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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Seliger, Max: "Das deutsche Farbenbuch": ein geplantes wichtiges Werk
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0027
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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

unserer Vereine mitteilen. Diese sollten regelmäßige
Analysen machen lassen. Alle Beobachtungen könnten
jedem Künstler in vertraulichen Auskünften zugänglich
gemacht sein.

Die Fabriken, die sich besonders für uns bemühen
und gut bewähren, könnten seitens der Vereinsvorsfände
empfohlen werden. Auf diese Weise könnte ein wert-
voller Einfluß auf die Fabrikation ausgeübt werden.

Sehr erwünscht scheint mir, neben dem Streben,
die Palette solid und nicht zu groß zu gestalten, eine
möglichst einheitliche Nomenklatur für Künstlerfarben,
Anstreicherfarben, Druckfarben, Textilindustriefarben,
(Färbungsstoffe der Färber, Beizen), Holzindustrie-
farben usw. Ich meine es wäre zur Erleichterung
des Zusammenarbeitens der Angehörigen aller dieser
Künste, Industrien und Gewerbe und aller übrigen
Laien sehr nützlich, wenn von jeder Farbe, gemäß
ihrem Charakter, die Parallelfarben in den nachbar-
lichen Gebieten in dem Deutschen Farbenbuche auch
aufgeführt würden. Dazu müßten Skalen hergestellt,
diese gegenseitig verglichen und dann könnte end-
gültige Wahl und Bezeichnung gefunden werden.
In einem Fragebogen der erwähnten" Gesellschaft für
»das deutsche Farbenbuch« sind eine Menge der
wertvollsten und erwünschtesten Angaben über die
Farben aufgezählt.

Das »Deutsche Farbenbuch« wird, wie mir gut
und berechtigt erscheint, die Aufführung der Farben
nach ihrem Wesen, Vorkommen, ihrer chemischen
Zusammensetzung usw. vornehmen.

Es scheint mir aber auch wünschenswert zu sein,
daß in einem Anhang zur gegenseitigen Verständigung
für Künstler, Gewerbler, Industrielle und Laien, die
Farben nach der Farbe (Erscheinung) in irgend einer
Ordnung z. B. gelbe (grüne), blaue (violette), rote
(orangene) usw., vielleicht dabei von den hellen zu
den dunklen gehend, aufgeführt werden.

Ebenso halte ich für wertvoll und praktisch eine
Aufführung der gegenseitigen Synonyma oder Parallel-
farben aller beteiligten Parteien.

Vielleicht äußern sich noch andere Kollegen und
Vertreter anderer Künste, Gewerbe oder Industrien
zu dieser Anregung und zu dem ganzen lobenswerten
Unternehmen in München, damit das »Deutsche
Farbenbuch« ein möglichst vollkommener und prak-
tischer Wegweiser für alle wird, die an der Farbe,
insbesondere durch ihren Beruf, beteiligt sind.

Ich zweifle nicht, daß solche Anregungen der jetzt
mit den Vorarbeiten beschäftigten Kommission will-
kommensein und nicht als Störung empfunden werden.
Die Kommission behält ja immer die Freiheit, Un-
geeignetes abzulehnen und zuletzt selbständig zu
entscheiden.

Stimmen, die nicht in der Fachpresse sich hören
lassen wollen, werden auch in direkten brieflichen
Wünschen gern gehört. Sie werden sich am besten
an Herrn Adolf Wilh. Keim, München, Kgl. Akademie
der bildenden Künste, wenden, der Mitglied der Kom-
mission zur Bearbeitung des Farbenbuches ist.

Prof. M. SELIGER.

