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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Raspe, Theodor: Sonderausstellung der Gartenbaufirma Ochs in Hamburg im Oldenburger Kunstgewerbemuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0162

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MODERNE GARTENBAUKUNST

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SONDERAUSSTELLUNG DER
GARTENBAUFIRMA OCHS IN
HAMBURG IM OLDENBURGER
KUNSTGEWERBEMUSEUM
Von Th. Raspe, Oldenburg i. Gr.
DIE Hofkunsthandlung Onken, ein für das Oldenburger
Kunstleben segensreiches Unternehmen, veran-
staltete vor einiger Zeit eine Gartenbauausstellung.
Die bedeutendsten Gartenarchitekten Deutschlands
hatten ihre Pläne und Entwürfe eingesandt, so daß man
sich hinreichend über alle Fortschritte auf diesem lange
vernachlässigten Gebiet unterrichten konnte. An erster
Stelle sind hier Bremer Gartenbaukünstler (Högg, Roselius,
und Gildemeister) zu nennen, die gerade wie die Bremer
Architekten in erfreulichster und gediegenster Art dem
Ziele einer neuzeitlichen Umgestaltung von Haus, Innen-
ausstattung und Garten zustreben. □
□ Die kräftigste Vereinigung von selbständigen, auf prakti-
sche gärtnerische und architektonische Kenntnisse fußenden
Grundsätzen mit künstlerischem, dem Schema widerstreben-
dem Können findet sich wohl bei der Gartenbaufirma Jakob
Ochs za Hamburg. Man muß zugeben, daß auch ihre
Geschäftsreklame, deren Erfolg wir ja bei einer so kultur-
bringenden Firma nur wünschen können, in sehr geschmack-
voller, belehrender Art gehandhabt wird, und in Form der
beiden Schriften Migges »Ein modernes Gartenbuch« und
»Hamburger GartenmöbeU das Verständnis für unsere
moderne Gartenbaukunst in weite Kreise
bringen kann. □
□ Die Sonderausstellung im Kunst-
gewerbemuseum gestattet einen Einblick
in die Vielseitigkeit des künstlerischen
Schaffens Leberecht Migges, des Garten-
architekten der Hamburger Firma. Man
hat das Gefühl, daß hier nicht wahllos
das Schlagwort der Zeit »geometrischer
Garten — architektonischer Garten«
regiert, sondern daß moderne Grund-
sätze unabhängig von der Modelaune
aus dem persönlichen naiven Empfinden
Migges, des Blumenliebhabers, Natur-
freundes, Gärtners und Architekten, ge-
schöpft sind. Das will immerhin viel
sagen. Man fühlt auch, daß Migge sich
ganz in seine jeweilige Arbeit hinein-
lebt, als übernehme er die Freude des
Besitzers, mit dem er sich (wie es in
seiner Broschüre heißt) jedesmal mit be-
sonderer Vorliebe genau auseinander-
setzt. Solche Arbeitsweise ist dauernd
fortbildungsfähig und hierin liegt ihre
Stärke über die Gegenwart hinaus. Wie
die Entwürfe eines Gildemeister oder
Roselius, vermeiden auch die ‘Ham-
burger Garten- und Parkanlagen jede
starre Einseitigkeit des geometrischen
Systems, in dem die große Menge das
Ziel der neuen Richtung erkennen zu
müssen glaubt. Unser Publikum hat
doch nur darum solch Gefallen an dem
englischen Gartenstil oder richtiger an
seiner schwachen, kindlichen Über-
tragung auf kleine Verhältnisse, der
Landschaftsnachahmung im Hausgarten,


Gartenarchitektur der Firma Ochs (künstl. Leitung LeberechtMigge)


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