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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Bericht über die Ausstellung von Schülerarbeiten an der grossh. bad. Kunstgewerbeschule in Pforzheim
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0228

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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Lehrer für Hammerarbeiten, scheint die Anstalt eine tüch-
tige Kraft gewonnen zu haben. □
n Nicht unerwähnt sei die gediegene Neuordnung und
Aufstellung des Schulmuseums, ln einfachen, zweckent-
sprechenden Vitrinen bieten sich kunstgewerbliche Erzeug-
nisse, Originale, gute Nachbildungen und Abgüsse aller
Zeiten dem Beschauer dar. Auf Grund kunsthistorischer

Gesichtspunkte hat man mit Erfolg versucht künstlerisch
wirksame Gruppen zu schaffen. Wie ein umfassendes Band
zieht sich die reiche Schmuck- und Ringsammlung durch
alle Jahrhunderte hindurch. Zweifellos werden von hier
aus tausendfache Anregungen für die Schule und damit
für die Industrie ausgehen. □
R. PL

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

n Köln a. Rh. Verkaufsausstellung des Verbandes jetziger
und ehemaliger Studierender an deutschen Kunstgewerbe-
schulen. Am 25. Mai wurde im Kunstgewerbemuseum zu
Köln eine vierwöchige Verkaufsausstellung dieses Verbandes
eröffnet. Bei dieser Kunstgewerbeschau, an der sich die
Schulen von Köln, Elberfeld, Krefeld, Frankfurt, Nürnberg,
und Karlsruhe beteiligt haben, ist festzustellen, daß sich
die Handwerker- und Kunstgewerbeschulen in den letzten
Jahren auf das Allererfreulichste entwickelt haben. Wir
meinen damit nicht äußere Entwickelungen, damit hält man
wenigstens in Preußen in letzter Zeit vernünftigerweise
stark zurück, sondern was wichtiger ist, die innere Organi-
sation. Während man in früheren Jahren viele Arbeiten
fand, die lediglich Ausstellungsstücke für Laien waren,
ohne Beziehung zu praktischen Anforderungen, hat man
heute das Gefühl, daß die Kunstgewerbeschulen immer
mehr das leisten, was sie sollen, Vertiefung, Verfeinerung
und Erweiterung der kunstgewerblichen Praxis. Natur-
gemäß kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn den
jungen Kunstgewerblern Gelegenheit geboten wird, ihre
Entwürfe zu erproben und in Lehrwerkstätten auszuführen.
Der lokalen Bedeutung bestimmter kunstgewerblicher Be-
rufe entsprechend, sind daher an den Handwerker- und
Kunstgewerbeschulen Versuchswerkstätten eingerichtet wor-
den und in Köln finden wir nun zum großen Teil Erzeug-
nisse derselben ausgestellt. Die eigentlichen Verkaufs-
objekte bilden aber die Arbeiten ehemaliger Studierender,
und diese Arbeiten sind es auch, die das größere Interesse
beanspruchen. Hier können wir erkennen, zu welchen
Leistungen die Absolventen der Kunstgewerbeschulen bei
selbständigem Schaffen fähig sind. Unsere Schulen brauchen
diese Probe nicht zu scheuen, mit wenigen Ausnahmen
sehen wir auf allen Gebieten durchaus künstlerische, sach-
gemäße und reife Leistungen. □
□ Am stärksten sind naturgemäß Köln und das nicht zu
ferne Elberfeld vertreten. Die Kölner »Meister-Gerhard-
Gilde« findet einen tüchtigen Ziseleur in ihren Reihen,
Heinz Köhler zeigt uns Treibarbeiten in verschiedenem
Material, die lebhafte Interesse erwecken. Gute Illustra-
tionen, kräftige Wollstickereien, flotte Temperaarbeiten
und getriebene Reliefs in Schmiedeeisen bilden den be-
merkenswertesten Bestand der Kölner Gruppe. Elberfeld
zeigt neben vorzüglichen Bucheinbänden auch in der
Hauptsache Metallarbeiten und Stickereien. Die Leistungen
der Elberfelder Metallwerkstatt sind zu bekannt als daß
sie hier noch besonders belobt werden müßten, aber was wir
in dieser Abteilung an Stickereien sehen, worin sich be-
sonders W. Kampmann (Barmen) auszeichnet, verdient
höchste Anerkennung. Interesse erwecken hier auch die
Photographien aus der keramischen Zentrale in Essen an
der Ruhr, wo unter der künstlerischen Leitung von Herrn
Direktor Schulze mehrere frühere Schüler der Elberfelder
Schule tätig sind. Krefeld ist ebenfalls besonders gut mit
Metallarbeiten, vornehmlich mit hängenden Leuchtern ver-
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXIII. H. 11

