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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Hellwag, Fritz: Arbeitermöbel, [2]: Musterausstellung im Berliner Gewerkschaftshause
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0187

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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ist und etwas Luxus, künstlerische Freude geben will.
Sein an harte Notwendigkeiten gewöhntes Auge empfindet
das, fühlt anders und beglückter als unser in uralten Be-
griffen befangener Geist. Nicht, daß er von Kunst spräche!
Er weiß nichts davon, denkt auch nicht im entferntesten
etwa an eine Nachahmung bürgerlicher Behaglichkeit oder
derartige ethische Ablenkung. Er sieht nur, daß ein Mehr
direkt aus dem ihm so vertrauten Arbeitsprozeß erwachsen
ist, daß ein Begabter, ein Freund dem Arbeitsprodukt
durch Mittel, die auch ihm verständlich erscheinen, etwas
beigegeben hat, wodurch Leben entstand. Aber dieses
Leben ist ja nichts anderes, als der ihm instinktiv so ver-
traute, hier zur Erscheinung gebrachte Rhythmus der Arbeit
und das Gleichgewicht richtiger und darum schöner Ver-
hältnisse. D
□ Hermann Münchhausen und Peter Behrens haben je

einen Typ der Zweizimmer-Wohnung eines Arbeiters ge-
schaffen und jeder von ihnen hat auf seine Weise den rich-
tigen Ton zu treffen gewußt. Münchhausen mit schönen
Verhältnissen in der ganzen Form, Behrens mit straffer
Teilung im Einzelnen, das er wieder zur Gesamtwirkung
kräftig zusammenfaßt. a
d Ganz sicher ist die »Kommission für vorbildliche Arbeiter-
wohnungen im Gewerkschaftshause«, der u. a. Paul Goehre,
M. d. R., Robert Breuer, Redakteur Döscher und Hermann
Weiß angehören, auf dem rechten Wege. In der ersten
Ausstellung sind Möbel im Gesamtwert von über 20000 Mk.
verkauft worden, und damit wurde das ganze Unternehmen
auf eigene Füße gestellt. Möge sich der Zukunftskern,
der in ihm steckt, zu einem Baume entwickeln, in dessen
Schatten Generationen wohnen und ihren so lange ent-
behrten Anteil an der Lebensfreude dankbar empfangen.
FRITZ HELLWAG.

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

□ Dresden. Der unter dem Vorsitz des Herrn Geheimrats
Dr. Beutler, Oberbürgermeisters von Dresden, gebildete
Arbeitsausschuß hat für die Große Deutsche Handwerks-
ausstellung 1915, verbunden mit einer Ausstellung des
Maschinenwesens, soweit es mit dem Handwerk in Zu-
sammenhang steht, folgendes Programm festgesetzt: Die
Ausstellung hat den Zweck, ein anschauliches und voll-
ständiges Bild von dem gegenwärtigen Stande des deutschen
Handwerks und von seinem Streben nach Vervollkommnung
seiner Arbeitsweise zu geben und in Verbindung damit zu
zeigen, wie die Maschine für das Handwerk nutzbar ge-
macht werden kann. o
o Im besonderen stellt sich die Ausstellung folgende
Aufgaben: □
o 1. Sie will der Allgemeinheit einen umfassenden Über-
blick über die Tätigkeit und Leistungen des Handwerks,
über den Unterschied zwischen guter und schlechter Arbeit,
über den Wert und Preis der Handwerkserzeugnisse geben.
Es soll gezeigt werden, was für Rohstoffe verarbeitet
werden, in welcher Weise dies geschieht und welche Er-
zeugnisse entstehen. Dabei soll ersichtlich gemacht werden,
inwieweit Handarbeit allein zweckmäßig ist, in welcher
Weise Handarbeit durch die Maschine unterstützt werden
kann und wo sich lediglich Maschinenarbeit auch im
Handwerksbetriebe empfiehlt. □
o 2. Der Wissenschaft, den Behörden und gesetzgebenden
Körperschaften usw. soll die Ausstellung die Möglichkeit
zur Kenntnis des Handwerks in seiner geschichtlichen Ent-
wickelung und nach seinem gegenwärtigen Stande ge-
währen, und damit im Zusammenhänge Richtlinien für die
Anwendung der bestehenden Gesetze und für den Erlaß
künftiger gesetzlicher Vorschriften bieten. u
□ 3. Dem Handwerker soll die Ausstellung in reichem
Maße Belehrung und Anregung vermitteln. Die Darstellung
der Verwendung von Rohstoffen und Maschinen, der Arbeits-
weise und Kunstformen vergangener Zeiten und verschie-
dener Gegenden, der neuesten technischen Errungenschaften
usw. sollen dem Handwerker fruchtbare Anregungen geben,
seinen Erfindungsgeist beleben und seinen Geschmack
läutern. Er soll insbesondere auch unterrichtet werden
über die zweckmäßige Gestaltung des Betriebes. n
o Hiernach soll die Ausstellung umfassen: Rohstoffe und
Halbzeuge für die Handwerker, Arbeitsbehelfe aller Art,
Werkzeuge und Maschinen und namentlich die Leistungen
des Handwerkers selbst in möglichst vollendeter Form. a

