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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0106

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
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Hälfte dieser Summe vor allen sonstigen Garantiezeich-
nungen vorweg in Anspruch genommen werden darf. Auch
ist für die Ausstellung ein rund 200000 qm großes Gelände
auf dem rechten Rheinufer gesichert, das, mit dem Blick
auf das berühmte vom Dom beherrschte Stadtbild von
Köln, eine wohl einzigartige Möglichkeit zur Gestaltung
reizvoller Ausstellungsanlagen bietet. Die Reichsregierung
und die preußische Landesregierung haben ihr lebhaftes
Interesse für die Ausstellung bekundet, und ebenso die
Ständige Ausstellungskonnnission für die Deutsche Industrie,
so daß nunmehr alle äußeren Vorbedingungen als erfüllt
gelten dürfen. Die Ausstellung soll zeigen, was die deutsche
gewerbliche Arbeit im Zusammenwirken mit der Kunst zu
leisten vermag. Der vom Deutschen Werkbund vertretene
Gedanke der Durchgeistigung und Veredlung der deutschen
Arbeit durch die Steigerung der Qualität und die Entwick-
lung der Form ihrer Erzeugnisse soll zu sinnfälligem Aus-
druck gebracht werden. Qualitätsgesinnung und das Ge-
fühl und Verständnis für die neue Form der deutschen
Arbeit sollen bei denen, die es zunächst angeht, vertieft
und befestigt und auch in den Kreisen derer geweckt
werden, die heute noch ferner stehen. Die Ausstellung
soll weiteren Kreisen zum Bewußtsein bringen, daß es sich
hier um eine Zukunftsfrage der deutschen nationalen Arbeit
handelt, an deren Lösung jeder zu seinem Teil, sei es als
Hersteller oder als Verbraucher, mitzuwirken hat. Wenn
unsere Großindustrien, allen voran die Elektrizitäts- und
chemische Industrie, den Ruf der deutschen Arbeit in der
Welt aufs neue begründet und den Boden für unsere
wirtschaftlich-politische Weltstellung bereitet haben, so
hängt nun für uns der weitere entscheidende Fortschritt
davon ab, ob wir uns über die technisch-wissenschaftliche
Qualität jener Leistungen hinaus zur Höhe wahrhaft
künstlerischer Qualität und Form zu erheben vermögen.
Den wissenschaftlich-technischen und vollends den organi-
satorischen Befähigungsnachweis haben wir Deutsche er-
bracht. Vor einem Jahrzehnt feierte auf der Ausstellung
in Düsseldorf die große rheinisch-westfälische Industrie
den glänzendsten Triumph ihrer Leistungsfähigkeit. Aber
in eben diesem Jahrzehnt ist die neue deutsche Werk-
kunst erstanden, die nun in Köln, dem Mittelpunkt des
größten und reichsten deutschen Wirtschaftsgebietes, zeigen
soll, wie sie das Werk der deutschen gewerblichen Arbeit
künstlerisch zu veredeln vermag. Ort und Zeit sind aufs
glücklichste gewählt, und wenn alle berufenen geistigen
und wirtschaftlichen Kräfte Zusammenwirken, so wird in
Köln ein Werk erstehen, das für die gegenwärtige kulturelle
Entwicklung Deutschlands bezeichnend und richtunggebend
sein wird. So ergeht an alle in Betracht kommenden
Kreise der deutschen Arbeit die dringende Aufforderung,
sich zu dem großen nationalen Werk zu vereinigen, damit
hier aus dem einmütigen Zusammenwirken von Kunst,
Handwerk, Industrie und Handel eine eindrucksvolle Kund-
gebung deutschen Wollens und Könnens erwächst, die
ihre Wirkung weit über Zeit und Ort dieser Ausstellung
hinaus erstrecken wird. Deutsche Werkbund-Ausstellung
Köln 1914. Der Geschäftsführende Vorsitzende: Rehorst,
Beigeordneter der Stadt Köln, Bischofsgartenstraße 16. —
Einteilungsplan: Die deutsche Werkkunst. I. Auserlesene
Einzelstücke alter und neuer Zeit in vorbildlichen Sammlungs-
räumen. II. Sonderausstellungen einzelner Werkkiinstler.
III. Kunst in Handwerk und Industrie. Diese Abteilung
faßt das Ergebnis des Zusammenwirkens von Kunst, Hand-
werk und Industrie zur Veredlung der gewerblichen Arbeit
in einer systematisch geordneten Übersicht über die deutsche
Werkkunst, mit Einschluß der Raumkunst, zusammen.
1. Erzeugnisse verschiedener Gewerbe in Einzeldarstellung:
a) Textil- und Bekleidungsgewerbe, b) Lederindustrie,

