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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0105

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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sich ferner einer formal und technisch guten Ausführung,
und in höherem Sinne illustrieren diese angewandten Künste
die Historie der Kultur und Kunst überhaupt. Eine frühe
holländische Zeichnung stellt noch die große, renaissancisch
gemeinte, repräsentative Architektur neben eine Windmühle.
Es dauert eben lange, bis das Ringen der deutschen Bild-
gesinnung mit dem renaissancischen Apparat in die Werke
der kleinen Meister der Packungen kommt. Eine spätere
Zeit charakterisieren einige Blätter mit den Ansichten von
Leyden, London, Amsterdam. Es ist die Zeit des Inter-
esses für fremde Länder und Städte, das mit den großen
Reisen aufgekommen ist, und auch die Merianschen Stadt-
prospekte hervorbringt. Reichlich hundert Jahre später
kommt mit Rousseau und den Enzyklopädisten das Inter-
esse an der vegetabilen Natur auf; »de Tabaksplant« kommt
auf die Packungen; nach der Revolution, wo der Wert des
Grundbesitzes sich als der allein bleibende erwiesen hatte,
und in Verfolg der Diderot-Rousseauschen Ideen löste das
»Vivat der Landmann« die »Tabakhandeleers« ab, die an
ihren Ballen standen oder neben Indianern Pfeife rauchten.
Eine letzte rokokohafte »Hoffnung« steht gleich vor dem
Es blühe Hessen, Maryland«, einem Blatt, das an Kabale
und Liebe und verkaufte Soldaten erinnert. Dann tritt das
Biedermeier mit dünnem oder saftigem Ornament an, der
Japonismus kommt auf die Paketfläche, und am Schluß
leuchtet noch einmal der nüchterne Stern Preußens. —
Und nun kommen die modernen Packungen, nach einem
langen Zwischenraum, von dem die Kunst nichts weiß.
□ Der Stoff ist so genommen, daß fast ausschließlich die
älteren und modernen Packungen (auch Tabaktöpfe) in
Text und Abbildungen behandelt sind. Hinsichtlich der
der Dinge, die im Gebrauch des Tabaks entstanden sind,
begnügt sich der Verfasser des Textes, Dr. Liithgen (vom
Kunstgewerbemuseum in Köln), mit einigen kurzen An-
weisungen und mit dem geschickten Hinweis darauf, daß,
wie die andere große Kategorie der Genußmittel, die der
coffe'inhaltigen Getränke, »der künstlerischen Gestaltung
des Porzellans den stärksten Anreiz gegeben hat, so der
Tabak eine FiillekunstgewerblicherGegenständevon höchster
Vollendung entstehen ließ. Man denke nur an die Tabak-
dosen des Rokoko, an die Pfeifen, Pfeifenstopfer und dergl.«
Dr. Liithgen behandelt auch das Kapitel von den modernen
Packungen der Firma Feinhals. Mit künstlerischem Bewußt-
sein gehen sie zurück auf das, was die Packungen der
stilstarken Epochen frei entwickelten: Tendenz der Flächen-
füllung unter Verzicht auf realistische Wirkungen oder
eitles Aufmerksammachen auf die Schwierigkeiten des Relief-
und Golddrucks, wie das in den letzten Jahren auf den
Deckeln der Zigarrenkisten geschah. Für jede Gebrauchs-
form des Tabaks ist die richtige künstlerische Lösung für die
Packung gefunden worden. Die neuesten Ausführungen,
wie sie auf dem Titelblatt einer Preisliste (einer Zeichnung
von entzückend fester Grazie) und in mehreren Packungen
zu sehen sind, können bezüglich Linie und Farbe ebenso
wie die in der Monographie abgebildeten vorbildlich ge-
nannt werden. Zu dem künstlerischen Stabe gehören
E. R. Weiß, Bernhard, Ehmcke u. a. o
□ Es gibt verschiedene Formen der Zusammenarbeit von
Künstler und Kaufmann. In München wünschen meistens
die Wirte ein künstlerisches Schild zu haben. (Plakate von
anderen Geschäften sieht man selten.) Daraus entstehen
pikante malerische Skizzen von Weißgerber oder anderen,
also Zwitterdinge; es entsteht ein Ding, was nicht die Ehre
hat, ein Plakat zu sein, aber ein verlorenes Bild ist. Be-
günstigt hier der Auftraggeber den Fall des absoluten
Bildes, das »künstlerisch« sein muß, so entsteht im zweiten,
viel häufigeren Falle durch den allzu kaufmännisch-popula-
ristischen, im Künstlerischen unkühnen Sinn des Bestellers

