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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0144

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bei mancher Firma gefunden zu haben. Lobenswert waren
Gefäße und Figuren der Firma Marzi & Remy-Höhr, viel-
fach ganz neuzeitlich und auffallend durch schöne Glasuren
und edle Formen, ln scharfem Wettbewerb dazu stand
manches Stück der Firma Joh. Peter Thewalt-Höhr (Inhaber
Carl Thewalt) in graublauer und brauner Ware, unter denen
namentlich Tiere, so ein schöner Pfau, Anerkennung ver-
diente. Weiter seien lobend graublaue Gefäße und Schüsseln
von J. W. Remy-Höhr genannt, die in guter Verteilung ein-
geritztes Flachornament hell auf blauem Grunde in recht
ansprechender Wirkung zeigten.
Auch diese alte Technik des Steinzeugs würde eine
weitere Pflege durchaus rechtfertigen; es würde nichts
schaden, wenn noch mehr als bisher Anknüpfung auch an
ältere Arbeitsweisen versucht würde. Vereinzelt hatte auch
die Firma Eckhardt & Engler-Höhr (Inhaber P. Eckhardt)
manches gute Gebrauchsmuster aufzuweisen; mehr oder
weniger fühlte man hier aber die allzugroßen, geschmack-
lich nicht ganz einwandfreien Zugeständnisse an die Qua-
lität der Exportware für nicht ganz kultivierte Völker. Sonst
bot die Ausstellung noch die mit der Krugfabrikation eng
zusammenhängende Anfertigung von Zinnwaren, nament-
lich Zinndeckeln. Es sei dafür anerkennend die Firma
Peter Gilles-Höhr und hiernach die Firma Fr. P. Scherf-
Höhr genannt.
In Gebrauchswaren in graublauem Steinzeug, nament-
lich Einmachetöpfen, riesigen Essig- und Weinkrügen als
Vorratsgefäßen boten folgende Firmen beachtenswerte
Leistungen: Peter Jos. Rembs und Gehr. Rleudgen in Höhr
und August Corzelius-Memmingen; in braunen Konserven-
krügen verdient die Firma Eckhardt & Engter noch lobend
erwähnt zu werden. Rein bautechnisch mit Röhren, Schorn-
steinaufsätzen und mit Retorten und Gefäßen in braunem
Steinzeug für die chemische Industrie war die Firma
J. Thewalt-Höhr gut vertreten. In gleichem Sinne seien
noch genannt C. J. Loetschert &■ Co.-Höhr und Koblenz für
Apotheken - Einrichtung. Die nicht minder interessante
Pfeifenindustrie vertrat nur die Firma Julius Wingender & Co.-
Höhr, die Gebrauchs- und Schmuckpfeifen in Holz und
Ton bot und nebenbei eine lehrreiche Gruppe von Tabak-
pfeifen von Eingeborenen Afrikas angegliedert hatte.
Über weitere Ausstellungsobjekte zu berichten lohnt
sich nicht. Lokale Ausstellungen fallen ja leicht etwas ein-
seitig aus; vielleicht bietet sich Gelegenheit, nach einigen
Jahren — nicht allzufrüh — mal wieder eine erweiterte,
sich über das ganze Westerwaldgebiet erstreckende Aus-
stellung zu veranstalten. Sicher dürfte nicht nur der Stein-
zeugwaren-Industrie eine Bereicherung ihres Arbeitsgebietes,
so namentlich für Bau- und Gartenzwecke, sondern auch
der Hausindustrie mit Holzarbeiten, Drechsel- und Flecht-
arbeiten ermöglicht werden können. Und wenn es der
Industrie gut geht, vermöchte auch das Handwerk auf
lohnende Sonderaufträge zu hoffen. Vielleicht greift Mon-
tabaur oder Limburg einmal den Gedanken an eine Wester-
waldausstellung, die sehr gut historisch erweitert werden
könnte, auf. Eine solche Ausstellung würde sicher Tausende
als Wanderziel in jene herrliche Gegend locken.
Otto Schulze-Elberfeld.
Berlin. Ausstellung des Deutschen Museums für Kunst
in Handel und Gewerbe (Hagen i. W.) in den Vereinigten
Werkstätten fiir Kunst im Handwerk. Keramik. In den
Vereinigten Werkstätten in der Bellevuestraße 5 a wurden
deutsche keramische Erzeugnisse zu einer umfassenden Schau
vereinigt. Die ausgestellten Beispiele stammen aus dem Be-
stände des Deutschen Museums Hagen i. W. (der Grün-
dung des Folkwangmuseums und des Deutschen Werk-
bundes). Als Museum der modernen Kunstbewegung
bildet es ein Gegenstück zu den Kunstgewerbemuseen mit
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historischem Inventar. Das Deutsche Museum will den Sieg
des deutschen Gewerbes und weiß, daß dieser nur in der
Herausarbeitung unserer geistigen Eigenart begründet ist.
