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STUTTGARTER LANDESGEWERBEMUSEUM
keit undenkbar gewesen, mit der die Schwaben ihren
Grundsatz so lange durchgeführt haben. Denn der
praktische Erfolg des großen Aufwands war schauder-
erregend. Die genugsam bekannte Tatsache, daß nur
höchst selten ein besonders begnadetes Auge die
Sicherheit des Blickes besitzt, um aus der Tagespro-
duktion an Kunst das herauszufinden, was dauernden
Wert haben wird, wirkte in Stuttgart derart, daß
schließlich das ganze Museum mit seinen Ausstellungs-
ankäufen aus den 70 er bis Ende der 90 er Jahre wie
eine boshaft zusammengetragene einheitliche Masse
von Gegenbeispielen aussah. Gesteigert wurde dieser
Eindruck noch dadurch, daß diesem Museumswerk in
Neckelmanns Prachtbau eine ungewöhnlich anspruchs-
volle Umrahmung gegeben wurde. Ein Riesenlichthof
mit pompöser Freitreppe, Wandmalerein und dekora-
tiven Skulpturen, Wandelhallen von interessanten,
weiten Perspektiven, im ganzen ein Pfeilerbau ohne
Wände, nur tauglich zum Aufbau von Glaskästen,
aber ohne jede intimere Wirkung von der Art, wie
sie altem Mobiliar z. B. die angemessene Umgebung
wäre, um einigermaßen wenigstens Maße, Beleuchtung
und Stimmung eines wohnlichen Interieurs herzustellen.
So waren die Sammlungen, auch wenn die einzelnen
wertvoll gewesen wären, rettungslos dieser Magazin-
wirkung verfallen.
Das merkwürdige ist dabei, daß ganz gegen son-
stige Gewohnheit das Kgl. Landesgewerbe-Museums
in Stuttgart trotz alledem eine höchst populäre An-
stalt ist, deren jährliche Besucherzahl wohl von keiner
der deutschen Schwesteranstalten übertroffen wird und
selbst die Gemäldegalerie in Stuttgart an Frequenz
weit übertrifft. Die Zahl der Besucher beträgt nach
dem Ausweis der Jahresberichte 100000 —150000.
STUTTGARTER LANDESGEWERBEMUSEUM
keit undenkbar gewesen, mit der die Schwaben ihren
Grundsatz so lange durchgeführt haben. Denn der
praktische Erfolg des großen Aufwands war schauder-
erregend. Die genugsam bekannte Tatsache, daß nur
höchst selten ein besonders begnadetes Auge die
Sicherheit des Blickes besitzt, um aus der Tagespro-
duktion an Kunst das herauszufinden, was dauernden
Wert haben wird, wirkte in Stuttgart derart, daß
schließlich das ganze Museum mit seinen Ausstellungs-
ankäufen aus den 70 er bis Ende der 90 er Jahre wie
eine boshaft zusammengetragene einheitliche Masse
von Gegenbeispielen aussah. Gesteigert wurde dieser
Eindruck noch dadurch, daß diesem Museumswerk in
Neckelmanns Prachtbau eine ungewöhnlich anspruchs-
volle Umrahmung gegeben wurde. Ein Riesenlichthof
mit pompöser Freitreppe, Wandmalerein und dekora-
tiven Skulpturen, Wandelhallen von interessanten,
weiten Perspektiven, im ganzen ein Pfeilerbau ohne
Wände, nur tauglich zum Aufbau von Glaskästen,
aber ohne jede intimere Wirkung von der Art, wie
sie altem Mobiliar z. B. die angemessene Umgebung
wäre, um einigermaßen wenigstens Maße, Beleuchtung
und Stimmung eines wohnlichen Interieurs herzustellen.
So waren die Sammlungen, auch wenn die einzelnen
wertvoll gewesen wären, rettungslos dieser Magazin-
wirkung verfallen.
Das merkwürdige ist dabei, daß ganz gegen son-
stige Gewohnheit das Kgl. Landesgewerbe-Museums
in Stuttgart trotz alledem eine höchst populäre An-
stalt ist, deren jährliche Besucherzahl wohl von keiner
der deutschen Schwesteranstalten übertroffen wird und
selbst die Gemäldegalerie in Stuttgart an Frequenz
weit übertrifft. Die Zahl der Besucher beträgt nach
dem Ausweis der Jahresberichte 100000 —150000.