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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Straumer, Paul: Kunst und Industrie: zu den Stoffen von Grossmann & Co. in Chemnitz
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0161

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Missale von Erfurt. Fol., 13. Jahrhundert

Flandrisch-Französisches Stundenbuch, um 1400

Im Besitze des Hofantiquars Jacques Rosenthal in München

Farbstoffe nicht nur prächtiger als die alten Natur-
farbstoffe, sondern auch viel leichter zu handhaben.
Verwunderlich war’s nicht, jedoch nicht gut. Denn
die Echtheit der ersten künstlichen Farbstoffe, um 1860
herum, stand nicht ihrem Glanze gleich und allge-
meine Unzufriedenheit erhob sich. Daß sie heute noch
anhält, ist nur ein Beweis dafür, wie schwer einmal
festgenistete Vorurteile zu entwurzeln sind. Denn
heute haben wir Farbstoffe, die den echtesten der
alten Naturfarbstoffe, Indigo, um das Mehrfache an
Echtheit übertreffen. Der »König der Farbstoffe«, der
Indigo, ist seines Ranges längst enthoben. — Der
Industrielle, dessen Gewissen auf die wiedererstandene
Werkehrlichkeit eingestellt ist, muß unter den neuen
Mitteln wählen. Dann ist er imstande, Künstlern und
Kunstgewerblern mit seinen Materialien recht zu
dienen. In der Webfabrik von Großmann & Co. in
Chemnitz pulst jener neue Geist lebendig. Die Be-
lichtungsproben von Großmannstoffen, die hier ab-
gebildet sind, gewähren Einblick in das Verfahren
streng prüfender Materialbeurteilung- und Auswahl.
Sie lassen das Segensreiche solcher Strenge erkennen.
Die zur Linken geschiedenen Proben sind mit den

für gute Stoffe dieser Art früher allgemein gebrauchten
Farben gefärbt, sind nicht etwa ad hoc herausgelesene
Sündenböcke. Selbst am Grün, der schwierigsten
Farbe, prallte die Sonnenenergie machtlos ab. Die
Webart der Stoffe ist vom selben Geiste bestimmt
wie die Färbeweise. Schuß und Kette führen hier
zusammen einen erfreulichen Reigen auf. Wird doch
das Heben und Senken der Kettfäden beim Durch-
fliegen des Schützen geleitet gemäß Mustern, die
immer zum mindesten als geschmackvoll bezeichnet
werden müssen. Als Webmaterialien dienen bald
Fasern der edlen, langstapeligen, ägyptischen Baum-
wolle, bald des zarten, frischen Leinens, dann wieder
Baumwollfasern, denen die Technik des Merzerisierens
einen eigenartigen, milden Glanz verlieh. Ersatzstoffe
scheut Großmann.
So ist nicht zuviel gewagt, wenn man die licht-
echten Großmannstoffe als vorzügliche Beispiele der
Auferstehung der Handwerksethik in der modernen
Industrie hinstellt und nicht zuviel behauptet, aus je-
dem dieser Großmannstoffe klinge uns ein Jubelruf
neuzeitlicher Industrieleistung entgegen.
Selbst einen Ruskin würden sie versöhnen.

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

AUSSTELLUNGEN
Frankfurt a. M. Dit Ausstellung von Bühnenbildern zu
Wagners Parsifal im Kunstgewerbemuseum verdient beson-
deres Interesse, da sie über den gegenwärtigen Stand der

Theatermalerei in Deutschland orientiert. Es ist hier eine
Aufgabe gegeben, die die meisten anderen an Schwierigkeit
und Reichtum der Probleme bei weitem übertrifft. Einmal
bedeutet der Parsifal unstreitig einen Gipfel deutscher Bühnen-
kunst, dann ist aber auch das Verhältnis von Tonwerk und

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