpreußischen Bernsteinindustrie den interessanten
Versuch gemacht, Bernstein als Schmuckstein einzu-
führen, indem sie eine Anzahl von norddeutschen
Schmuckfabrikanten veranlaßt hatte, Silberschmuck
auszustellen mit alleiniger Verwendung des Bern-
steins. Besonders interessant waren diejenigen Bern-
steinstücke, die vermöge eines neuen patentierten
Verfahrens auf hydraulischem Wege mit irgend wel-
chenFarben getönt waren.
Deutschland mußte,
trotzdem es in künstle-
rischer und technischer
Beziehung eine hohe Be-
weglichkeit und Streb-
samkeit, sowie eminente
Fortschritte in jeder Be-
ziehung gezeigt hatte,
hinter Frankreich zurück-
stehen, wir müssen vor-
läufig zugestehen, daß
wir eine Juwelierkunst,
wie sie in Paris zu Hause
ist, noch nicht besitzen
und daß zunächst auch
noch keine Aussicht ist,
dieselbe zu erreichen.
Es genügt aber nicht,
diese Tatsachen zu kon-
statieren, es ist eine na-
tionale Pflicht, sich über
die Gründe ihrer Erschei-
24
PROFESSOR
JUL.
MÜLLER-
SALEM,
[PFORZHEIM,
KASSETTE IN
SCHMIEDE-
EISEN MIT
GRUBEN-
EMAIL, AUS-
GEFÜHRT/VON
F. KÄRCHER
stätte, sowie mit Schmucksachen, die nach Entwürfen
dortiger Lehrer ausgeführt waren, erschien, vermochte
ein eindringliches Bild zu geben von der in Hanau
bestehenden gegenseitigen Befruchtung von Schule
und Industrie.
"^ München war mit zwei Kollektivausstellungen von
Schmuck vertreten: Mit dem bayrischen Kunstge-
werbeverein hatten eine Anzahl Juweliere, mit den
Vereinigten Werkstätten eine Anzahl Künstler ausge-
stellt. Unsere moderne deutsche Schmuckspezialität,
der plastisch behandelte Silberschmuck, spielte hier
eine Hauptrolle. Es sind Arbeiten guter deutscher
Goldschmiedekunst, die das, was ihnen an Reichtum
und Raffinement der Materialbehandlung abgeht, durch
Reinheit der Zeichnung
und Originalität der
Komposition reichlich
ersetzen.
Pforzheim hatte in
zweierlei Arten ausge-
stellt: Einige Fabrikanten
und Kunstgewerbelehrer
in dem Raum des badi-
schen Kunstgewerbe-
vereins, — hochkünst-
lerische, streng moderne
Schmuckarbeiten in Gold
und Silber; und eine
Anzahl Fabrikationsfir-
men, deren Ausstellungen
ohne Zusammenhang
miteinander zustande ge-
kommen waren. Um
so erfreulicher war es
zu sehen, welch ein ge-
meinsamer Zug nach
straffer schlichter For-
mengebung durch alle diese Silberschmucke hin-
durchging.
Außerdem hatte Pforzheim noch eine Anzahl von
Kettenkollektionen in Gold, Silber und Double aus-
gestellt, ferner eine größere Anzahl künstlerischer
Silberschmucksachen. Endlich hat die Leitung der
ostpreußischen Bernsteinindustrie den interessanten
Versuch gemacht, Bernstein als Schmuckstein einzu-
führen, indem sie eine Anzahl von norddeutschen
Schmuckfabrikanten veranlaßt hatte, Silberschmuck
auszustellen mit alleiniger Verwendung des Bern-
steins. Besonders interessant waren diejenigen Bern-
steinstücke, die vermöge eines neuen patentierten
Verfahrens auf hydraulischem Wege mit irgend wel-
chenFarben getönt waren.
Deutschland mußte,
trotzdem es in künstle-
rischer und technischer
Beziehung eine hohe Be-
weglichkeit und Streb-
samkeit, sowie eminente
Fortschritte in jeder Be-
ziehung gezeigt hatte,
hinter Frankreich zurück-
stehen, wir müssen vor-
läufig zugestehen, daß
wir eine Juwelierkunst,
wie sie in Paris zu Hause
ist, noch nicht besitzen
und daß zunächst auch
noch keine Aussicht ist,
dieselbe zu erreichen.
Es genügt aber nicht,
diese Tatsachen zu kon-
statieren, es ist eine na-
tionale Pflicht, sich über
die Gründe ihrer Erschei-
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