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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Hellwag, Fritz: Die Anfänge einer neuen Grabmal- und Friedhofkunst
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0249

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EINE FRIEDHOFAUSSTELLUNG IN KÖNIGSBERG

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und auch als Grabmalkünstler geschätzten Karl
Richard Henker im Verlag von Otto Baumgärtel in
Berlin herausgegebene Sammlung »Grabmalskunst«,
von der nun schon fünf oder sechs Serien erschienen
sind. Sie enthält eine gute Auswahl ausgeführter
Grabmäler unserer ersten deutschen Künstler und ist
sichtbar von der Tendenz zur feierlichen Monumen-
talität geleitet. □
□ Man kann nicht von der Pflege der Friedhofkunst
schreiben, ohne ihres unermüdlichen und erfolgreichen
Propheten, Dr. von Grolman in Wiesbaden, zu ge-
denken, der die bekannte »Wiesbadener Gesellschaft
für Grabmalkunst« ins Leben rief und nun schon
seit 1905 in ungezählten Städten Ausstellungen ver-
anstaltet, Vorträge gehalten und Filialen errichtet hat.
1200 Künstlerentwürfe sind bis jetzt schon durch die
Vermittelung der Grolmanschen Gesellschaft zur Aus-
führung gelangt! Ebensoviele Entwürfe sind ihr von
Künstlern in Kommission gegeben und werden von
ihr den Interessenten, die sich an sie wenden, vorge-
legt. Findet einer der Entwürfe Anklang, so wird
der Künstler beauftragt, die Werk- und Schriftzeich-
nung gegen das vereinbarte Honorar zu liefern, während
die Ausführung einer der mit der Gesellschaft ar-
beitenden Grabmalfirmen zufällt; nur figürliche Ar-
beiten werden in der Regel durch den Künstler selbst
oder unter seiner Aufsicht ausgeführt. Bei größeren
Denkmälern wird nach den Entwürfen zunächst nur

der geeignete Künstler gewählt, der dann neue, dem
besonderen Falle angemessene Vorschläge macht. □
n Die Friedhofsverwaltungen haben zum Teil schon ver-
ständige, der künstlerischen Entwicklung förderliche Be-
stimmungen erlassen, ich erwähne die mir bekannten Sta-
tuten in München, Hannover-Linden und Frankfurt a. M.
□ Was nützt es aber alles, wenn selbst die schönsten
Grabmäler nach verhältnismäßig kurzer Zeit, vereinzelt
schon nach 15 Jahren wieder entfernt werden müssen,
zerschlagen oder vertrödelt werden? Möge man be-
herzigen, was der Provinzialkonservator Dr. Clemen
auf dem neunten Tag für Denkmalpflege gesagt hat.
Er hat die Gemeinden, die, meist ohne es zu wissen
oder wissen zu wollen, Eigentümer dieser erledigten
Grabdenkmale sind, dringend aufgefordert, sie möchten
mindestens die künstlerisch wertvollen Steine um die
Friedhofkapelle gruppieren oder in kreuzgangartigen
Hallen vor dem Verderben retten und der Nachwelt
aufbewahren. »Denn ein Denkmal, das wirklich der
großen Kunst angehört, soll doch über sein Jahr-
hundert hinausreichen, — und so wird vielleicht unsere
Grabmalkunst und unsere Friedhofkunst erst wieder
wirklich mit neuem Leben erfüllt werden, wenn die
Künstler und die Angehörigen der Toten gleichzeitig
das Vertrauen haben, daß ihre Denkmäler auch dann
noch pietätvollen Schutz und liebevolle Fürsorge
finden werden, wenn die Augen, die eigentlich be-
rufen sind, darüber zu wachen, geschlossen sind!« o

KUNSTGEWERBLICHE
RUNDSCHAU
□ Düsseldorf. Die Städte-Ausstellung umfaßt ein
Gebiet, das mit dem Kunstgewerbe nicht gerade
direkt zusammenhängt. Gleichwohl aber kann
nicht bestritten werden, daß Geist und Tendenz
einer solchen Ausstellung in ursächlichen Bezie-
hungen stehen zu den Kräften, von denen das
moderne Kunstgewerbe bewegt wird. Vielleicht
darf man sogar sagen, daß eine Städte-Ausstellung,
will sie Wesen und Bedeutung der Städte als Kultur-
organismen bis zur letzten Faser aufdecken, an der
Betonung des Gewerblichen und Kunstgewerblichen
gar nicht vorübergehen könne, denn die Städte
sind nicht nur sehr vollwichtige Konsumenten und
Auftraggeber für das Kunstgewerbe, sie sind es
auch und wohl überhaupt, auch in geschichtlichem
Sinne, die ein Kunstgewerbe erst möglich machen.
Weder die Hofkunst, noch die Bauernkunst konnten
sich an Umfang, noch an wirtschaftlicher Bedeutung
mit dem Gewerbefleiß der Städte messen und
heute ist diese Priorität des städtischen Kunst-
gewerbes noch viel deutlicher als früher wahrzu-
nehmen. In der Tat ging auch die erste Ausstellung
dieser Art, die Deutsche Städteausstellung zu Dres-
den 1903, nicht an dieser wichtigen Tatsache vorbei,
und sie zeigte sowohl die kunstgewerbliche Be-
deutung der Städte in alter Zeit, als auch die in der
neuen Zeit auf die umfänglichste Weise. Freilich
aber mußte trotzdem das städteößi/technische und
das städtem'H'a//«/zgstechnische Material den breite-
sten Raum einnehmen. — Die zweite Veranstaltung,
 
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