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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0145
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Emil Pirchan, der sich auf dem Gebiete der modernen
Reklame betätigt. Er bringt Plakate, Inserate, Reklame-
marken und dekorative Entwürfe.
Leipzig. Stadt. Kunstgewerbemuseum. Das steigende
Interesse der Künstler und des Publikums an der Verwen-
dung des Bernsteins als Schmuckmaterial hatte kürzlich das
Museum veranlaßt, eine Ausstellung gewählter moderner
Arbeiten der Schmuck- und Kleinkunst zu veranstalten, die
in vorbildlicher Weise die Verwendungsmöglichkeiten des
Bernsteins zeigen sollte. Zur Ergänzung dieser modernen
Abteilung und um einen Vergleich mit vergangenen Ge-
schmacksrichtungen und den von ihnen bevorzugten Tech-
niken zu ermöglichen, war eine kleine Auswahl von Werken
des älteren Kunstgewerbes aus Privat- und Museumsbesitz
vorgeführt worden. So weit photographische Aufnahmen
von größeren Objekten zu erreichen waren, wurden auch
diese zur Ausstellung gebracht. Zur Ausstellung war ein
illustrierter Führer herausgegeben worden. o. P.
Offenbach a. O. Ausstellung »Gut und Böse«. Nach
dem Vorgänge der Mannheimer Kunsthalle hat im Monat
Februar der Verein für Kunstpflege in Verbindung mit den
Technischen Lehranstalten zu Offenbach a. M. eine Aus-
stellung veranstaltet, die durch tatsächliche Gegenüberstel-
lung guter und schlechter Gebrauchsgegenstände den Wert
sachlicher schöner Gebrauchsware lehren will. Die Mann-
heimer Kunsthalle hat sogar einen kleinen Teil ihrer De-
zember-Ausstellung dazu beigesteuert.. Allein, da in einer
Stadt wie Offenbach, die etwas abseits vom großen Kultur-
pfade liegt, die Bevölkerung in ganz anderer, intensiverer
Weise aufgerüttelt werden muß, so wurde die Ausstellung
hier auf eine weit umfassendere Basis gestellt und ihr ein
ganz bestimmtes Programm mitgegeben. Dies wird in der
kleinen Einführungsschrift etwa dahin formuliert, daß die
Schönheit von Gebrauchsgegenständen nicht in aufgeklebter
»Kunst« bestehe, daß sie an sich überhaupt keine Kunst-
werke darstellen, und daß alle zugefügten Ornamente ihre
ästhetische Form fast immer verschleiern oder vernichten;
daß vielmehr ihre Schönheit aus ihrem praktischen Zweck,
aus dem Glanz des Materials und der Solidität der Bear-
beitung in materialgerechtem Sinne hervorgeht. sMit an-
deren Worten: die Qualität des Materials und der Arbeit
wird der schundmäßigen Billigkeit, der Ornamentierungs-
wut und der Imitation entgegengesetzt und hier in ganz
starken Kontrasten Reihen von guten und schlechten Dingen
einander gegenübergestellt. In horizontaler Richtung über-
blickt man die verwandten Dinge; in vertikaler entsprechen
sich jeweils ein gutes und ein böses, mit genau entsprechen-
den Beischriften, so daß die Orientierung eine sehr rasche
und überzeugende ist, zumal die zusammengehörigen Dinge
jeweils in Schränken vereinigt sind, z. B. Haushalt, Herren-
zimmersachen, Leder, Glas und Porzellan, Silber, Bücher,
Ansichtskarten, Packungen, Stickereien usw. In den Reihen
der »guten« Gegenstände dominiert <\\z Offenbacher Leder-
lind Metallwarenindustrie sowie die Arbeiten der Tech-
nischen Lehranstalten, wie billig. Insbesondere sind Schüler-
arbeiten der Klasse Throlliür Dekorationsmalerei und Sticke-
reien der Klasse Mizzi Vogl für Flachornamentik zu kleinen
Kollektionen versammelt und legen ein gutes Zeugnis ab
für den künstlerischen Geist in der Offenbacher Kunstge-
werbeschule. Z)/-. Paul F. Schmidt.
Stuttgart. Im Turmzimmer des Kgl. Landes-Gewerbe-
museums ist zurzeit ein interessanter Plakatwettbewerb zu
sehen. Es handelt sich um ein Plakat für die Stuttgarter
Mo den-Ausstellung 1914, veranstaltet vom »Verband Deut-
scher Detailgeschäfte der Textilbranche«, Ortsgruppe Stutt-
gart, dessen Komitee sich dahin einigte, die Konkurrenz
an der hiesigen Kunstgewerbeschule durchführen zu lassen.