treten. Aus Frankfurt sind malerische Arbeiten zur Schau
gestellt, unter denen wir besonders farbenfreudige dekora-
tive Füllungen von Däntzer bemerken. Nürnberg zeigt
feinfarbige Keramiken und stimmungsvolle Interieurs,
während in der Ausstellung der Karlsruher eine größere
Zahl Medaillen besondere Aufmerksamkeit verdienen. □
□ Bei aller Anerkennung des Geleisteten möchte man
den jungen Kunstgewerblern für die Zukunft noch mehr
Konzentration wünschen, denn es erfordert doch ein
bedeutendes Können, wenn derselbe Kunsthandwerker
auf ganz verschiedenen kunstgewerblichen Gebieten Ein-
wandfreies leisten will. — Einen ideellen Erfolg hat der
Verband in Köln ohne Zweifel errungen, möge auch der
klingende die aufgewandte Mühe lohnen. □
W. Krefting.
u München. 22. Delegiertentag des Verbandes Deutscher
Kunst gewerbevereine in München. Den Vorsitz führt Geh.
Reg.-Rat Dr.-Ing. Herrn. Muthesius. Im Auftrag der Re-
gierung begrüßt Ministerialdirektor von Meinet (vom
Ministerium des Äußeren und des Königl. Hauses) die
Versammlung. Vertreten sind von 45 Vereinen mit 72
Stimmen 39 Vereine. Prof. Dr. Lehnert übermittelt den
Antrag Plauens, kleinere Vereine sollten einen kleineren
Beitrag leisten. Da ein Antrag hier nicht gestellt werden
kann, Bedenken dagegen von Dr. Wolff-Halle und Prof.
Haupt geäußert werden, soll der Vorstand mit den betr.
Vereinen die Frage behandeln. Die Diskussion über die
Gebührenordnung bemängelt Heiden mit praktischen Bei-
spielen. Heiden-München sagt, es sei dem Kunsthand-
werker unmöglich, für eine Arbeit mit 600 Mark Material-
wert und 400 Mark Ausführungskosten 200 Mark dem
Künstler für den Entwurf zu zahlen. Haupt-Hannover
entkräftet, Marheinecke unterstützt Heidens Einwände.
Möchte Haupts Hoffnung, daß der Kunstgewerbler bald
selbst in der Lage sein werde, alle Entwürfe für seine
Arbeiten zu machen, auch in Erfüllung gehen. Die Ab-
stimmung ergibt nur drei Gegner der Gebührenordnung.
Wolff-Halle berichtet über den Stand der Flugschriftenfrage.
Er hat zwei Verleger gefunden, die zu gleichen Bedingungen
den Verlag übernehmen wollen. Aber die Nebenbedin-
gungen, die gestellt, lassen diesen Plan nicht günstig er-
scheinen. 300 feste Abonnenten wollen die Verleger haben
— für 3—5 Hefte jährlich, jedes zu 30 Pfennig. Daß diese
Abonnentenzahl kaum aufzubringen sein dürfte, leuchtet
Goeritz-Darmstadt, Marheinecke und Obermeister Schulz
ein. Der letztere warnt als alter Praktiker sehr klar und nach-
drücklich, irgend etwas derartiges ohne sichere Finanzie-
rung zu unternehmen. Überdies, das Publikum habe nur
Verlangen nach Bildern, Text gäb’s zu lesen genug, das
Bedürfnis sei nicht vorhanden, die Kunstzeitschriften, unsere
Zeitschrift erfüllen den Zweck, seien auch dafür da. Nach
lebhafter Diskussion, die keinen Redner findet, der sich
für die Flugschriften bedingungslos ins Zeug gelegt, wird
auf Muthesius’ Antrag die Kommission ermächtigt, zur

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