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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Behne, Adolf: Peter Behrens und die toskanische Architektur des 12. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0052

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NEUE ARBEITEN DES DRESDENER KUNSTGEWERBEVEREINS

A K
40

PETER BEHRENS
UND DIE TOSKANISCHE
ARCHITEKTUR
DES 12. JAHRHUNDERTS
Von Adolf Behne
FÜR die Erkenntnis einer künstlerischen
Persönlichkeit ist es stets von besonderem
Interesse, zu sehen, welche Anregungen
sie empfangen und des weiteren, wie sie die
empfangenen Anregungen verarbeitet hat. Es
ist etwas anderes, ob ein Künstler an Motive
anknüpft, die in der Luft liegen, oder ob in
der Wahl des Punktes, wo er den eignen Faden
anknüpft, etwas Besonderes liegt. Und es ist
des weiteren nicht gleichgültig, ob er die frem-
den Motive unverändert übernimmt, oder ob
er sie seiner Art, seiner Zeit und Umgebung
anpaßt, schließlich, ob dieses mit Verständnis
geschieht oder nicht. □
□ Von diesem Gesichtspunkte aus seien zwei
Bauten von Peter Behrens betrachtet, der Pa-
villon der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft
auf der Marineausstellung zu Berlin igo8 und
das Krematorium zu Hagen. □
□ Wo liegen die Motive, die Peter Behrens bei
der Gestaltung dieser Bauten angeregt haben?
In Florenz und Pisa, in der toskanischen Archi-
tektur des 12. und 13. Jahrhunderts. □
□ Betrachten wir zunächst den Pavillon der
Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft. Was hier
Pate gestanden hat, ist das Baptisterium zu
Florenz, das übrigens mit seinem Kern weit
vor das 12. Jahrhundert zurückreicht. Man
braucht sich nur bei Behrens den einen längeren
Anbau fortzudenken, um die Form sogleich
wiederzuerkennen. Freilich, aus den drei Stock-
werken des Baptisteriums sind zwei geworden,
und das untere läßt sich zunächst kaum mit
dem italienischen Vorbild identifizieren. Aber
das obere ist leicht zu rekognoszieren, und nicht
minder das starke Gesims, das in Zweidrittel-
höhe den Achteckkörper umläuft, und oberhalb
dessen der Bau leicht zurückspringt. Daß der
florentinische Bau für eine Weile noch immer
so ganz anders aussieht, liegt an dem vielen
und reichen Detail, das er aufweist. Das Detail
aber ist Nebensache. Die Hauptsache ist die
Form, der Aufbau und die Verhältnisse im
Großen. Und sie stimmen. Die einzelne
Achteckseite des Baptisteriums ist weniger
schmal als bei Behrens. Daß trotzdem der Ein-
druck nicht weniger wuchtig geworden ist,
beruht auf der Gestaltung des Daches, das
bei Behrens schwerer, drückender geworden
ist, auch darauf, daß die Laterne fortgefallen
ist. Es ist noch sehr viel mehr fortgefallen.
Die ganze Dekoration der zweistöckigen Pilaster
mit ihren Arkaturen und das untere, weniger




Richard Müller

Arthur Winde j'un.

Karl Groß, Wandleuchter

Getrieben von Kallies, Dresden

Fruchtschalen

Schmuckkästchen
 
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