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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Creutz, Max: Das Krematorium von Peter Behrens in Hagen in Westfalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0051
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KREMATORIUM VON PETER BEHRENS







sich das Plastische der naheliegenden Erscheinung, und es entsteht eine mehr impressionistische Art
der Erledigung, vor allem in künstlerischen Dingen. Die Fähigkeit der plastischen Wiedergabe ver-
schwindet, womit überhaupt der allgemeine Tiefstand der plastischen Kunst und ihre malerische
Zersetzung zusammenhangt. Das Auge sieht die Welt überlegen bildartig an — in eine Fläche gerückt.
Damit aber sehen wir wieder die großen Zusammenhänge der Dinge. Das Einzelne verschwindet in
der unendlichen Aneinanderreihung der Motive. Dieses Moment des modernen Lebens ist von
Behrens erkannt worden. Er wurde aufmerksam auf die Beweglichkeit der Ornamentmotive, auf das
Fluktuierende und Lebendige. Es ist nicht mehr das Ornament selbst in seiner Linienführung, das
Plastische der antiken Akanthusornamentik, das die Entwicklung immer beherrschte, sondern die
Reihung gleicher Motive und damit die Luft selbst, die vor der Fläche beweglich wird. Der Impressio-
nismus ist durch Behrens auf die Ornamentik übertragen und damit ein fruchtbares Moment der
Weiterentwicklung geschaffen. Das Grund-Mustermotiv kam in unserer Zeit zur Herrschaft. Der
Grund wird mit dem Muster identisch und schafft so das eigenartig Fluktuierende, Bewegliche seiner
Flächendekoration. Schon einmal in der spätantiken orientalischen Gewebeornamentik in dem An-
einanderreihen von Kreisen und Zwickelmotiven, dann in gleicherweise in der gesamten orientaliseh-
arabischen und persischen Flächendekoration wurde dieses Prinzip der unendlichen Musterung erkannt
und zur Anwendung gebracht, nur mit dem Unterschiede, daß die alte Kunst innerhalb eines ab-
schließenden Rahmens die Motive vereinigt, während Behrens jeden Rahmen sprengt und die Musterung
ins Unendliche fortspinnt. Durch die Kontraste des mustergleichen Grundes erreicht der Künstler diese
neue Wirkung einer eigentlich modernen Anschauung. Man beobachte, wie wirkungsvoll diese Kon-
traste im Innern des Krematoriums, gleichzeitig als Akzente der Trauerstimmung, den Blick gefangen
halten, wie die glänzendste Leistung des Bauwerkes, der Schornstein, aus dunkleren Kontrasten sich

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dieser Zeitschrift Peter Behrens, Krematoriuni in Hagen i. W. (Grundriß.) Dr. Max Creutz.
 
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