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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Segmiller, Ludwig: Randglossen zum letzten Bijouteriewettbewerb
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0059

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NEUE ARBEITEN DES DRESDENER KUNSTGEWERBEVEREINS

J)Z



O. Baumgärtel

Karl Schulz

RANDGLOSSEN ZUM LETZTEN
BIJOUTERIEWETTBEWERB

Von Prof. L. Seomiller,
Grossh. Kunstgewerbeschule Pforzheim

Ausgeführt durch Theodor Beyer

AUF dem Gebiete der Bijouterie ist bisher kaum ein
Wettbewerb von solcher Tragweite und in solchem
Umfang ausgetragen worden wie derjenige, welchen
kürzlich die Fachzeitschrift »Die Goldschmiedekunst«
ausschreiben ließ. Über 1100 Blatt mit ca 6000 Entwürfen
liefen ein, darunter manche Arbeit aus Österreich-Ungarn,
Dänemark, Belgien, Holland. Es ist daher begreiflich, wenn
die Resultate in beteiligten Kreisen, vor allem in den Edel-
metallindustriezentren mit großer Spannung erwartet wurden.
Die Zusammensetzung des Preisgerichtes darf als eine
glückliche bezeichnet werden; weder die künstlerische,
noch die technisch-praktische Richtung kam darin einseitig
zu Wort. Beide Anschauungen hielten sich vielmehr schon
in der Zahl ihrer Vertreter die Wagschale. Vier Gruppen
waren als Aufgaben gestellt: Gruppe I Juwelenschmuck,
Gruppe 11 Gold- und Silberschmuck, Gruppe III Sport-
schmuck, Gruppe IV Kleinsilberwaren.
Daß wir es gleich sagen: eine ihrer künstlerischen
Höhe oder ihrer technischen Raffiniertheit wegen verblüf-
fende Arbeit fand sich nicht ein. Dagegen ist nicht zu
leugnen, daß manche tüchtige Leistung beurteilt wurde.
Wer aber der Meinung war, einer von den Hauptplätzen
der Bijouterie, Pforzheim, Gmünd oder Hanau würde die
Palme erringen, der fand sich in seinen Erwartungen ge-
täuscht. Die Münchner Schule heimste die meisten Preise
ein; denn F. Hölmann (Nürnberg) ist ihr sowohl seiner
Entwicklung wie seiner Kunstsprache nach zuzurechnen;
dann folgte Stuttgart und Wien.
EineFrage, worüber sich die »Gelehrten« noch nicht einig
sind, wurde durch die Konkurrenz gestreift: Was ist unter
Juwelenschmuck zu verstehen? Ist damit lediglich Weiß-
juwelenschmuck gemeint oder sind auch Farbsteine zuzu-
lassen? Fabrikationskreise sind wohl mehr für erstere
Auffassung; für den Export ist diese
sogar ausschließlich üblich. Ohne Zwei-
fel läßt man sich durch diese Einseitig-
keit manche Lösungsmöglichkeiten ent-
gehen (abgesehen davon, daß die Be-
zeichnung selbst einen viel allgemeineren
Begriff in sich schließt). In diesem
weiteren Sinn entschied nun auch das
Preisgericht. Sonst wäre der erste Preis
in der Abteilung Juwelenschmuck nicht
nach München, sondern nach Pforzheim
gefallen, dessen Kämpe Otto Engels-
berger vom Standpunkt desWeißjuwelen-
schmuckes die beste Arbeit gebracht
hatte. Der allgemeine Eindruck dieser
Gruppe war insofern ein erfreulicher,
als relativ wenig Entwürfe die bekannten
»Schleifchenmotive« zur Schau stellten.
Im Hinblick auf die verschiedenartigen
Anschauungen über den Begriff Juwelen-
schmuck würden sich die Veranstalter
von Wettstreiten Dank erwerben, wenn
sie in ihren Ausschreibungen diesbezüg-
liche genaue Bestimmungen träfen, n
□ Der allgemeine Überblick über das
eingesandte Riesenmaterial löste fol-
gende Empfindungen aus: Von aus-

Rathausfenster in Eibenstock
 
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