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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

DOI Artikel:
Schäfer, K.: Die Entwicklung des kgl. Landgewerbe-Museums in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0038

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TEXTILIEN VON BREMER & DORNBRACH

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Store aus gestreiftem Tiill mit bunter Wollstickerei
und schwarzen Bändchen


Vorhang aus lila Mohair mit schwarzen applizierten Streifen
und bunter Wollstickerei

aber war keine, wie das Stuttgarter Landesgewerbe-
Museum, das diesen in der Theorie so wohlklingenden
Grundsatz durchgeführt hat fast 30 Jahre lang, bis es
damit zu einem geradezu verzweifelten praktischen
Ergebnis kam, das mit allem Nachdruck Halt gebot.
Während überall sonst neben den neuzeitlichen Hand-
werkserzeugnissen alsbald die alten gesammelt wurden,
weil man sie in der Zeit der Stilnachahmung doch
als die besseren Vorbilder anerkannte, und während
so aus den meisten der Mustersammlungen allmählich
Museen wurden, so verharrte man in Stuttgart bis
zum Jahre 1905 bei dem einmal aufgestellten Statut,
das den Ankauf alter Kunstwerke nicht nur erschwerte,
sondern sogar verbot. Offenbar legte man Wert
darauf, daß die staatlichen Ankaufsmittel dem lebenden
Handwerk und nicht den Antiquitätenhändlern zugute

kämen, und dachte an die erziehende Wirkung, die
solche Museumsankäufe oder -aufträge an die tüch-
tigsten Werkstätten wohl mit sich bringen mußten;
vielleicht mögen die maßgebenden Köpfe sogar ein
Bewußtsein davon gehabt haben, daß die Verstandes-
arbeit des Übersetzens alter Formenschönheit in mo-
derne Brauchbarkeit, des Anpassens alter Vorbilder an
die Aufgaben der Gegenwart der Begabung des ein-
fachen Handwerkers doch nicht gelingen kann, so daß
ihm. gerade besser genützt wird durch die mit allen
modernen Hilfsmitteln und ganz für die Wünsche
der Gegenwart geschaffenen Geräte und Schmuck-
gebilde.
Hätte sich nicht dies und manches andere für
diese Vorbildertheorie anführen lassen, einleuchtende,
ethisch wertvolle Gründe genug, so wäre die Zähig-

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