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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0105

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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Danzig. Der »Verein für Kunst und Kunstgewerbe«
schreibt je einen Wettbewerb aus zur Erlangung von Ent-
würfen: 1. für sein Vereinssignet; 2. für die erste Seite des
Programms der Veranstaltungen des Vereins für Kunst
und Kunstgewerbe in Danzig im Winter 1908/09. Das
Winterprogramm hat ein Format von 22 cm Höhe und
15 cm Breite. Der Text der ersten Seite lautet: »Verein
für Kunst und Kunstgewerbe. Winterprogramm. Danzig
1908,09«. Zulässig sind höchstens zwei Druckfarben.
Gestattet ist die Verwendung der von einem anderen
Künstler geschaffenen Drucktypen und Ornamente. Wird
statt der Verwendung fertigen typographischen Materials
eine besondere Zeichnung vorgesehen, so ist darauf Bedacht
zu nehmen, daß Zeichnung und Text durch Klischees
(Strichätzung) vervielfältigt werden können. Die Ein-
lieferung der Entwürfe 1. für das Vereinsignet hat bis
spätestens zum 75. Februar iqo8 (einschließlich), 2. für
die erste Seite des Winterprogramms hat spätestens bis
zum 1. März igo8 (einschließlich) bei dem Vorsitzenden
des Ausschusses für Wettbewerbe, Herrn Baurat Professor
Carsten in Langfuhr, Parkweg Nr. 5, zu erfolgen. Für die
drei besten Entwürfe in jedem der beiden Wettbewerbe
setzt der Verein Ehrenpreise, bestehend in Kleinkunst-
werken, aus. Das Preisgericht besteht aus den Herren
Professor von Brandis, Baurat und Professor Carsten,
Stadtrat Qoeritz, Geheimer Regierungsrat Professor Dr.
Matthaei und Landbauinspektor Renner.

HANDEL UND GEWERBE

Bei der Beratung des Etats für Handel und Gewerbe
in der Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses
führte der Minister aus:

Die Zahl der obligatorischen Fortbildungsschulen
wird beständig größer; von den gewerblichen Anstalten
zum Beispiel haben 1505 Zwangsbesuch und nur 74 haben
diesen nicht. Man müsse versuchen, durch Landesgesetz
an Städten mit über 10000 Einwohnern überall obligato-
rische Schulen einzurichten. Im Etat sind für das Fort-
bildungsschulwesen 590000 Mark mehr eingesetzt.

Die Erhöhung der Position, die für Unterstützung der
Rechtsberatungsstellen bestimmt ist, um 15000 Mark, fand
Beifall, doch hält man die Gesamtsumme von 55000 Mark,
die der Etat enthält, noch für zu gering. Unterstützt
werden von der Regierung die Rechtsberatungsstellen der
Gemeinden, doch müssen sie unparteiisch arbeiten; die
Beihilfe an Vereine ist prinzipiell nicht ausgeschlossen.
Die Mitwirkung von Frauen wird gewünscht; die Regierung
erklärt, daß sie diese bisher schon empfohlen haben.

Die Porzellanmanufaktur hat dem Etat zufolge gün-
stigere Ergebnisse erzielt. Der Staatszuschuß beträgt nur
noch 1200 Mark gegen 10000 Mark im Vorjahre.

Der Minister gab, nach einem Bericht des B. T., ein-
gehende Mitteilungen über die Organisation des Gewerbe-
amtes. Auch sprach er ausführlich seine Anschauungen
über die neue Richtung im Kunsthandwerk aus; er rühmt
dieser nach, daß sie überflüssige Ornamente ausscheidet,
daß sie aber die historische Anknüpfung leicht vermissen
läßt und namentlich auch gute, alte Technik nicht mehr
benutze; es sei seine Aufgabe, dem entgegenzuarbeiten.
— Den Meisterkursen steht der Minister sympathisch gegen-
über, besonders da sie auch für ältere Gesellen dienen, die
sich selbständig machen wollen.