a Bei der Darstellung der Ausstellungsgegenstände wird
auf tunlichste Anschaulichkeit und Vollständigkeit Bedacht
genommen werden. Alle Zweige des Handwerks sollen
in geschlossenen, übersichtlich geordneten Gruppen und,
soweit irgend möglich, im Betriebe vorgeführt werden, o
□ Die für das Handwerk in Betracht kommenden Maschinen
und Werkzeuge werden — soweit angängig — in engster
Verbindung mit den betreffenden Handwerkszweigen zur
Vorführung kommen. Dies gilt namentlich von Arbeits-
maschinen aller Art, Kraftmaschinen und modernen Motoren,
die als Energieerzeuger für die Arbeitsmaschinen usw. dienen.
d In einer besonderen Maschinenabteilung werden die-
jenigen für Handwerksbetriebe bestimmten Maschinen aus-
gestellt werden, die nicht unmittelbar mit einem in der
Ausstellung dargestellten Betrieb vorgeführt werden können.
Diese Abteilung wird auch diejenigen Maschinen um-
fassen, welche Kraft und Licht für den Betrieb der Aus-
stellung erzeugen. □
o Im Anschlüsse an die Hauptausstellungsgruppen werden
fünf große Sonderabteilungen gebildet werden, in denen
dargestellt werden sollen: die geschichtliche Entwickelung
des Handwerks, seine Organisation, Sitten und Gebräuche,
die dem Handwerker zur Verfügung stehenden Bildungs-
mittel, die Berufskrankheiten des Handwerkers und deren
Verhütung, die Maßnahmen zur staatlichen Förderung des
Handwerks, Erzeugnisse des Hausfleißes, Jugendarbeit und
Jugenderziehung im Handwerke. □
□ Im einzelnen ist folgende Gruppeneinteilung vorgesehen:
Gruppe I Bauhandwerk; Gruppe II Verarbeitung von Metall,
Holz, Knochen, Horn und dergl. zu Gebrauchsgegenständen;
Gruppe III Handwerke für Schmuckgegenstände; Gruppe IV
Bekleidungsgewerbe, Körper- und Gesundheitspflege, Spiel
und Sport; Gruppe V Nahrungs- und Genußmittel; Gruppe VI
Handwerk für Schrift und Bild; Gruppe VII Maschinen und
Werkzeuge aller Art; Gruppe VIII Sonderabteilungen. a
□ Leipzig. Internationale Bailfachausstellung Leipzig 1913.
Das Direktorium legt in einer vornehm ausgestatteten Denk-
schrift den Zweck und die Ziele dieser ersten Weltaus-
stellung für Bau- und Wohnwesen dar. Der Herausgeber,
Heinrich Pfeiffer, Geschäftsleiter des großzügigen Unter-
nehmens und zugleich Geschäftsleiter des Literarischen
Bureaus, weist zunächst nach, daß der neue Typ des Aus-
stellungswesens die Weltspezialausstellung sein müsse, wenn
bei der zunehmenden Spezialisierung auf allen Gebieten
 
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