Die Propaganda des Museums gilt der gesamten künst-
lerischen Kultur vom erhabenen Ausdruck industrieller Re-
präsentation bis zum einfachen Nutzgegenstand. Der Fort-
schritt des Städtebaus, moderne Industriebauten, Metall-,
Textil-, keramische Arbeiten, Reklamekunst — jedes Gebiet
gewerblicher Produktion ist durch Musterbeispiele im Deut-
schen Museum vertreten und wird in Wanderausstellungen
gezeigt. Man geht aber über Deutschland und die stamm-
verwandten Gebiete hinaus. Die deutsche Kunstgewerbe-
ausstellung, die das Deutsche Museum im vorigen Jahre nach
Nordamerika entsandte, wurde in den vornehmsten ameri-
kanischen Kunstinstituten der großen Städte je sechs Wochen
gezeigt. Ihr Zweck, das amerikanische Publikum mit dem
Schaffen unserer Bau- und Gewerbekünstler bekannt zu
machen, hat sich jedenfalls erfüllt und eine etwaige Er-
schließung des amerikanischen Marktes für das deutsche
Kunstgewerbe vorbereitet.
In der jetzigen Berliner Ausstellung sind die Berliner,
Meißener, Nymphenburger Manufakturen mit erlesenen
Erzeugnissen vertreten. In den Arbeiten der Kopenhagener
Porzellanmanufaktur kommt ein ausgeprägtes porzellanenes
Stilgefühl zur Geltung, eine freie künstlerisch-dekorative
Auffassung infolge Beherrschung der Technik der Unter-
glasurmalerei. Wunderbar ist besonders ein Gefäß von
bestrickendem Formenreiz, den die blauweiße Schlangen-
hautglasur noch erhöht, sowie eine Sauciere mit Libellen
als Griffen und mattlila Glasur und weißen Margueriten
als Dekor. Auch die Schwarzburger Werkstätten sind vor-
züglich vertreten u. a. durch einen Barockherrn und eine
Barockdame (von Schlameus) mit feinem Empfinden für
materialentsprechende flächige Modellierung und eine kau-
ernde russische Bäuerin von Barlach, die in der Flächen-
behandlung ganz einzigartig ist. Wie hier die Lichtspie-
gelung des Schmelzüberzuges die schlichten, glatten weißen
Flächen belebt! — Man wünschte dem Steinzeug die Sym-
pathie, deren sich dieses Material in der Renaissance, in
Deutschland erfreute. Den praktischen und künstlerischen
Wert des Steinzeugs haben ja die Japaner und Franzosen
längst wieder erkannt. — Die Steinzeugwerke Höhr mW tsier-
wald versicherten sich eines Künstlers wie van de Velde,
um ihren Produkten wieder gesteigerte Nachfrage zu sichern.
Gerade für Keramik bringt ja dieser Künstler ein subtiles
Gefühl für herbe Linienschönheit mit. Die verschiedenen
mit prächtigen ins Purpurviolett übergehenden Glasuren
versehenen Gefäße bezeugen dies. Besonders fein ist ein
amphoraähnlicher glatter Krug mit geknickten Henkeln,
ockergelb mit schwarzer Riefelung. Ähnliches Stilempfinden
für Keramik bringt Riemerschmid-München (gleichfalls für
Höhr entwerfend) in seinen braunglasierten Bierkannen von
barocker schwerer gedrungener Form mit. Durch den mit
dem Ausguß nach vorn überfallenden Bauch wirken diese
Gefäße grotesk, aber gerade darum so ansprechend. Ganz
abgesehen von dem praktischen Nutzen dieser Gestaltung.
Einige mit dünner Salzglasur überfangene Steinzeugarbeiten
von Sissi Brentano (Kunstgewerbeschule Weimar) sind aber
wohl die im Dekor charakteristischsten Stücke der Samm-
lung. Die Künstlerin malt dünn Akte auf einen Teller
oder schwimmende Fische auf ein Gefäß. Dunkelbraun
auf graublauen Grund. So künstlerisch skizzenhaft, so fein
dem keramischen Grundgedanken sich einfügend.
Pallmann.
Leipzig. Im Deutschen Buchgewerbemuseum fanden
zwei Ausstellungen statt: in den oberen Räumen eine Aus-
stellung neuerer Exlibris aus den Beständen des Museums
und eine Ausstellung des bekannten Münchener Architekten
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