Es ist dies ein gutes Zeichen der Zusammenarbeit, und
wahrlich der Ausstellungsausschuß hat diese Entscheidung
nicht zu bereuen. Obgleich allerdings nur 14 Tage zur
Verfügung standen, verraten die Arbeiten ein recht tüch-
tiges Können und die Schüler waren, das sieht man deut-
lich, voll kühner, keck zugreifender Ideen und packender
leuchtender Farben. Im ganzen sind 46 Entwürfe einge-
gangen, die zu bewerten für die Jury keine leichte Aufgabe
war. Den I. Preis bekam Richard Dölker, je einen 2. Preis
erhielten Adolf Schmid und Adolf Schneck und je ein 3. Preis
wurde Elisabeth Hahn und Paul Körner zuerkannt. Be-
lobungen wurden ausgeteilt an: Adolf Bauer, Wilhelm Bühler,
J. Gewinner, Helene Hahn, J. Morier, Albert Ott, Adolf
Schmidt, Adolf Schneck, K. Strobel, G. Trump, Gretel Uh-
land (zweimal) und Hilde Widmann. Als Plakat wird aus-
geführt der mit einer Belobung bedachte Entwurf von Gretel
Uhland, der eine Reifrockdame in schwarz-weiß kariertem
Kleid auf dunkelgelbem Grund zeigt und als Katalogum-
schlag eine ebenfalls belobte Arbeit von Hilde Widmann,
die die Gegenüberstellung der Mode des 18. und 20. Jahr-
hunderts bringt und in der eleganten linearen Komposition
und den gut gewählten Farben ganz vortrefflich ist.
Die neue Ausstellung in der König-Karl-Halle des Kgl.
Landes-Gewerbemuseums zeigt diesmal Architekturen eines
geborenen Stuttgarters, des in Berlin lebenden Architekten
Prof. Emil Schaudt, dem Mitschöpfer des Hamburger Bis-
marckdenkmals, das in seinem ganz hervorragenden Aufbau
einen überwältigenden Eindruck macht. Neben diesem in
Kraft und Wucht wundervoll gelungenen Werk ist noch
ein anderer Monumentalbau Schaudts — das Kaufhaus des
Westens — in einer Reihe sehr guter Photographien zu sehen.
Auch aus den übrigen Arbeiten, die ausgestellt sind, ist die
Eigenart des Künstlers ersichtlich, so beispielsweise bei den
beiden Wassertürmen oder dem eigentümlichen Brückenbau-
tunnel der Untergrundbahn in Schöneberg. Ebenfalls den
Eindruck des Monumentalen bekommt man bei den ver-
schiedenen Ausstellungshallen und Portalen, bei der Bis-
marckwarte für Westend und einer Reihe Geschäftshäuser,
Fassaden, Hochbahnhaltestellen, Straßendurchzüge u. a. m.
Ferner sind noch einige Gartenplastiken ausgestellt, die
nach dem Entwurf Schaudts in der Großherzoglichen Majo-
lika-Manufaktur in Karlsruhe ausgeführt wurden.
Im Ausstellungsgebäude gegenüber dem Kgl. Landes-
Gewerbemuseum veranstaltet zurzeit der Wiirtt. Kunstge-
werbeverein eine Ausstellung der Knnstanstalt und Geschäfts-
bücherfabrik J. C. König de Ebhardt-Hannover, die sich jetzt
neben ihrer weltrufgenießenden Bücherfabrikation auch mit
der Ausführung künstlerischer Drucksachen aller Art be-
schäftigt. Wir sehen außer verschiedenen Einbänden und
Illustrationsproben eine Reihe geschmackvoller Katalogum-
schläge, Briefköpfe, Prospekte, Zirkulare, Geschäfts- und
Empfehlungskarten, Schecks und Plakate in technisch ein-
wandfreier Ausführung. m. r.
TODESFÄLLE
Berlin. Am 28. Februar ist der Graphiker Karl Matthies
gestorben, dessen Art und Schaffen noch im Juliheft des
vorigen Jahrganges Dr. E. W. Bredt eingehend gewürdigt
hat. Seine »Matthies-Cursive«, die damals von der Schrift-
gießerei Stempel herausgebracht wurde, hat sich seither
viele Freunde geworben; sie ist flüssig in der Form und
hat einen ganz eigenartig festlichen Charakter, der sie be-
sonders für den Satz von Versen und intimen Dingen ge-
eignet macht. In dieser Schöpfung hat Matthies seine ganze
Persönlichkeit niedergelegt. Er war ein feiner, stiller, lyrisch
reich begabter Mensch, der sich meist nur dort zeigte, wo
es ethische Probleme zu pflegen galt. So beteiligte er sich

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