c) Papierindustrie, d) Tapetenfabrikation, e) Linoleum-
fabrikation, f) Buchgewerbe, Reproduktionstechnik und
Schriftgewerbe, g) Photographie, h) Holz bearbeitende
Gewerbe, i) Steinindustrie, k) Keramik, 1) Glasindustrie,
m) Metall verarbeitende Gewerbe, n) Spielwaren; 2. Raum-
kunst: a) einzelne Wohnräume und Wohnungen, b) Re-
präsentationsräume in organischer Verbindung mit Werken
der freien Kunst (Malerei und Plastik). IV. Einzelgebiete
der Werkkunst. Hier wird die werkkiinstlerische Einwirkung
auf wichtigen Lebens- und Arbeitsgebieten, mit Einschluß
des Handels, programmatisch in räumlich geschlossenen
Gruppen zur Darstellung gebracht, a) Architektur und
Städtebau, b) kirchliche Kunst und Friedhofskunst, c) Garten-
bau, d) Farbenschau, e) das Haus der Frau, f) Fabrik,
Werkstatt und Bureau, g) Kunst im Handel, h) Verkehr
(Verkehrsmittel, dem Verkehr dienende Bauten), i) Sport,
k) Rheinbadeanstalt, 1) das Etagenhaus für mittlere Ein-
kommen, m) das Kleinwohnhaus, n) das Haus für die
deutschen Kolonien, o) das neue niederrheinische Dorf
(Denkmalpflege, Heimatschutz und Bauberatung). V. Künst-
lerische Erziehungsmethoden. VI. Das österreichische Haus.
— Als Ausstellungsobjekte anzusehen sind ferner folgende
Gebäude: 1. Festhaus, 2. Künstlertheater, 3. Lichtspielhaus,
4. Hauptrestaurant. Außerdem soll auf einem besonderen
Geländeabschnitt ein Vergnügungspark errichtet werden,
der gleichfalls nach Möglichkeit der künstlerischen Ver-
edlung volkstümlicher Vergnügungen dienen wird. □
□ In der am 20. Dezember 1912 stattgehabten Plenarsitzung
des Vorstandes der y>Ständigen Ausstellungskommission für
die Deutsche Industrie« gelangte nachstehende Resolution
einstimmig zur Annahme: »Im Hinblick auf die wachsende
Bedeutung, die dem Zusammenwirken der Kunst mit
Industrie, Handel und Handwerk zukommt, begrüßt der
Vorstand der ,Ständigen Ausstellungskommission für die
Deutsche Industrie' in der von der Stadt Köln und dem
,Deutschen Werkbund' gemeinsam geplanten ,Deutschen
Werkbund-Ausstellung Köln 1914‘ eine fördernswerte Veran-
staltung, die geeignet sein wird, zu einer Veredlung der
deutschen gewerblichen Arbeit durch deren Qualitätssteige-
rung und Fornientwicklung nutzbringend beizutragen.« □
n Leipzig. »Bauen und Wohnen« ist der Titel einer
offiziellen Monatsschrift der Internationalen Baufachaus-
stellung Leipzig 1913. Die Zeitschrift wird Interessenten
zunächst kostenlos zugesandt. Wie mit der Internationalen
Baufachausstellung, die in Leipzig 1913 eröffnet wird, auf
vielen Gebieten des Bau- und Wohnwesens sowohl technisch
wie künstlerisch sich eine neue Entwicklung vorbereiten
wird, so soll auch ein Organ geschaffen werden, das die
für jeden Kulturmenschen so bedeutsame Materie in Form
einer monatlich erscheinenden illustrierten Revue behandelt.
Es kann und soll also kein Fachblatt sein, das sich mit
einem bestimmten technischen Gebiete befaßt, aber auch
nicht ein Organ, das darauf ausgeht, eine Sammelstelie von
all den technischen und wissenschaftlichen Einzelheiten zu
sein, die mit dem gesamten Bau- und Wohnwesen Zusammen-
hängen. Nr. 1 dieses neuen Organs erschien Mitte Januar
1913. Es liegt ihm die große Aufgabe ob, vor allem dem
Laien zum Bewußtsein zu bringen, welch großen Anteil
das Bau- und Wohnwesen an der gesamten kulturellen
Entwicklung hat, auf weicher bedeutenden wissenschaftlichen,
technischen und künstlerischen Höhe es angelangt ist. o
□ Stuttgart. Die Studentenkunst, eine Frage, die das
Landesgewerbemuseum in Stuttgart zunächst einer eingehen-
den Behandlung unterworfen hat, wird bald an derselben
Stelle neuerdings Gegenstand einer Ausstellung bilden.
Am 1. April läuft nämlich der Termin des Wettbewerbs
ab, der für alle deutschen Künstler, auch außerhalb Deutsch-

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