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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

DOI Artikel:
Zahn, F.: Zeitgemässe Gartengedanken
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0152

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KUNSTGEWERBEBLATT

NEUE FOLGE


DPH A l/TIHM. FRITZ HELLWAG IN
KtUAlV I IvJiN . BERLIN-ZEHLENDORF-
WANNSEEBAHN • TELEPHON: ZEHLENDORF 1053

VERLAG:

E. A. SEEMANN IN LEIPZIG,
HOSPITALSTR. 11a -TEL.: 244

1911/12
HEFT 8
MAI


23-JAHRGANG

VEREINSORGAN
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, FRANKFURT A.
MAIN, HAMBURG, HANNOVER, KARLSRUHE I. B.,
KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG, MAGDEBURG,
PFORZHEIM UND STUTTGART


König & Roggenbrod, Gartenarchitekten, Hamburg

Konkurrenz-Entwurf für den Stader Volkspark

ZEITGEMÄSSE GARTENGEDANKEN
Von F. Zahn-Steglitz

EIN Garlenheft soll dieses, das Maiheft, werden.
Eine Reihe Arbeiten bekannter Gartenarchitekten
wird es bringen. Daß im April, wenn des
Frühlings Sonne schon wärmend wirkt, wenn rings
in der Natur der Pflanzen Leben zu regen sich beginnt,
die Gedanken auf den Garten sich richten, ist ver-
ständlich, naturgemäß möchte ich sagen. Mit viel
größerer Freude als schon einen Monat später, wird
jedes sprossende Blatt, jede sich entfaltende Blüte be-
grüßt. Etwas Neues ist es nach der Herrschaft des
Winters, das Neue reizt im Anfang stets am meisten.
Frühlingszauber, Frühlingsstimmung. — □
□ Daß eine Zeitschrift, deren Interessen dem Kunst-
gewerbe gewidmet sind, dem Garten einen Platz ein-
räumt, ihm den Umfang fast eines ganzen Heftes
zugesteht, mag im ersten Augenblick befremden. Und
doch so gar weit entfernt voneinander ist garten-
künstlerische und kunstgewerbliche Tätigkeit nicht.
Gartenkunst und Kunstgewerbe schaffen beide Werke,
Gegenstände für den Gebrauch, für die Benutzung.
Das schließt bei beiden aber nicht aus, daß trotz des
Gebrauchswertes ein Kunstwert ihnen innewohnen
kann, sie somit auch auf die Bezeichnung Kunst-
werk öfters Anspruch erheben dürfen. □
n Vom Garten soll ich sprechen. Was ein Garten
ist, sollte man wohl als bekannt voraussetzen. Von
den vielfachen Deutungen, die zugleich seinen Zweck
dartun sollen und von dem »umzäunten Stück Land
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXIII. H. 8

zum Zweck der Pflanzenzucht« bis zu der »erweiterten
Wohnung« Abstufungen zeigen, möchte ich die letz-
tere herausgreifen und dieser insonderheit für den
Hausgarten, soweit er nicht reiner Nutzgarten ist, die
größte Bedeutung für die Jetztzeit beimessen. n
□ Die Bezeichnung des Gartens als »erweiterte Woh-
nung« ist nicht etwa erst ein Produkt unserer Zeit, ge-
prägt für den heutigen Begriff »Garten«, sondern sie
ist älteren Datums, ist auch nicht vergessen gewesen in
der Zeit, als die Landschaftsgartenkunst ihre Triumphe
feierte, als einer der größten ihrer Künstler, Fürst
Pückler, lebte und wirkte. Wie vielfach, namentlich
auch von den Kreisen, die in der Hauptsache die
Leser dieser Zeitschrift ausmachen, ist sein Wirken
verkannt, ja hingestellt als die Einleitung zu dem
Verfall der Gartenkunst. Daß er mißverstanden wurde,
daß sich Nachahmer seiner falsch aufgefaßten, an
Unrechter Stelle zur Anwendung gebrachten Garten-
kunst-Grundsätze fanden, dafür kann man ihn ebenso-
wenig verantwortlich machen, wie man Künstler der
heutigen Zeit tadeln möchte für Arbeiten, die nur
ein Abklatsch und verwässerter Aufguß ihrer Werke
sind. □
d Schon 1833 hat Pückler in seinen »Andeutungen
über Landschaftsgärtnerei« sehr scharf den Unterschied
zwischen Park und Garten ausgesprochen.1) □

1) Neu herausgegeben v. Verlag Hans Friedrich-Leipzig.

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