STAATLICHE UND STADTISCHE KUNSTPFLEGE

Eine Deputation für Kunstzwecke beabsichtigt,
wie wir hören, der Magistrat Charlottenburgs einzusetzen.
Die Deputation soll als Verwaltungsdeputation gemäß § 59
Kunstgewerbeblatt. N. F. XIX. H. 5

der Städteordnung gebildet werden und soll sich aus fünf-
zehn Mitgliedern zusammensetzen, die aus je fünf Magistrats-
mitgliedern, fünf Stadtverordneten und. fünf Künstlern oder
Kunstsachverständigen als Bürgerdeputierten bestehen. Die
Künstler werden auf Vorschlag der ersten zehn Mit-
glieder von der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Der
Deputation für Kunstzwecke wird überwiesen: die Sorge
für die Ausstattung der städtischen Gebäude und Amts-
räume, der städtischen Straßen und Plätze durch An-
schaffung von Werken der Bildhauerkunst oder Malerei
oder des Kunstgewerbes und die Pflege dieser Künste und
des Kunstgewerbes außerhalb des Rahmens der Kunst-
gewerbeschule. Der Kunstdeputation wird die Verfügung
über diejenigen Mittel übertragen, die im Etat oder durch
besondere Bewilligung bereitgestellt sind. Ferner liegt
der Kunstdeputation die Abgabe von Outachten in allen
Kunstangelegenheiten ob, die seitens des Magistrats von
ihr erfordert werden, oder die sie aus eigenem Antrieb zu
erstatten wünscht.

AUSSTELLUNGEN

Berlin. Bei Friedmann und Weber wurde eine inter-
essante Ausstellung »Der gedeckte Tisch« eröffnet, an der
besonders mitgewirkt haben: Karl Walser, Frieda Jacoby,
Architekt Ernst Lessing, Julius Senft, Ernst Friedmann,
Rudolf Alex. Schröder, Marie Kirschner, Frau Steinthal,
Franziska Brück, Sophie L. Schlieder, Fia Wille, Cucuel
Tscheuchner, Gräfin Montgelas-Dresden, v. Versen, R. Tor-
now, Alice Senft, Geheimer Rat Kayser, Kom.-Rat Heyl,
Meier-Gräfe, Else Oppler-Legband, Ossip Schubin, Otto
Haas-Heyl, E. v. Studnitz und Julius Gipkens.

Düsseldorf. Eine Ausstellung Prof. Joseph Olbrichs,
die sein gesamtes Lebenswerk umfaßt, ist im hiesigen
Kunstgewerbemuseum eröffnet worden, und soll wohl den
Vorschlag des Magistrates, Olbrich das Direktorat der Kunst-
gewerbeschule zu übertragen, wirksam unterstützen. Aber
von der künstlerischen Qualifikation Olbrichs ist die preu-
ßische Regierung, die sich vorläufig noch gegen seine Be-
rufung sträubt, ja überzeugt und ihre Bedenken sind mehr
persönlicher Natur. Einerlei, die Ausstellung bietet so viel
Interessantes, daß man sich nicht um die, vielleicht mit ihr
verbundene sogenannte Kunstpolitik zu kümmern braucht.
In den drei Sälen finden wir zuerst Tagebuchblätter-Skizzen
und Studien aus den Jahren 1892 bis 1898 aus Tunis,
Sizilien, Rom, Wien usw., Kircheninterieurs aus Rom und
Benevent, die Rekonstruktion des Renaissancetheaters in
Piacenza, das alte Theater in Megalopolis und viele andere
Blätter, die Zeichnungen für den Baseler Bahnhof, ein
Modell der Dreihausgruppe in Darmstadt, das Darmstädfer
Ausstellungsgebäude mit dem 52 m hohen fünffingrigen
Aussichtsturm, ferner einen gestickten Wandteppich im
Musiksaal des Großherzogs von Hessen, den Roederschen
Teppich, viele Schmucksachen, die von den Juwelieren
Robert Koch in Frankfurt a. M. und Bojsen in Krefeld aus-
geführt sind. Endlich die Zeichnungen zu dem Warenhaus
der Düsseldorfer Baugesellschaft und ein Gipsmodell.

Hamburg. Der Kunstsalon Clematis, der sich ursprüng-
lich nur die Pflege des feineren Kunstgewerbes zum Ziele
gesetzt und dann sein Gebiet auch auf die sogenannte hohe
Kunst erweitert hatte, ist in Zahlungsschwierigkeiten ge-
raten und versucht, die Ausgabe von 200 neuen Anteil-
scheinen zu 1000 Mark in die Wege zu leiten, die alten
Anteile sollen im Verhältnis von a1/* zu 1 zusammengelegt
werden. Es ist wieder ein Beweis, wie schwer die Ham-
burger Neues annehmen, und erinnert an das Scheitern des
Kunstsalons Cassirer in Hamburg.

München. Ausstellung München 1908«. Wir er-
innern daran, daß die Ausstellungsgegenstände in der Zeit

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