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

Ein deutscher Kunstgewerbebund soll demnächst
gegründet werden. Der Bund will auf den Gebieten des
kunstgewerblichen Schaffens gute gediegene Arbeit durch
den Zusammenschluß der besten in Kunst und Gewerbe
tätigen Künstler fördern. Unsere angesehensten Künstler
und Gewerbetreibende haben ihre tätige Mitwirkung bei der
Bundesarbeit zugesagt. Nach der am 5. und. 6. Oktober
in München stattfindenden Gründungsversammlung wird
über Zusammensetzung und Arbeit des Bundes Genaueres
zu berichten sein. Die derzeitige Geschäftsstelle ist Dresden,
Blasewitzerstraße 17.

Der Verband deutscher Kunstgewerbevereine hat
eine Gebührenordnung für das Kunstgewerbe ausge-
arbeitet, deren Wortlaut wir in der nächsten Nummer des
»Kunstgewerbeblattes« zu veröffentlichen gedenken.

Freiberg in Sa. Die bisherige Tischlerfachschule
wird vom 1. Oktober ab in eine kunstgewerbliche Fach-
schule, verbunden mit Lehrwerkstätte, umgewandelt. Die
Lehrwerkstätte befindet sich in einem dazu erbauten Räume
der Kunsttischlerei von Bernhard Göbel, der zugleich den
praktischen Unterricht übernommen hat. Es wird ange-
strebt, die Schüler im Ausführen kunstgewerblicher Arbeiten
sowie in einzelnen Techniken, wie Beitzen, Räuchern, Mat-
tieren, Polieren, Zusammensetzen der Fourniere, Einlegen
von Intarsien usw. zu vervollkommnen und fertig auszu-
bilden. Das Ministerium hat eine einmalige Subvention
von 500 Mark sowie 1200 Mark für das erste laufende Jahr
in Aussicht gestellt. Das Stadtverordnetenkollegium zu
Freiberg i. Sa. hat einstimmig die beabsichtigte Umwand-
lung genehmigt und einen entsprechenden Zuschuß be-
willigt.

Leipzig. Bekanntlich hatte die Zeitschrift Die Woche«
im vorigen Jahre ein Preisausschreiben zur Erlangung von
Entwürfen für Sommer- und Ferienhäuser erlassen. Das
Resultat war über Erwarten erfreulich, waren doch mehr als
1500 Entwürfe eingegangen. Um die Früchte des Wettbewerbs
den weitesten Kreisen zugänglich zu machen, hat sich auf
Veranlassung der Jurymitglieder der Verlag entschlossen,
von 40 der besten Entwürfe Modelle anfertigen zu lassen
und diese in den größeren deutschen Städten auszustellen.
Die Modelle sind auf Grund eines neuen Verfahrens aus
Papier, Papiermasche und andern Stoffen im Maßstab 1 : 25
hergestellt und auf Rahmen montiert. Sie zeigen außer
den Architekturen das diese unmittelbar umgebende Terrain
mit Gärten, Bäumen, Einfriedigungen usw. Auch sind den
Modellen die entsprechenden Pläne beigegeben.

Nachdem das Kunstgewerbemuseum in Berlin den
Beginn der Ausstellungstourne im vergangenen Monat
gemacht hat, werden die Modelle an zweiter Stelle im
Leipziger Kunstgewerbemuseum vorgeführt. Die Aus-
stellung dauert vom 5. bis 25. Oktober.

Die Kunstschule des Westens in Berlin für Zeichnen
und Malen, Charlottenburg, Kantstraße 154a, beginnt in
diesem Herbst ihr viertes Schuljahr. Neben den Vor-
bereitungskursen zur Aufnahme in die Königliche Kunst-
schule und den Kursen für Lehrer und Lehrerinnen zum
Üben des Freihandzeichnens und Aquarellierens nach der
Reformzeichenmethode und der ministeriellen Verfügung
vom 3. April 1902 bestehen Klassen für Perspektive, Still-
leben, Porträt (Kunstmaler Waldemar Blohm), Kostüm und
Akt (Maler Georg Friedrich). Prospekte versendet die
Vorsteherin Emmy Stalmann, Sprechzeit 12—i1^ Uhr.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., a. m. b. h., Leipzig
 
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