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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Zahn, F.: Zeitgemässe Gartengedanken
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0153

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Schnackenberg & Siebold, Gartenarchitekten, Hamburg, Werkstätten für künstlerische Gartengestaltung

o »Beides sind zwei sehr verschiedene Dinge, und
es ist vielleicht einer der Hauptfehler aller mir be-
kannten deutsch-englischen Anlagen, daß dieser Unter-
schied nie gehörig beachtet wird, so daß einem auch
hier nur zu oft nichts als ein Rührei von Kunst und
Unsinn entgegentritt«. n
o »Der Park ist eine zusammengezogene idealisierte
Natur, der Garten eine ausgedehntere Wohnung«, und
weiter an anderer Stelle:
n »Man setze auf diese Art die Reihe der Gemächer
in vergrößertem Maßstab unter freiem Himmel fort«.
□ Ist das etwas anderes als die heutige Forderung:
»Der Garten, die erweiterte Wohnung«!? Ist von ihm
nicht auch schon verlangt, daß räumlich der Garten
aufgefaßt und behandelt werden soll? □
□ Pückler hat mit großem architektonischen und
raumkünstlerischen Empfinden gearbeitet. Das beweist
seine zweite große Schöpfung Branitz bei Cottbus,
im Vergleich zu Muskau zwar geringer an Ausdehnung,
aber reicher an kleinen Bildern, abgeklärter. Und
gerade auf die raumkünstlerischen Wirkungen des
Branitzer Parkes verweise ich ganz besonders, auch
deshalb, weil sie mit rein gärtnerischen, landschafts-
gärtnerischen Mitteln geschaffen sind, eine freie Bildung
des Raumes durch natürlich gewachsene, unbeschnittene
Baummassen. □

□ Die dem landschaftlichen Park stets vorgeworfene
sentimentale Romantik wird der hier vergebens suchen,
der sich bemüht, in den Geist der Anlage einzu-
dringen, und fest überzeugt bin ich, daß selbst der
wütendste Verfechter architektonischer Gartenkunst,
der meistens die landschaftliche nur vom Grundplan
und vom Papier kennt, dessen Blick nur gebannt
wird von den gekrümmten Wegen, der nicht versteht
oder sich nicht bemüht, aus dem Grundriß plastisch
sich das Bild der Anlage aufzubauen, selbst dieser
wird nach Studium des Parkes an Ort und Stelle zu-
geben müssen, daß Pückler als Raumkünstler Großes
geleistet hat, daß auch mit landschaftsgärtnerischen
Mitteln starke Effekte erzielt werden können, daß er
es verdient, in einer Geschichte des Gartens genannt
und gewertet zu werden und nicht, wie es in dem
Buch von Grisebach, »Der Garten, eine Geschichte
seiner künstlerischen Gestaltung«, geschehen ist, seiner
nur sehr nebensächlich Erwähnung getan wird. Mag
man heute über vieles anderer Ansicht sein, so darf
man nicht vergessen, daß wir in einer ganz anders
gearteten Zeit leben, daß unsere Anschauungen und
Anforderungen andere geworden sind, wir daher anders
gestalten müssen. □
□ Vergessen will ich für Branitz auch nicht den
Hinweis auf die vielen architektonischen Einzelheiten,
 
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