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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Schinnerer, Johannes: Christoph Hulbe in Kiel
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0200

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NEUE ARBEITEN VON CHRISTOPH HULBE IN KIEL

193



Kunstgewerbeblatt. N. F. XXIII. H. 10

DIE gesunde Kraft unseres
Kunstgewerbes äußert sich
nicht zuletzt darin, daß all-
mählich auch unbedeutendere Städte
Künstler von Geschmack beschäftigen.
In Kiel ist ein junger Kunstgewerbler
Christoph Hulbe ansässig, der vor
allem auf dem Gebiete der Innen-
architektur sich betätigt hat. Die
Möbel und Inneneinrichtungen, die
nach seinen Entwürfen ausgeführt
wurden, sind einfach und geschmack-
voll, ohne überflüssigen Schmuck,
aber doch wohnlich und behaglich,
nicht von der feierlichen Kälte und
puritanischen Strenge, die manche
mit »modern« identifizieren wollen.
Es ist eigentlich gar nicht mehr zu
reden von der Überlegenheit und
dem Wert solcher Wohnungskunst,
es ist uns ganz selbstverständlich
geworden, daß ein Zimmer hell und
einladend aussieht, daß die Möbel
darin nicht mit törichten Verzierun-
gen überladen sind und die Farbe
der Tapeten und der Teppiche an-
genehm im Ton sind und zu ein-
ander passen. Die Gabe, die Form
dem Zweck unterzuordnen, und jede
Aufgabe individuell zu lösen, ist
eine der hervorragendsten Eigen-
schaften moderner Architekten, sie
besitzt auch Hulbe in weitgehendem
Maße. Sehr hübsch wirkt ein von
ihm entworfene Eßzimmer mit Mö-
beln aus graugebeiztem Pitchpine-
holz, vor allem ist die eine Ecke
mit einem runden Tisch und einem kleinen Eckschrank ist gut gelöst. Ganz andere Eindrücke vermittelt
ein Teezimmer mit weißlackierten Stühlen und einem vor ein Doppelfenster gestellten Blumentisch, wesentlich
verschieden davon wirkt ein Arbeitszimmer mit hoher Decke, auf der sich in das geometrische Muster, das
der obere Teil der Wand hat, fort-
setzt. Es zeigt neben der Türe eine
Sammelvitrine, an die in origineller
Weise ein Kasten mit einer Kollek-
tion von Schmetterlingen angebaut
ist. Einzelnen Einrichtungsgegen-
ständen hat der Künstler besondere
Sorgfalt angedeihen lassen. Im Gegen-
satz zu den einfachen Möbeln ist
ein Luxusgegenstand wie der Spiegel
über einem Toilettentisch reich mit
einem geschnitzten Rahmen und
Blumenranken verziert. Besondere
Gelegenheit zu neuen Variationen
gaben vor allem die Beleuchtungs-

Christoph Hulbe, Kiel: Weißlackierter Toilettetisch

CHRISTOPH HULBE

IN KIEL

Von Johannes Schinnerer
 
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