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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Hellwag, Fritz: Josef Wilm D. J. in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0192

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KUNSTGEWERBEBLATT

NEUE FOLGE


PFn A RATION* FRITZ HELLWAG IN
1\LL/AI\I »wn. BERLIN-ZEHLENDORF-
WANNSEEBAHN • TELEPHON: ZEHLENDORF 1053

\/-ppT An* E. A. SEEMANN IN LEIPZIG*
V Li\L^A.vJ. HOSPITALSTR. 11a • TEL. 244

4 941/12
HEFT 10
JULI


23 JAHRGANG
VERE1NSOROAN &SSE£
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAGDEBURG, PFORZHEIM UND STUTTGARTERN


DREI GOLDENE KAMME: ENTWORFEN VON JOSEF WILM D.J., BERLIN
In Draht montiert mit Perlen Montiert und getrieben mit Montiert und getrieben mit orientalischen
und Rubinen Perlen und Rubinen Almantinen

JOSEF WILM D. J. IN BERLIN
Von Fritz Hellwag

VOM kleinen Marktflecken Dorfen in Oberbayern
bis zum Lehramt an der ersten Kunstgewerbe-
schule Deutschlands, der Unterrichtsanstalt des
Kgl. Kunstgewerbemuseums in Berlin, ist ein gar
weiter Weg, der für manchen ein sehr beschwerliches
Hindernisrennen mit vielen Sensationskunststückchen
vor der breitesten Öffentlichkeit bedeutet haben würde.
b Josef Wilrn d.J. hat diesen Weg zurückgelegt, als
ob es sich von selbst verstanden hätte, daß ihm das
jetzt erreichte Ziel von Anfang an klar vor Augen
geschwebt wäre. Sein Lebensweg ist nach alther-
gebrachter Handwerkerart in die Lehrzeit, die Oesellen-
zeit mit den unabänderlich vorgeschriebenen Etappen
der Wanderjahre eingeteilt und wurde mit dem üblichen
Meisterstück vorläufig abgeschlossen; und dann mar-
schierte der jüngere Josef Wilm gelassen, just als
ob es so sein müßte, in das Lehrerkollegium der
Berliner Kunstgewerbeschule hinein. Dabei hatte er
auch noch die Wahl frei, ob er lieber eine Lehrer-
stelle an der Münchener Ooldschmiedeschule oder die
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in Berlin annehmen wollte. Er entschied sich für
den vielleicht großzügigeren Posten in Berlin. Außer-
halb des Kreises der Fachkollegen kannte und kennt
ihn kaum jemand, keine Freundesclique hat ihn ge-
schoben, kein lästiger Pressetamtam hat ihn aus-
posaunt und groß gemacht. Er verdankt seine glück-
liche Karriere einzig und allein seiner handwerklichen
Tüchtigkeit. □
° Josef Wilm wurde als Sohn des gleichnamigen
Goldschmiedes und Bürgermeisters in Dorfen, des
Hauptes einer »Goldschmiedefamilie« geboren. Fähig-
keit und Schicksal sind ihm also schon in die Wiege
gelegt worden. Nach vierjähriger Lehrzeit beim Vater
wurde er »fremd«. Seine erste Arbeitsstätte war bei
Jak. Wächter in Babenhausen, wo er in edlem und
unedlem Material christliche Geräte zu schaffen bekam.
Beim nächsten Meister, Bernh. Simon in Partenkirchen,
fertigte und kopierte er antike Schmuckstücke in Gold
und Silber. In der dritten und vierten Stelle war er
schon »Fässer« und kam dann zu einem der tüch-

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