das eingeschnürte Plakat. Endlich kann der Kaufmann mit
dem Künstler arbeiten. Einer von dieser Art ist Feinhals.
Sein Haus in Köln, von Olbrich, Bruno Paul und Läuger
gemeinschaftlich gebaut, beweist das auch. □
Paul Mahlberg.
AUSSTELLUNGEN
□ Ausstellungs-Bilanz. Nach den Katastern der »Stän-
digen Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie«
sind an gewerblichen Ausstellungen aller Art im Jahre 1912
bezw. an solchen Projekten für die kommenden Jahre be-
kanntgeworden (S. E. & O.): □

Jahr
in Deutschland
im Auslande
Zusammen
1912
253
443
696
1913
79
127
206
1914
31
28
59
1915
9
11
20
1916/20
6
9
15
Sa.
378
618
996

□ Amsterdam. Internationale Graphische Ausstellung
Amsterdam 1913. Im Rahmen der im Jahre 1913 in den
Niederlanden geplanten zahlreichen Jubiläumsausstellungen
wird vom 15. Juli bis 15. September auch eine »Internationale
Graphische Ausstellung« im Paleis vor Volksvlijt in Amster-
dam stattfinden. Wie die »Ständige Ausstellungskommission
für die Deutsche Industrie« bekanntgibt, will dieVeranstaltung
durch Vorführung der modernsten Maschinen im Betriebe
sowie durch möglichst vollständige Darstellung aller Roh-
stoffe und Erzeugnisse Wert und Umfang der graphischen
Gewerbe vor Augen führen und auch die Bedeutung eines
eingehenden Fachunterrichts zwecks Heranbildung tüchtiger
Arbeitskräfte in ihr Programm einbeziehen. Die Druck-
sachen der Ausstellung, die unter dem Ehrenvorsitz ver-
schiedener holländischer Minister und des Bürgermeisters
der Stadt Amsterdam steht, und in deren Ehrenkomitee
sich auch deutsche Industrielle usw. befinden, liegen an
der Geschäftsstelle der Ständigen Ausstellungskommission
(Berlin NW 40, Roonstr. 1) vor. □
□ Hamburg. Die V. Graphische Ausstellung des Deutschen
Künstlerbundes findet im Jahre 1913 in Hamburg statt.
Die Ausstellung wird voraussichtlich vom 1. Mai bis 30. Juni,
wie im Jahre 1910, in den sämtlichen Räumen der Galerie
Commeter unter dem Vorsitz des Grafen Prof. Dr. Leopold
v. Kalckreuth veranstaltet. □
□ Köln a. Rh. Die Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln
1914 ist eine gemeinsame Veranstaltung der Stadt Köln
und des Deutschen Werkbundes. Sie soll in Köln im Jahre
1914 von Mai bis Oktober stattfinden. In dem eingetrage-
nen »Verein zur Veranstaltung der Deutschen Werkbund-
Ausstellung Köln 1914«, an dessen Spitze der Oberbürger-
meister von Köln, Herr Max Wallraf, und der Vorsitzende
des Deutschen Werkbundes, Herr Hofrat Peter Bruckmann,
sowie als Geschäftsführender Vorsitzender der Beigeord-
nete der Stadt Köln, Herr Carl Rehorst, stehen, ist ein
Organ zur Durchführung der Ausstellung geschaffen. Der
Geschäftsführende Vorstand des Vereins bildet den Vor-
stand der Ausstellung, dem der weitere Gesamtvorstand
des Vereins als Arbeitsausschuß und sieben Tätigkeits-
ausschüsse zur Seite stehen. Von der Stadt Köln sind für
die in vollem Gange befindlichen Vorarbeiten 50000 M.
bewilligt und als Beitrag zu dem in der Bildung begriffenen
Garantiefonds (500000 M.) gezeichnet worden mit der be-
sonderen Maßgabe, daß im Falle eines Fehlbetrages die
 
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